Immobilien Werte: Talsohle durchschritten4

Mit einer Rate von 3,6 % wuchs der Wert des Immobilienvermögens der globalen Privathaushalte im Jahr 2024 mehr als doppelt so schnell wie im Vorjahr (+1,7 %). Allerdings ist selbst diese Zahl historisch gesehen eher enttäuschend – noch schwächer war das Wachstum nur im Jahr 2012, im Nachgang der globalen Finanzkrise. Angesichts der anhaltend hohen Baukosten und Hypothekenzinsen ist diese verhaltene Entwicklung kaum überraschend. Insgesamt belief sich das Immobilienvermögen in den hier betrachteten Ländern auf 158 Billionen Euro.

4 Aufgrund einer unzureichenden Datenverfügbarkeit umfasst die Analyse nur etwa die Hälfte der Länder, die in der Umfrage zum Geldvermögen erfasst sind. Die Regionen Asien und Lateinamerika sind daher nicht vertreten. Für Westeuropa fehlen Daten zu Griechenland, Portugal, Malta und Irland. In der Gesamtzahl für Osteuropa sind Kroatien, Kasachstan, Lettland, Rumänien, Russland, Serbien und die Türkei nicht enthalten.
Abb. 23: Talsohle durchschritten
Immobilienvermögen, in Billionen Euro und Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % (zum Euro-Wechselkurs Ende 2024)
 

Quellen: Eurostat, nationale Zentralbanken, Finanzaufsichtsbehörden, Finanzverbände und statistische Ämter, IWF, LSEG, Allianz Research.
Die Preisentwicklung verlief von Markt zu Markt unterschiedlich.
Die Preisentwicklung verlief von Markt zu Markt unterschiedlich (Abbildung 24). Auffällig ist beispielsweise der relativ starke Anstieg in Nordamerika. Paradoxerweise dürfte dies eine Folge der höheren Zinsen sein: Viele Hausbesitzer zögern, ihre Häuser zu verkaufen, weil sie ihre alte, günstigere Hypothek verlieren würden. Das Ergebnis ist eine erhebliche Angebotsverknappung, die trotz schwacher Nachfrage die Preise stützt. Diese Logik gilt jedoch nicht für Westeuropa, wo sich die Preise kaum bewegen. In einigen Märkten, wie beispielsweise Frankreich und Deutschland, sinken die Preise auf breiter Front. In Japan hingegen steigen die Immobilienpreise so stark wie seit langem nicht mehr – ein weiterer Hinweis darauf, dass die deflationären Jahre für Japan vorbei sind. Die Immobilienmärkte in Australien und Neuseeland sowie in Osteuropa scheinen immun gegen alle Zinsschwankungen zu sein und befinden sich weiterhin in einem stetigen Aufwärtstrend.
Abb. 24: Unterschiedliche Marktreaktionen
Durchschnittliches jährliches Wachstum der Immobilienwerte (CAGR) 2005-2024 und 2024 gegenüber 2023 in %  
 

* Gesamte jährliche Wachstumsrate, 2024 EUR.
Quellen: Eurostat, nationale Zentralbanken, Finanzaufsichtsbehörden, Finanzverbände und statistische Ämter, IWF, LSEG, Allianz Research.

Wie bei der Analyse des Geldvermögens untersuchen wir die Entwicklung des Immobilienvermögens auf inflationsbereinigter Pro-Kopf-Basis (Abbildung 25). Auf lange Sicht sind die Folgen des Platzens der Immobilienblase in den 1990er Jahren und des Bevölkerungsrückgangs in Japan nach wie vor deutlich zu spüren: Durch diesen Preisrückgang haben japanische Immobilieneigentümer in den letzten 20 Jahren im Schnitt reale Verluste erlitten. In den drei anderen hier untersuchten Regionen sind die langfristigen Renditen positiv, wenn auch relativ niedrig – insbesondere im Vergleich zur Entwicklung der Finanzanlagen (Abbildung 6), die eine durchweg höhere reale Wachstumsrate aufweisen. In Nordamerika betrug diese Differenz fast 1,5 Prozentpunkte, in Australien/Neuseeland und Westeuropa knapp 0,5 Prozentpunkte pro Jahr. Dies steht jedoch im Einklang mit Untersuchungen, die für Immobilien im Gegensatz zu Aktien moderate langfristige Wertgewinne von etwa 1 % pro Jahr ausweisen.5

5 Siehe Oscar Jorda et al. (2019), The rate of return on everything 1870-2015, NBER Working Paper Series, 24112, und R.J. Shiller (2000), Irrational Exuberance, Princeton. Natürlich wird dabei die (implizite) Mietrendite nicht berücksichtigt, die für die meisten Hausbesitzer eine entscheidende Rolle spielen dürfte.
Durch diesen Preisrückgang haben japanische Immobilieneigentümer in den letzten 20 Jahren im Schnitt reale Verluste erlitten.
Abb. 25: Niedrige Renditen
Immobilienvermögen pro Kopf, nominales und reales durchschnittliches jährliches Wachstum (CAGR) 2005-2024 in %  
 

* Compound annual growth rate, in 2024 EUR.
Sources: Eurostat, national central banks, financial supervisory authorities, financial associations and statistical offices, IMF, LSEG, Allianz Research.
Im Ranking der Länder mit dem höchsten Immobilienvermögen liegt die Schweiz (330.800 Euro) vor Australien (273.440 Euro) und den USA (195.200 Euro). Wie aber sieht das Ranking aus, wenn das Nettofinanzvermögen und das Immobilienvermögen zusammen dargestellt werden? Abbildung 26 liefert die Antwort. Wir sehen drei wesentliche Veränderungen: Australien (+7 Plätze) ist der klare Gewinner, während Schweden (-6 Plätze) und Japan (-8 Plätze) die Verlierer sind. In den anderen Märkten sind die Änderungen minimal. So verdrängt die Schweiz die USA von Platz 1, während Deutschland auf Platz 10 (+2) klettert.
Abb. 26: Die Schweiz auf Platz 1
Nettogeldvermögen und Immobilienvermögen pro Kopf in Euro (zum Euro-Wechselkurs Ende 2024)  
 

In Klammern: Einstufung nach dem Pro-Kopf-Netto-Geldvermögen (bereinigt um die fehlenden Top 20-Märkte Taiwan, Malta und Irland).
Sources: Eurostat, national central banks, financial supervisory authorities, financial associations and statistical offices, IMF, LSEG, Allianz Research.