Allianz.com: 136.000.000.000.000 oder 136 Billionen Euro privates Geldvermögen weltweit. Bedeutet das, dass die Weltbevölkerung zu viel spart und zu wenig investiert?
Michael Heise: Ja und Nein. Nein, die Weltbevölkerung spart nicht zu viel. Angesichts überschuldeter Staaten und alternder Gesellschaften ist jeder Einzelne dazu aufgerufen, eher mehr als weniger für seine eigene Zukunft vorzusorgen. Aber ja, wir investieren zu wenig, angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen: Klimawandel, Armut und Migration, digitale Revolution, veraltete Infrastruktur – um nur einige Stichworte zu nennen.
In den vergangenen Wochen erlebten die Schwellenländer eine negative Marktentwicklung – was bedeutet das für die Mittelschicht in diesen Ländern?
Was wir derzeit sehen ist, dass der schnelle Aufholprozess mit der Entstehung einer starken Mittelschicht nur leicht an Fahrt verliert, sogar in China. Das Wachstum des mittleren Vermögenssegments ist ein stabilisierender Faktor für die Volkswirtschaften. Der Konsum in China zum Beispiel verzeichnet weiterhin eine zweistellige Wachstumsrate. Auf lange Sicht wird das Wohlstandswachstum in China jedoch davon abhängen, ob Strukturreformen durchgeführt werden.
3 Fragen, 3 Antworten
„Zu viele Menschen bleiben auf der Strecke!“
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Michael Heise, Chefökonom der Allianz: „Das Wachstum des mittleren Vermögenssegments ist ein stabilisierender Faktor für die Volkswirtschaften.“
Von 136 Billionen Euro Privatvermögen weltweit spricht der aktuelle Global Wealth Report der Allianz. Das ist ein Rekord.
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Unseren Berechnungen zufolge wird die Spanne zwischen Arm und Reich in den Industrieländern immer größer. Welche Auswirkungen hat das auf die Konjunkturentwicklung dieser Gesellschaften?
Mit Blick auf die Vermögensverteilung geben die entwickelten Länder in Europa, Nordamerika und Ozeanien ein sehr heterogenes Bild ab. Die Mehrzahl der Länder erlebte aber eine - teilweise deutliche - Zunahme der Ungleichverteilung finanziellen Reichtums. Dies gilt insbesondere für die Vereinigten Staaten und die politische Debatte dazu wird dort mit Sicherheit fortgeführt. Die zunehmende Ungleichheit gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt und kann das Wirtschaftswachstum bremsen. Die Herausforderung besteht jedoch nicht darin, den Vermögensaufbau der oberen Vermögensklasse zu beschränken, es muss vielmehr bei der unteren Vermögensschicht angesetzt werden: zu viele Menschen bleiben auf der Strecke. Die wirkliche Herausforderung besteht also darin, diesen Menschen Vermögensaufbau zu ermöglichen , vor allem durch bessere Bildung und flexible Arbeitsmärkte, die Beschäftigungsmöglichkeiten bieten.
Mit Blick auf die Vermögensverteilung geben die entwickelten Länder in Europa, Nordamerika und Ozeanien ein sehr heterogenes Bild ab. Die Mehrzahl der Länder erlebte aber eine - teilweise deutliche - Zunahme der Ungleichverteilung finanziellen Reichtums. Dies gilt insbesondere für die Vereinigten Staaten und die politische Debatte dazu wird dort mit Sicherheit fortgeführt. Die zunehmende Ungleichheit gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt und kann das Wirtschaftswachstum bremsen. Die Herausforderung besteht jedoch nicht darin, den Vermögensaufbau der oberen Vermögensklasse zu beschränken, es muss vielmehr bei der unteren Vermögensschicht angesetzt werden: zu viele Menschen bleiben auf der Strecke. Die wirkliche Herausforderung besteht also darin, diesen Menschen Vermögensaufbau zu ermöglichen , vor allem durch bessere Bildung und flexible Arbeitsmärkte, die Beschäftigungsmöglichkeiten bieten.
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Vorbehalt bei Zukunftsaussagen
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen: