KFZ-Versicherungen müssen sich ebenfalls mit diesen Veränderungen befassen. Laut Carsten Krieglstein, Head of Liability bei der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), wird die Technologie für autonomes Fahren zu einem Rückgang an Fahrzeughaltern führen. Der Trend bei den Mobilitätskonzepten wird hin zu Fahrzeugflotten, Carsharing und selbstfahrenden Taxis gehen. Die Versicherer werden jährlich nicht mehr Millionen von Einzelversicherungen für Fahrer ausstellen, sondern vermehrt große Versicherungspolicen für Hersteller, Flottenbesitzer oder -manager verkaufen.
Eines steht fest, die Komplexität der Schadensabwicklung wird mit den Technologien für autonomes Fahren ansteigen, so Wolfram Schultz, der Global Practise Group Leader Liability, Heavy Industry and Manufacturing, AGCS. Künftig wird nicht mehr nur der Fahrer, Fahrzeughalter oder Mobilitätsdienstleister im Fokus stehen, sondern auch die Automobilhersteller, Autozulieferer, die Hard- und Softwarelieferanten, Netzbetreiber, Rechenzentren und weitere Kooperationspartner werden eine wichtige Rolle spielen.
Automobilhersteller werden eine Verlagerung in Richtung Produkthaftung erleben und die Versicherungsunternehmen müssen sich technisches Fachwissen aneignen, da es bei der Preisgestaltung nicht mehr rein um historische Daten und Fahrerprofile gehen wird. Schultz geht davon aus, dass die Versicherungsindustrie mit steigenden Kosten für die Schadensabwicklung rechnen muss. “Vollautonome Fahrzeuge verfügen über so viele Sensoren und Technologien, die angepasst und überprüft werden müssen, dass bereits kleine Schäden sehr viel mehr Kosten verursachen könnten als im Moment. Aufgrund der Vielzahl an eingebauter Technologie, wird die kleine Autowerkstatt um die Ecke diese Nachjustierungen nicht mehr durchführen können, da sie sich die notwendigen Test- und Einstellungsgeräte nicht leisten kann. Zusätzlich zu den Materialkosten wird dies die Kosten für Schadensansprüche noch weiter in die Höhe treiben."
Die gesetzlichen Regelungen für vollautonomes Fahren müssen möglicherweise dahingehend angepasst werden, dass ein Fahrzeug für einen Unfall verantwortlich gemacht werden kann. Das Wiener Abkommen über den Straßenverkehr, eine internationale Vereinbarung zum Thema Straßenverkehr und Sicherheit, wurde im März angepass,um Fahrerassistenzsystem mit einzubinden. Allerdings legt es noch immer klar fest, dass der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug haben muss und für jegliche Schäden verantwortlich ist. “In den nächsten Jahren werden wir noch immer das Konzept eines Fahrers verfolgen und das ist nur möglich,wenn der Fahrer das Fahrzeug auch fahren kann.", so Lauterwasser.
Zum jetzigen Zeitpunkt müssen die Fahrer ihre Hände am Lenkrad und ihre Augen auf die Straße gerichtet haben.