Unendliche Weiten

Die Ariane V beispielsweise zählt zu den zuverlässigsten Raketen überhaupt. Sie transportiert Satelliten in die Umlaufbahn und versorgt die ISS über das Automated Transfer Vehicle mit Material. Dennoch ist der Start einer Rakete alles andere als Routine. "Der größte Unterschied der Raumfahrtversicherung zu konventionelleren Marktsegmenten könnte die Tatsache sein, dass man seinen zukünftigen Verlust live im Fernsehen verfolgen kann", sagt Thierry Colliot, stellvertretender Geschäftsführer von SpaceCo, einer Allianz Global Corporate & Specialty-Tochter, die zu den führenden Weltraumversicherern gehört.

Im Allgemeinen werden die unterschiedlichen Raumfahrtrisiken in Pre-Launch-, Launch- und In-Orbit-Phase kategorisiert. Schon vor einem Start müssen viele Faktoren beachten werden. Während ihrer Errichtung und ihres Betriebs sind die Produktionsstätten, Kontrollzentren und Startrampen diversen Bedrohungen wie Naturkatastrophen oder Feuer ausgesetzt. Experten müssen einen hohen Aufwand betreiben, um sichere Abläufe zu gewährleisten – die Technologien, mit denen sie es zu tun haben, sind höchst empfindlich.

Besonders bei kommerziellen Missionen sind Verzögerungen mit erheblichen finanziellen Risiken verbunden. Auch nach einem erfolgreichen Start ist ein Satellit vielen Gefahren ausgesetzt: Schäden, Betriebsstörungen oder gar der Totalverlust bedrohen das Raumfahrzeug während des gesamten Einsatzes. Der Ausfall eines noch so kleinen Bauteils kann einen Totalschaden verursachen.

Ein solcher Verlust ist jedoch bei Weitem nicht das einzige Risiko: potenzielle Betriebsstörungen eines Satelliten sind in unserer globalisierten Welt ebenso problematisch. Dies ist von großem Belang für Satellitenbetreiber, deren Kunden – Fernsehkanäle, Banken, Fahrzeughersteller und andere Großindustrien – auf perfekt funktionierende Kommunikationsnetzwerke angewiesen sind. Besonders in Situationen größter öffentlicher Aufmerksamkeit, zum Beispiel bei der Übertragung von Fußballweltmeisterschaften oder Olympischen Spielen, wäre eine Fehlfunktion wirtschaftlich und im Hinblick auf das Image der TV-Stationen desaströs.

Die Trägerrakete transportiert unter anderem Satelliten in den Orbit.

In Anbetracht des hohen technologischen Standards der Raumfahrt, ihres immensen finanziellen Aufwandes und der wichtigen Rolle der Satelliten in der Telekommunikation, ist es kein Wunder, dass die hiermit verbundenen Risiken umsichtig bearbeitet werden müssen. Das Management von Weltraumrisiken ist eine hochkomplexe Disziplin. Sie umfasst Auftragsanalyse und -beratung, Risikoeinschätzung und -modellierung, Ausgestaltung und Umsetzung von Versicherungskonzepten, aber auch Verhandlungen im Schadenfall.

Diese Vielseitigkeit passt gut zur Vernetzung von SpaceCo innerhalb der Allianz Gruppe, dem vielleicht einzigen Versicherer, der die Weltraumindustrie in allen Sparten unterstützen kann: von der Sach- und Haftpflichtversicherung, der Transport- und Luftfahrtversicherung, über den Alternativen Risikotransfer (ART) bis hin zur speziellen Raumfahrtversicherung. Deshalb müssen Versicherer ein hohes Level an Fachkenntnis gewährleisten.

Ariane V versorgt auch die ISS mit Material.

Es sind nicht nur die beeindruckenden Bilder der Raumfahrt, die ihre Risiken einzigartig machen. Nimmt ein versichertes Objekt im Weltraum Schaden, ist es schlichtweg nicht zugänglich. Es ist nahezu unmöglich, einen Satelliten zu reparieren oder den Grund seines Versagens zu untersuchen. Außerdem sind potenzielle Verluste schwerwiegend. Jedes Jahr gibt es 20 bis 30 kommerzielle Satellitenstarts.

Während ein großer kommerzieller Satellit zwischen 300 und 600 Millionen US-Dollar kosten kann, belief sich die Gesamtprämie einer Raumfahrtversicherung im Jahr 2007 auf schätzungsweise 600 Millionen US-Dollar. Thierry Colliot bringt es auf den Punkt: "Man kann die Prämie eines ganzen Jahres in einem einzigen Schadenereignis verlieren." Um profitabel zu bleiben, sind Mitversicherungen und die Bewertung der zu versichernden Risiken für SpaceCo unverzichtbar.

Dennoch ist Thierry Colliot zuversichtlich, dass SpaceCo seine herausragende Stellung auch in Zukunft behaupten wird: "Bei SpaceCo legen wir großen Wert auf einen technischen Ansatz. Dabei vereint unsere umfangreiche Erfahrung Expertenwissen in den Bereichen Telekommunikation, Raketen, Versicherung und Finanzen. Vielleicht ist das der einzige Ansatz, der so umfassend ist.

"Wenn sich die Studien zu Wachstumseinschätzungen auch erheblich unterscheiden, so erwartet man, angesichts wachsender Informationsnetzwerke und neuer Technologien wie des hochauflösenden TV und der Fernsehübertragung auf Mobiltelefone, einen Anstieg der Satellitenstarts in den nächsten Jahren. Dieser Trend wird natürlich auch den Bedarf an immer anspruchsvolleren Risikolösungen weiter erhöhen.



Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
Link zum Disclaimer