Hat die Fed eine Blase geschaffen?

Für Investoren kommt es wahrscheinlich recht überraschend zu hören, dass für sie viel von einem Sachverhalt abhängt, auf den sie bisher kaum geachtet haben: der makroprudentiellen Regulierung, d.h. den Bemühungen der Zentralbanken und anderer Regierungsstellen, das Risiko systemischer Finanzkatastrophen zu reduzieren.

 

Ziel ist, die Wahrscheinlichkeit und die potenziellen Kosten finanzieller Störungen zu verringern. Das geschieht durch die Stärkung der Resilienz des Systems, das Einrichten von Trennschaltern, damit Probleme in einem Bereich nicht auf andere übergreifen, und - im Notfall - die Eindämmung der negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft im Allgemeinen, wenn Störungen entstehen.

 

Nach Blasen suchen

 

Nach der globalen Finanzkrise wurde die makroprudentielle Regulierung erheblich verbessert. Überall auf der Welt führten die Behörden höhere und intelligentere Mindestkapitalanforderungen ein und zwangen Finanzinstitute dazu, ihr Vermögen konservativer zu bewerten und Vermögenswerte zu halten, die sich leichter veräußern lassen. Außerdem begrenzten die Behörden die Risiken, die Finanzinstitute eingehen können, bestanden auf stabileren Finanzierungen und verlangen höhere Rückstellungen zur Absicherung gegen Kreditausfälle.

 

Der Effekt der überarbeiteten Regulierungsmaßnahmen geht weit über die entsprechenden Banken und Finanzgesellschaften hinaus. So konnten auch die Zentralbanken bei der Aufrechterhaltung und Entwicklung außergewöhnlicher monetärer und Kreditstimuli mehr Wagemut zeigen; dadurch gingen Aktien- und Anleihekurse wie auch andere Vermögenswerte nach oben und die Konjunktur wurde angekurbelt.

 

Je beherzter die Zentralbanken ihre makroprudentiellen Maßnahmen verfolgen, desto geneigter sind sie auch mit Stimuluspaketen fortzufahren, die zukünftig durchaus eine höhere Gefahr finanzieller Unsicherheiten bergen - ein Kompromiss, auf den vor kurzem die Präsidenten der Feds in Minneapolis und Boston Narayana Kocherlakota und Eric Rosengren sowie der ehemalige Gouverneur der Fed, Jeremy Stein, hinwiesen.

 

Im Wesentlichen hat die Fed Aktien- und Anleihekurse stark in die Höhe getrieben, immer in der Erwartung, dass diese Hausse dann auch die Konsumausgaben, die physischen Investitionen und die Einstellungen nach sich zieht, die sie im Nachhinein auch rechtfertigen. Die Hoffnung ist, dass Beschäftigung und Inflation sich aneinander annähern und sich nahe dem Fed Ziel von 2 Prozent einpendeln. Bisher besteht jedoch noch eine große Lücke zwischen den Vermögenswerten und der wirtschaftlichen Realität - gerade letzte Woche wurde die Diskrepanz zwischen den neuen Höchstständen am Aktienmarkt und den nach wie vor schwächelnden Inflationsdaten erneut offensichtlich.

 

Es besteht die Gefahr, dass die Konjunkturerholung letzten Endes die künstlich in die Höhe getriebenen Kurse nicht rechtfertigt und es zu signifikanter finanzieller Unsicherheit und negativen Rückwirkungen auf die Wirtschaft kommt. Je sicherer sich die Behörden sind, dass sie einer solchen potenziellen Instabilität entgegenwirken -- und sie falls nötig begrenzen können --, desto gewillter sind sie, die auf den Märkten so beliebten Stimuli weiter aufrecht zu erhalten.

 

Die wichtigste Frage ist jedoch, ob die kürzlich erfolgte Straffung der makroprudentiellen Regulierung ausreicht, um die Risiken die die Fed im Hinblick auf künftige finanzielle Instabilität eingeht, zu rechtfertigen.

 

Angesichts der vielen verschiedenen Faktoren, die sich auf die Weltwirtschaft auswirken, vermute ich, dass nur wenige in der Lage sind, diese Frage mit genügend Präzision und Überzeugung zu beantworten. Schließlich entwickelt sich das regulatorische Rahmenwerk noch weiter, die Banken müssen sich in ihrem Verhalten erst noch vollends anpassen, einige Institute sind nach wie vor "too large to fail" und kommen zurecht und einige Aktivitäten wurden verlagert, so dass der Arm der Aufsichtsbehörden sie nicht mehr erreicht.

 

Die Fortschritte bei der makroprudentiellen Regulierung waren zwar bemerkenswert, reichen jedoch nicht an die Erwartungen heran, die die nationalen Aufsichtsbehörden ursprünglich hegten. Trotz internationaler Koordination gibt es noch kein globales Rahmenwerk. All dies sollten Investoren bei ihren Fed-getriebenen Handelsaktivitäten berücksichtigen, vor allem wenn es sich um Positionen handelt, die sich bei volatileren Märkten nur schwer veräußern oder abwickeln lassen.

 

 

Von Mohamed A.El-Erian, im Original erschienen auf Bloomberg view am 10.6.2014. Abdruck mit Einverständnis. Die Meinungen im Artikel entsprechen denen des Autors.

Mohamed El-Erian, Chief Economic Adviser der Allianz
Mohamed El-Erian, Chief Economic Adviser der Allianz.

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Petra Brandes
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