David B. Ruderman neuer Allianz Gastprofessor

Ruderman lehrt normalerweise an der University of Pennsylvania in den USA. Als Gast der Abteilung Jüdische Geschichte und Kultur am Lehrstuhl von Professor Michael Brenner liest er dieses Sommersemester zum Thema "Modern Jewish Intellectual History". Zudem hält er ein Hauptseminar zum Thema "The Transformation of Jewish Culture in Early Modern Europe".

"Das liberale Judentum entstand ursprünglich in Hamburg um 1819 herum. So gesehen ist mein Seminar auch deshalb von Bedeutung, als es im Grunde nicht nur um jüdische als vielmehr auch um deutsche Geistesgeschichte geht. Meine Lehrinhalte sind somit nicht nur für jüdische Studenten gedacht, sondern für jedermann; sie handeln von der Moderne, von Religiösität in der Moderne und eben von deutscher Kultur."

Prof. David B. Ruderman

Nach nunmehr 35 Jahren akademischer Arbeit sieht Ruderman seine Aufgabe heute vor allem darin "town and gown" zusammenzubringen, also den Austausch zwischen den Universitäten und den jüdischen Gemeinden zu fördern. "Universitäten stehen im Dienste der Öffentlichkeit. Deshalb schätze ich es sehr, dass die LMU so gut mit der jüdischen Gemeinde, der Münchner Bevölkerung und auch großen Unternehmen wie der Allianz vernetzt ist. Das funktioniert leider nicht überall so. Ich sehe München daher als ein Modell für ganz Europa."

Für Ruderman steht der Dialog klar im Vordergrund, egal ob es dabei um den Austausch mit seinen Studenten geht, oder um den Dialog zwischen Israelis und Palestinensern. "Es ist sehr schwer, die Menschen dazu zu bewegen sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen, wenn sie sich in den Haaren liegen. Diese Gastprofessur ist so gesehen zwar ein Beitrag unter vielen, hat aber nichtsdestotrotz eine große Signalwirkung."

Ein Signal auch, trotz aller politischen Widrigkeiten, weiterhin den Dialog zwischen den Kulturen zu suchen, Wissen über den Anderen zu vermitteln, um so gegenseitigen Respekt zu fördern und letztlich Toleranz für kulturelle Unterschiede erfahrbar zu machen. Nur, läßt sich diese Art von Toleranz überhaupt lehren? 

Ruderman nimmt auf diese Frage eine realistische Perspektive ein: "Bildung kann sehr wohl Werte und Moral vermitteln, sie macht aus uns jedoch noch lange keine besseren, weil ethischeren Menschen. Was ich als Professor dazu beitragen kann, ist, Bildung zu vermitteln, mich mit den Kids zu unterhalten und somit vielleicht Mauern einzureißen."

Geboren ist David B. Ruderman 1944 in New York. Seine Rabbinerwürde erlangte er 1971 am Hebrew Union College, New York, seinen Ph.D. erwarb er 1975 an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Heute ist er Inhaber der Joseph Meyerhoff Professur of Modern Jewish History und Direktor des Center for Advanced Judaic Studies an der University of Pennsylvania. Von 2000 bis 2004 war er zudem Präsident der American Academy for Jewish Research.

Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen mittelalterliche und neuzeitliche jüdische Geschichte sowie jüdische Geistesgeschichte. Ruderman hat zahlreiche Publikationen zur Geschichte und Kultur der Juden in der frühen Neuzeit vorgelegt, unter anderem "Jewish Enlightenment in an English-Key: Anglo-Jewry's Construction of Modern Jewish Thought", für das er mit dem Koret Book Award ausgezeichnet wurde.

Nach den Anschlägen des 11. September 2001 in den USA hat die Allianz SE im Rahmen ihres gesellschaftlichen Engagements eine Gastprofessur für islamische und jüdische Studien an der LMU gestiftet. Mit dieser Initiative will das Unternehmen die Kenntnis des islamischen und des jüdischen Kulturkreises fördern und zum Dialog anregen. Ein Motiv für dieses Engagement ist die Überzeugung, dass viele der aktuellen internationalen Konflikte durch mangelndes Verständnis für Kulturunterschiede verschärft werden.

Mit dieser Gastprofessur fördert die Allianz SE über ihre bisherigen Bildungsinitiativen im Bereich Finanzdienstleistung hinaus nun auch geisteswissenschaftliche Studien. Die LMU kann mit dieser Professur, die alternierend an Dozenten aus dem islamischen und dem jüdischen Bereich vergeben wird, das interdisziplinäre Netzwerk von Forschung und Lehre in den Islam-, Religions- und Kulturwissenschaften sowie in den philologischen und historischen Disziplinen wesentlich verbessern.


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