Warum diese Börsenrallye auf so wenig Gegenliebe stößt

Vor kurzem wollte ich wissen, wie die Leser dieser Kolumne über die aktuelle Situation an den Finanzmärkten denken. Die Antworten, die ich im Kommentarfeld, per Email oder Twitter bekommen habe, verdeutlichen, warum die beeindruckende Erholung der Anlagekurse in jüngster Zeit auf so wenig Gegenliebe stößt und ständig hinterfragt wird.

 

Viele Kommentare konzentrierten sich auf die Rolle der US-Notenbank, vor allem weil sie Anlagekurse über ein Niveau hinaus treibt, das sich durch die wirtschaftliche Lage rechtfertigen ließe - ein Prozess, den die Leser als den Versuch die "Gesetze der Physik" zu ändern, "Stroh zu Gold" zu spinnen oder "Feenstaub" zu verteilen bezeichneten. Um es mit den Worten eines Lesers zu sagen, die Zentralbanken sind "der 800 Pfund schwere Gorilla im Raum und es sieht nicht so aus, als würde er schnell wieder verschwinden wollen." Die Folge ist, dass sich Investoren an die anhaltende Unterstützung durch die Zentralbanken gewöhnt haben und, wie es in einem Kommentar hieß, "jeden Marktrückgang als Kaufchance betrachten".

 

Auch wenn die Leser den Einfluss der Zentralbanken respektieren -- und dazu gehört auch das alte Motto, dass es sich einfach nicht gehört, sich gegen die Fed zu stellen, vor allem wenn sie Stimuluspakete ausschüttet --, so ist dieser Respekt bei Weitem nicht bedingungslos oder sorgenfrei. Einige zeigten sich besorgt darüber, dass Investoren dazu verleitet würden, sich in "trügerischer Sicherheit zu wiegen", dass die Märkte "bis zur Manie" angeschürt würden, die Beziehungen zwischen den Anlageklassen "nicht mehr vorherzusagen" seien und die Volatilität der Märkte übermäßig unterdrückt werde. Inflation und Lohndruck schienen jedoch niemanden zu beunruhigen.

 

Insgesamt gewann ich den Eindruck, dass sich die meisten Leser Sorgen machen, der Markt könnte irgendwann wieder fallen, vor allem weil sie kaum auf eine robuste und anhaltende wirtschaftliche Erholung in naher Zukunft vertrauen. Ein Leser sah die außergewöhnlich niedrigen Renditen von Staatsanleihen als Warnzeichen für "ein japanisches Jahrzehnt" der Stagnation, ein anderer hielt es für unerlässlich, sich an "niedrigere Trendwachstumsraten" anzupassen.

 

Dennoch erwarten die Leser nicht, dass sich Investoren in naher Zukunft auf potenzielle Marktrückgänge einstellen. Stattdessen scheinen sie zuversichtlich, dass die Zentralbanken auch weiterhin Anlagekurse unterstützen, alle möglichen Korrekturen begrenzen und sie dadurch nur "oberflächlich" erscheinen lassen. Schließlich befinden wir uns, wie es ein Leser ausdrückte, immer noch "in einer Welt voller Geld, das ein gutes Zuhause sucht".

 

Falls diese Kommentare die Stimmung an den Märkten widerspiegeln, ergeben sich für mich drei wichtige Schlussfolgerungen:

 

  1. Es gehört viel dazu, das Vertrauen der Investoren in die Macht der Zentralbanken, Börsenrallyes aufrecht zu erhalten und anzuheizen, zu zerstören.
  2. Ist jedoch dieses Vertrauen erst einmal zerstört, dann könnte die darauffolgende Korrektur sehr deutlich und weitreichend ausfallen.
  3. In der Zwischenzeit schwimmen Investoren nur gar zu gern auf der Liquiditätswelle der Zentralbanken mit, allerdings mit einer gewissen Nervosität.

 

 

Von Mohamed A.El-Erian, im Original erschienen auf Bloomberg view am 09.02.2014. Abdruck mit Einverständnis. Die Meinungen im Artikel entsprechen denen des Autors.

Mohamed El-Erian, Chief Economic Adviser der Allianz
Mohamed El-Erian, Chief Economic Adviser der Allianz

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Petra Brandes
Allianz Group
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