Europa als Experiment und Modell für eine globale Welt

In seiner Begrüßung wies Wolfgang Ischinger, Botschafter a.D., auf die Probleme und Chancen einer gemeinsamen europäischen Einwanderungs- und Integrationspolitik hin. Deutschland müsse sich den demographischen Veränderungen stellen und seine Zukunft in Europa suchen: "Wir brauchen mehr und nicht weniger Europa!", so Ischinger in seiner Einführung.

In der Keynote-Speech verwies der bekannte Soziologe Ulrich Beck -  Autor des 2004 erschienenen Buchs "Das kosmopolitische Europa" - darauf, dass eine europäische und deutsche Identität sich nicht ausschließen, sonder ergänzen. Beck sagte, dass "die Vielfalt, die das Wesen Europas ausmacht – seien es seine Sprachen, Lebensstile, Küchen oder Demokratieformen - als Quelle eines weltoffenen Nationalbewußtseins der Deutschen und nicht als Gefährdung desselben" begriffen werden müssten. Daniel Cohn-Bendit erklärte, wie wichtig es sei, den Bürgern ihre Angst und das Misstrauen gegenüber dem "Projekt Europa" zu nehmen, indem man ihnen die Chancen und Vorteile konkret erläutere. Er plädierte für europaweite Direktwahlen der EU-Kommissare und des Kommissionspräsidenten, um die Identifikation mit dem Projekt Europa zu stärken. Sigmar Gabriel forderte neben dem bestehenden gemeinsamen Binnenmarkt und einer koordinierten Wirtschaftspolitik gleichberechtigt das "soziale Europa" als dritte Säule der europäischen Integration. Shermin Langhoff verdeutlichte, dass die kulturelle Vielfalt der europäischen Einwanderungsgesellschaften als Bereicherung und nicht als Bedrohung verstanden werden könne.

Die Podiumsteilnehmer waren sich darin einig, dass ein europäisches Identitätsbewusstsein nur dadurch geschaffen werden könne, dass man die gegenseitige Abhängigkeit der europäischen Staaten nicht leugne, sondern bejahe. Europa schütze die Nationalstaaten am besten vor einer hemmungslosen globalen Konkurrenz durch Lohndumping, Billigprodukte und niedrige Umweltstandards.

Nahezu 500 Berliner Bürger hatten sich für die zweistündige Veranstaltung angemeldet und bewiesen damit ihr großes Interesse an dem Thema, mit dem die Allianz Kulturstiftung die diesjährigen 'Reden über Europa' eröffnete. Weitere Veranstaltungen sind im Oktober und November geplant.

 
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