„Automobil-Rückrufe machen über 70 Prozent der Summe aller analysierten Schäden aus, was angesichts der jüngsten Rekordaktivitäten sowohl in den USA als auch in Europa1 wenig überraschend ist. Wir sehen immer mehr Rückrufe mit immer mehr betroffenen Fahrzeugen in der Automobilindustrie“, sagt Carsten Krieglstein, Regional Head of Liability, Central & Eastern Europe, AGCS. „Dazu tragen Faktoren wie anspruchsvollere Technik, verkürzte Produkttestzeiten, Outsourcing von Forschung und Entwicklung und zunehmender Kostendruck bei. Der technologische Wandel in der Automobilindustrie hin zur elektrischen und autonomen Mobilität wird weitere Rückrufrisiken mit sich bringen.“
Bei einer der bis dato größten Rückrufaktionen in der Automobilbranche wegen defekter Airbags werden wohl 60 bis 70 Millionen Fahrzeuge von mindestens 19 Herstellern weltweit in die Werkstätten zurückgeholt. Die Kosten werden auf fast 21 Mrd. Euro geschätzt. Dieser Fall verdeutlicht den zunehmenden „Domino-Effekt“, der sich auf den Automobilsektor, aber auch auf andere Branchen auswirkt. Da viele gängige Komponenten von vielen Herstellern gleichzeitig verwendet werden, kann ein einziger Rückruf Auswirkungen auf eine ganze Branche haben.
Die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie ist der am zweithäufigsten betroffene Sektor, auf den 16 Prozent der analysierten Schäden entfallen. Die durchschnittlichen Kosten für einen größeren Produktrückruf im Lebensmittelbereich betragen 8 Mio. Euro. Nicht deklarierte Allergene (einschließlich Fehlbeschriftung von Inhaltsstoffen) und Krankheitserreger sind ein großes Problem, ebenso wie die Kontamination durch Glas-, Kunststoff- und Metallteile. Böswillige Manipulationen und sogar Erpressungsvorfälle stellen eine zunehmende Bedrohung dar. Auch Lebensmittelbetrugsfälle wie der Pferdefleischskandal in Großbritannien vor vier Jahren treten gehäuft auf und verursachen neben finanziellen Verlusten auch beachtliche Reputationsschäden.
Produkte aus Asien, so die AGCS-Studie, lösen weiterhin eine überproportionale Anzahl von Rückrufaktionen in den USA und Europa aus, was die Verschiebung der globalen Lieferketten nach Osten und die historisch schwächeren Qualitätskontrollen in einigen asiatischen Ländern widerspiegelt. Doch zunehmende Sicherheitsvorschriften und das wachsende Bewusstsein der Verbraucher sorgen dafür, dass die Rückrufaktionen auch in Asien zunehmen.