„Wir verzeichnen in der Automobilindustrie eine steigende Zahl an Rückrufen und es sind jeweils auch immer mehr Fahrzeuge betroffen“, sagt Carsten Krieglstein, Regional Head of Liability, Central & Eastern Europe, AGCS. „Dies wird durch die komplexere Entwicklung, verringerte Produkttestzeiten, die Auslagerung von Forschung und Entwicklung, den steigenden Kostendruck und ähnliche Faktoren beeinflusst.“
Fahrzeuge verfügen über eine stetig wachsende Auswahl an Gadgets und Services. All dies erhöht die Komplexität des Fahrzeugs und das Potenzial, dass etwas nicht funktioniert, was wiederum zu einem Rückruf führen kann. 2016 wurde alleine in den USA eine Rekordsumme von 53,2 Millionen Fahrzeugen zurückgerufen. In Europa sind die Rückrufe in diesem Bereich im Vorjahresvergleich um 76 Prozent sprunghaft angestiegen.
Eine der größten Rückrufaktionen in der Autoindustrie betrifft fehlerhafte Airbags. Über mindestens 19 Hersteller weltweit werden derzeit bis zu 70 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen. Die Kosten dafür werden sich schätzungsweise auf fast 24 Milliarden USD belaufen. Laut AGCS beschreibt dies den sogenannten „Dominoeffekt“, mit Auswirkungen nicht nur auf die Automobilindustrie, sondern auch auf andere Sektoren. Angesichts des Einsatzes vielfach verwendeter Komponenten kann ein einziger Rückruf also gravierende Folgen für eine ganze Branche haben.
Der Lebensmittel- und Getränkesektor ist mit 16 Prozent aller untersuchten Schadenfälle und Durchschnittskosten für einen erheblichen Produktrückruf von fast 9,5 Millionen USD (8 Millionen EUR) am zweitstärksten betroffen. Nicht ausgewiesene Allergene (einschließlich Falschangabe) und Krankheitserreger sind ein großes Problem, genauso wie Verunreinigungen durch Glas-, Plastik- und Metallteile.
Die AGCS führt außerdem an, dass in den USA und Europa nach wie vor Produkte aus Asien zu einer unverhältnismäßig hohen Anzahl an Rückrufen führen. Dies spiegelt einerseits die Verlagerung der Lieferketten nach Osten, aber auch die bisher schwächeren Qualitätskontrollen in einigen Ländern wider. Doch auch in Asien sorgen strengere Sicherheitsvorschriften und ein wachsendes Kundenbewusstsein mittlerweile für ein steigendes Rückrufvolumen.