"Wir sind bei jedem Unglück dabei"

Axel Theis: Ja, wir haben auch Kunden in Japan. Schäden weltweit sind der Grund, weshalb es uns gibt. Deswegen komme ich zur Arbeit.

Können Sie schon absehen, was alles passiert ist?

Theis: Nein, das ist zu früh. Priorität haben die Menschen, nicht die versicherten Schäden. Als Erstes haben wir sichergestellt, dass unsere Kollegen vor Ort gesund sind. Das machen unsere Kunden auch. Danach geht es um das Finanzielle.

Wie rasch helfen Sie bei einer solchen Katastrophe?

Theis: Wir schalten sofort unser globales Schadenteam ein. Das ist für Japan bereits geschehen. Möglichst schnell schicken wir dann unsere Ingenieure in das betroffene Land. Nach dem Erdbeben im vergangenen Jahr in Chile waren unsere Experten binnen weniger Tage vor Ort. Wir hatten dort eine Autobahn versichert, die über Hunderte Kilometer zerstört war. Zusammen mit dem Betreiber haben wir Notpläne entwickelt. Beispielsweise wie eine zusammengebrochene Brücke umfahren werden kann. Für die Wirtschaft in Katastrophengebieten ist wichtig, dass sie schnellstmöglich wieder funktioniert. Da helfen wir mit.

Sind Sie in den vielleicht vom Tsunami auch betroffenen Ländern wie Australien aktiv?

Theis: Selbstverständlich, wir arbeiten international. Bei jeder größeren Naturkatastrophe in der Welt können Sie sicher sein, dass wir in irgendeiner Form dabei sind. Wer aktuell vom Seebeben betroffen sein wird, wird sich erst noch zeigen. Aber eines ist klar: Es wird ein außergewöhnliches Jahr der Naturkatastrophen für die gesamte Versicherungsindustrie - und das Jahr hat erst angefangen.

Bringt Sie eine solche Häufung von Erdbeben, Fluten und Stürmen wie in diesem Jahr nicht in finanzielle Bedrängnis?

Theis: Nein. Das ist unser Geschäft. So eine Naturkatastrophe erinnert mich daran, warum es die Versicherung überhaupt gibt: als Absicherung gegen die ganz großen Dinge.

Man hat das Gefühl, dass große Naturkatastrophen immer rascher aufeinanderfolgen. Ist das so?

Theis: Das mag so wirken. Wenn man eine Zeitspanne von 30 Jahren betrachtet, hat sich tatsächlich die Zahl der Naturkatastrophen gesteigert. Weitet man diesen Zeitraum aber auf 50 oder 100 Jahre aus, relativiert sich der Eindruck. Auch früher ist viel passiert.

Wie viele solcher Unglücksfälle verkraften Sie finanziell im Jahr?

Theis: Ein großes Ereignis pro Jahr haben wir in unsere Zahlen eingerechnet. Dieses trifft aber nicht jedes Jahr ein. Verkraften würden wir mehr.

Was war die teuerste Naturkatastrophe in den vergangenen Jahren?

Theis: Mit weitem Abstand der Hurrikan "Katrina" im Süden der USA. Da ist für die Versicherer ein Sachschaden von 71 Milliarden US-Dollar entstanden - und wir hatten auch einen Teil beizusteuern.

 
 
Quelle dieses Interviews: FOCUS Magazin, Alexandra Kusitzky 

Axel Theis, CEO von Allianz Global Corporate & Specialty

 
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
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