Große Angst vor dem Klimawandel in der Bevölkerung, aber deutlich abnehmendes Klimawissen 

Immer mehr Menschen sehen den Klimawandel als ernsthafte Bedrohung an, haben aber zugleich immer weniger Basiswissen zur Erderwärmung und ihren Folgen. Laut des aktuellen Allianz Climate Literacy Survey äußern sich durchschnittlich 76,8 % der Befragten in Deutschland, Brasilien, China, Frankreich, Indien, Italien, Großbritannien und den USA als alarmiert und besorgt über die Folgen der globalen Erwärmung. In Deutschland sind es 76.1% Die Klima-Angst treibt Menschen aller Altersgruppen gleichermaßen um. 

Paradoxerweise geht der hohe Sorgenfaktor nicht mit einer besseren Informiertheit einher: Nur 7,9 % der Befragten verfügen über ein hohes Klimawissen. Der Anteil der Befragten mit geringer Klimakompetenz liegt dagegen bei 48,2 % in der Gesamtstichprobe. In Deutschland hat das Klimawissen deutlich abgenommen: Die Gruppe mit niedriger Klimakompetenz erreicht 47,5 % und ist damit um 15 Prozentpunkte gewachsen (32,5 % in 2021).

Das geringe Basiswissen geht Hand in Hand mit einer zunehmenden Gleichgültigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels. So ist sich nur noch rund die Hälfte der Befragten (Deutschland: 57,4%) bewusst, dass bei einem Temperaturanstieg über 1,5 °C große Schäden drohen (Umfrage 2021 in fünf Ländern: 67 %). 

Dies sind die wesentlichen Ergebnisse des heute veröffentlichten zweiten „Allianz Climate Literacy Survey“, der das Wissen der Bevölkerung zu Klimathemen und Klimapolitik untersucht. Die Allianz befragte Anfang Oktober eine repräsentative Stichprobe von je 1.000 Personen in Deutschland, Brasilien, China, Frankreich, Indien, Italien, Großbritannien und den USA. 

„Wir sind von der schwachen und sogar weiter rückläufigen Klimakompetenz wirklich schockiert“, sagte Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz. „Es gibt keinen Mangel an Informationen über den Klimawandel. Das Thema ist fast jeden Tag in den Nachrichten, sei es durch extreme Wetterereignisse, neue klimapolitische Maßnahmen oder Straßenproteste. Aber vielleicht hat gerade diese Allgegenwärtigkeit den gegenteiligen Effekt. Viele Menschen scheinen auf die täglichen Nachrichten mit Gleichgültigkeit oder Ignoranz zu reagieren. Dieser Anfall von Klimamüdigkeit ist alarmierend.“

Ein sehr geringer Anteil der Befragten erweist sich als wirklich klimakompetent: Nur 7,9 % verfügen über ein hohes Klimawissen.  Der Anteil der Befragten mit geringer Klimakompetenz liegt dagegen bei 48,2 % in der Gesamtstichprobe; Deutschland (47,5 %) liegt im Mittelfeld (siehe Tabelle). Im Vergleich zur Umfrage 2021, die nur in Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und den USA durchgeführt wurde, ist der Anteil der Teilnehmer mit geringer Klimakompetenz in Deutschland deutlich um 15 Prozentpunkte gestiegen; in Frankreich, Italien und Großbritannien ist die Situation ähnlich. Die einzige Ausnahme bilden die USA, wo sich die Klimakompetenz – auf niedrigem Niveau – kaum verändert hat. 

Immer mehr Menschen zeigen sich gleichgültig gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Nur noch 50 % der Befragten (Deutschland: 57,4 %) ist bewusst, dass bei einem Temperaturanstieg über 1,5 °C große Schäden drohen. Vor zwei Jahren lag dieser Anteil in den fünf befragten Ländern noch bei 67 %. Und nur 31 % der Befragten (Deutschland: 35,3 %) sind sich bewusst, dass eine drastische Reduzierung der Emissionen notwendig ist.

76,8 % aller Befragten sind besorgt (ängstlich) oder sogar alarmiert (sehr ängstlich) über den Klimawandel und seine Folgen. Italien (86,7 %) und Brasilien (86,1 %) melden die höchsten Anteile; Deutschland wiederum weist einen durchschnittlichen Wert auf (76,1 %). In den USA sind „nur“ zwei Drittel der Befragten (sehr) besorgt. Andererseits leugneten 12,6 % der US-Befragten – der höchste Anteil in unserer Umfrage –, dass der Klimawandel stattfindet. 

Im Gegensatz zur Literatur zeigt die Allianz Befragung keine signifikanten Unterschiede zwischen den Generationen: Das Alter ist kein Prädiktor für Klimastress – und es ist auch statistisch nicht signifikant. Interessanterweise gibt es nur einen losen Zusammenhang zwischen Klimaangst oder -stress und Klimakompetenz. Knapp ein Drittel der Skeptiker hat ein grundlegendes Verständnis des Klimawandels – und leugnet ihn dennoch. Ähnlich verhält es sich am anderen Ende des Spektrums: Knapp die Hälfte der Alarmierten hat wenig bis gar keine Kenntnisse über den Klimawandel. Es gibt noch eine weitere, oft übersehene Komponente, die diffuse Angst erzeugt: Emotionalität.

Die emotionale Reaktion auf den Klimawandel – gepaart mit einem insgesamt niedrigen Niveau an Klimakenntnissen – ist ein zweischneidiges Schwert. Emotionalität kann sowohl für als auch gegen den Klimawandel eingesetzt werden. Sie macht die Klimapolitik anfällig für Populismus, indem sie komplexe Themen vereinfacht und in die typische „Wir-gegen-die“-Erzählung einbettet. Wie sich während der Pandemie gezeigt hat, ist der Schlüssel zu dieser Strategie die Ablehnung von Experten, da der Klimawandel in der Öffentlichkeit eher als technisches Problem dargestellt und als Notstand bezeichnet wird. 

Die Risse sind bereits sichtbar. Einige Länder haben in letzter Zeit ihre Klimaziele abgeschwächt. Es ist auch zu beobachten, dass Länder mit einem höheren Stimmenanteil populistischer Parteien bei den letzten Wahlen tendenziell eine schlechtere Klimabilanz aufweisen. 

„Das Superwahljahr 2024 könnte ein Scheideweg für die Klimapolitik werden“, sagt Patricia Pelayo Romero. „Um die Klimapolitik auf dem Weg zum Pariser Ziel zu halten, ist ein dreigleisiger Ansatz notwendig: Kurs halten, um der Wirtschaft und den Haushalten klare Signale zu geben, dass der Wandel vollzogen wird; die konsequente Verfolgung von Zielen mit einer ebenso konsequenten sozialen Absicherung der grünen Transformation verbinden; und nicht zuletzt den Kampf für eine bessere Klimakompetenz verstärken, auch wenn – oder gerade weil – Emotionalität in Klimafragen eine große Rolle spielt.“

Anteil der Befragten nach Klimakompetenz in % (in Klammern: Ergebnisse 2021)

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Land

Niedrig

Durchschnittlich

Hoch

Deutschland

47,5 (32,5)

41,9 (51,1)

10,6 (16,4)

Brasilien

41,6

45,7

12,8

China

41,1

54,2

4,6

Frankreich

46,2 (32,6)

42,9 (47,0)

10,9 (20,5)

Indien

58,0

38,3

3,6

Italien

51,5 (29,4)

42,2 (55,8)

6,3 (14,8)

Großbritannien

44,2 (32,3)

46,7 (53,2)

9,1 (14,5)

USA

55,4 (56,3)

39,2 (38,8)

5,3 (4,9)

Gesamt

48,2

43,9

7,9

Allianz Climate Literacy Survey 2023
Allianz Climate Literacy Survey 2023
Title page of report
Dr. Lorenz Weimann
Allianz SE
Die Allianz Gruppe zählt zu den weltweit führenden Versicherern und Asset Managern und betreut rund 125 Millionen* Privat- und Unternehmenskunden in knapp 70 Ländern. Versicherungskunden der Allianz nutzen ein breites Angebot von der Sach-, Lebens- und Krankenversicherung über Assistance-Dienstleistungen und Kreditversicherung bis hin zur Industrieversicherung. Die Allianz ist einer der weltweit größten Investoren und betreut im Auftrag ihrer Versicherungskunden ein Investmentportfolio von etwa 737 Milliarden Euro**. Zudem verwalten unsere Asset Manager PIMCO und Allianz Global Investors etwa 1,7 Billionen Euro** für Dritte. Mit unserer systematischen Integration von ökologischen und sozialen Kriterien in unsere Geschäftsprozesse und Investitionsentscheidungen sind wir unter den führenden Versicherern im Dow Jones Sustainability Index. 2023 erwirtschafteten über 157.000 Mitarbeiter für den Konzern einen Umsatz von 161,7 Milliarden Euro und erzielten ein operatives Ergebnis von 14,7 Milliarden Euro.
* Einschließlich nicht konsolidierter Einheiten mit Allianz Kunden.
** Stand: 31. Dezember 2023
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:
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