Angesichts dieser Größenordnung muten auch die Versicherungsbedürfnisse entsprechend spektakulär an. Für die kommende Fußball-Weltmeisterschaft hat die FIFA 134 Millionen Dollar allein für Versicherungen zugunsten von Vereinen vorgesehen, für den Fall, dass deren Spieler sich verletzen - also mehr als ein Viertel des für die 32 teilnehmenden Mannschaften ausgelobten Preisgeldes.
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Wenn Messi, Ronaldo & Co. an einem der zwölf WM-Veranstaltungsorte in Russland auf dem Spielfeld auflaufen, ist praktisch jeder Aspekt abgedeckt.
„Versicherungstechnisch betrachtet unterscheidet sich die Fußball-Weltmeisterschaft nicht signifikant von den Olympischen Spielen”, sagt Furtschegger, der die Risiken bei Konzerten und Tourneen, Sportveranstaltungen und Firmenevents bewertet und maßgeschneiderte Versicherungslösungen für die beteiligten Organisationen entwickelt.
Die Fußball-Weltmeisterschaft und die Olympischen Spiele behält er immer im Fokus. Eine solche Veranstaltung auszutragen ist sowohl für das Gastgeberland als auch für die Organisatoren mit hohen Risiken verbunden. Die Schlussrechnung für Russland wird sich voraussichtlich auf rund 11,8 Milliarden Dollar belaufen, diverse neue Stadien und kostspielige Infrastrukturmaßnahmen nicht eingerechnet. Auch bei den Unternehmen geht es um viel Geld: für Werbung, Übertragungsrechte und Sponsoring.
Käme es zu einer Veranstaltungsabsage oder Terminverschiebung aufgrund von Naturkatastrophen, Infrastrukturausfällen oder Terroranschlägen, würden hohe Kosten anfallen. Sowohl Russland als auch die FIFA haben Versicherungen abgeschlossen, die einspringen, wenn ein Spiel abgebrochen, an einen anderen Veranstaltungsort verlegt oder gar das gesamte Turnier abgesagt werden müsste.
Zwar ist es noch nie vorgekommen, dass eine Fußball-Weltmeisterschaft unterbrochen werden musste - jedoch hat im Jahr 2001 ein Ausbruch von Maul-und-Klauen-Seuche dazu geführt, dass mehrere Spiele des Six Nations Rugby-Turniers verschoben werden mussten. 2011 mussten acht Spiele der Rugby-Weltmeisterschaft in Neuseeland auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr verlegt werden, nachdem die Stadt Christchurch von einem Erdbeben erschüttert worden war. Die Organisatoren waren daraufhin gezwungen, den Ticketinhabern entweder ihre Eintrittsgelder zurückzuerstatten oder ihnen neue Tickets für die neu angesetzten Spiele anzubieten, was natürlich auf der Einnahmenseite negativ zu Buche schlug. In diesem Fall käme eine Ausfallversicherung zum Tragen.
Ein derartiger Versicherungsschutz kommt für Sendeanstalten, Sponsoren, Reiseveranstalter, Fluggesellschaften und Einzelhändler in Frage. Lloyds beziffert das gesamte Versicherungsaufkommen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika auf 9 Milliarden Dollar, unterteilt in 4,8 Milliarden Dollar für Stadien und Trainingsstätten und 4,2 Milliarden Dollar für weitere an die WM gekoppelte Geschäftsmöglichkeiten.
Manche davon würden einem nicht sofort in den Sinn kommen, sagt Furtschegger. "Nehmen wir einmal die Übertragungsrechte. Verzögert sich die Eröffnungsfeier wegen so etwas Banalem wie einer Sendestörung auch nur um wenige Minuten, sind sämtliche Sendeanstalten in Mitleidenschaft gezogen, weil sie festgelegte Werbezeiten haben. Auch für derartige Unterbrechungen gibt es Versicherungslösungen.”