Wirtschaft und Politik: eine neue Welt
Die Welt wird 2078 wahrscheinlich reicher sein, sowohl insgesamt als auch im Durchschnitt. Aber auch die Verteilung des Wohlstands wird sich gewandelt haben. China wird seit langem die größte Einzel-Wirtschaftsmacht sein und einen erheblichen Teil Asiens mit sich gezogen haben. Es könnte sogar eine asiatische Einheitswährung geben, um den Handel dort zu vereinfachen. Im Großbritannien von König George VII. wird die Fertigungsindustrie praktisch ausgelöscht sein – entsprechend dem Trend, der sich in den 1970er Jahren bereits abzeichnete. Der Schwerpunkt der britischen Wirtschaft wird fast ausschließlich auf den Dienstleistungen liegen, wobei London als Drehscheibe für Finanzdienstleistungen floriert.
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Prinz George König wird, hat die Europäische Union vermutlich wesentlich mehr Mitglieder. Die Union verfügt dann über einen stärker integrierten Markt, die Verbindung ist aber möglicherweise flexibler. Das sind beides Aspekte, die dem heutigen Großbritannien gefallen. 2078 wird Europa wohl keine "Supermacht" sein, was es ohnehin nie anstrebte. Allerdings wird sich die Welt multipolar darstellen, wobei China, Indien und die Vereinigten Staaten zu den großen Akteuren gehören werden.
Asien wird auch dann noch die größte Bevölkerung aufweisen, aber das bedeutendste Bevölkerungswachstum wird Afrika verzeichnen. Es wird ausgehend von 14 Prozent 2013 auf ein Drittel der Weltbevölkerung im Jahr 2078 ansteigen. „Wenn es die afrikanischen Staaten schaffen, diesen demografischen Vorteil für sich zu nutzen, könnte die Regentschaft von König George VII. in das ‚afrikanische Jahrhundert‘ fallen“, meint Wolfgang Ischinger, Global Head of Group Public Policy and Economic Research. Die Tatsache, dass sein Vater William Afrika liebt – Kate und William haben sich 2010 in Kenia verlobt – wird sicherlich dazu führen, dass der junge George demnächst auch von diesem Kontinent begeistert sein wird.
Wir werden wahrscheinlich weniger vom Öl abhängig sein, müssen aber mit Konflikten um grundlegendere Rohstoffe wie Wasser und seltene Erden rechnen. Das bedeutet neue Allianzen, aber vermutlich auch, dass Europa und die Vereinigten Staaten noch enger zusammen gewachsen sind, da die gemeinsamen Interessen schwerer wiegen als die Differenzen.
„Der erwachsene Prinz George, unsere Entscheidungsträger von morgen und unsere Nachkommen sehen sich Problemen gegenüber, die ihre Wurzeln hauptsächlich in der heutigen Zeit haben“, sagt Ischinger. „Wir sind auch dafür verantwortlich, ihre Entwicklung festzulegen.“
Morgen Teil 2 –- Mobilität: Wie sich die Welt bewegen wird