"Unser Zwei-Säulen-Modell ist ein echter Erfolg"

Vor welchen Herausforderungen steht das Asset Management heute? Wie kann die Allianz mit diesen Herausforderungen umgehen? Ein Interview mit Jay Ralph, Vorstandsmitglied der Allianz SE mit Schwerpunkt Allianz Asset Management.

 

Herr Ralph, im Mai 2013 haben die Kapitalmärkte eindrücklich gezeigt, wie nervös sie sind. Ist nun die Zeit für die „great rotation“ weg von den Anleihen, hin zu Aktien und alternativen Anlageformen gekommen?
 

Staatsanleihen werden dauerhaft einen Großteil des Anlagespektrums darstellen. In der Tat sehen viele Qualitätsaktien aufgrund ihrer attraktiven Dividendenrendite attraktiver aus als Staatsanleihen. Nichtsdestotrotz nimmt die Attraktivität von Anleihen mit dem jüngsten Anstieg der Renditen wieder zu. Lösungsorientierte Strategien, Multi-Asset wie auch alternative Investments registrieren steigende Zuflüsse. Sowohl PIMCO wie auch Allianz Global Investors (AllianzGI) sind in diesen Segmenten gut positioniert. Dennoch sind viele institutionelle Anleger eingeschränkt in der Allokation ihrer Assets und werden nur einen kleinen Teil in Aktien oder alternativen Investments anlegen, entweder aufgrund der Eigenkapitalanforderungen oder weil sie durch Anlagerichtlinien beschränkt sind.
 

Neigt sich der Fixed Income-Boom nicht dem Ende zu?
 

Man darf sich von kurzfristigen Schwankungen nicht irritieren lassen. Während das außerordentliche Wachstum des Anlegerinteresses für “core”-Rentenprodukte aufgrund einer Reihe von Faktoren nachgelassen hat, gibt es eine grundsätzliche Nachfrage nach festverzinslichen Anlagen, sowohl von privaten wie von institutionellen Anlegern. Versicherungen, Pensionsfonds und andere Institutionen mit fester Struktur der Verbindlichkeiten benötigen festverzinsliche Anlagen auf der anderen Seite ihrer Bilanz, die diese Verbindlichkeiten abdecken. Zudem diversifizieren Anleger ihre Asset-Allokation aus unterschiedlichen Gründen mit Anleihen: zum Zweck des Kapitalerhalts, wegen ihrer relativen Stabilität, wegen ihrer niedrigen bis negativen Korrelation mit Aktien und wegen ihres Potentials, Einkommen und Wachstum zu generieren. Auch künftig wird es Bedarf für qualitativ hochwertige Fixed Income-Anlagen geben, nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung und der wachsenden Zahl von Menschen, die in den nächsten 10 bis 15 Jahren in den Ruhestand gehen werden.
 

Obwohl wir bereits mitten in einer länger anhaltenden Phase niedriger Zinsen sind, gibt es vielfältige Chancen auf den weltweiten Anleihemärkten. Die Definition von „Fixed Income“ ist weit. Mit einem lösungsorientierten Ansatz, der sich auf die Generierung von Absolute Return bei gleichzeitiger Outperformance fokussiert, lässt sich enormer Wert für unsere Kunden schaffen. Im heutigen Kapitalmarktumfeld ist es aber auch wichtig, dass ein Asset Manager seinen Kunden eine breite Produktpalette über viele Anlageklassen anbieten kann, damit die Kunden ihre Portfolios entsprechend ihren individuellen Anlagezielen anpassen können.
 

Sie werden also trotz niedrigster Zinsen in Fixed Income investiert bleiben?
 

Wir bauen natürlich unsere Ressourcen im Asset Management weiter aus. PIMCO ist bereits anerkannter Marktführer in Fixed Income und AllianzGI hat investiert, um seine Ressourcen in asiatischen Anleihen und globalen Schwellenländeranleihen auszubauen. PIMCO und AllianzGI wissen, wie man auch mit Fixed Income die Rendite optimieren kann. Der Zinskupon ist schließlich nicht die einzige Ertragskomponente. Über das Management von Laufzeiten, Bonitäten und Währungen lassen sich die in der Tat niedrige Renditen steigern.
 

Vor zwei Jahren haben Sie die Neuaufstellung im Allianz Asset Management verkündet: Wie sind Ihre Erfahrungen mit zwei selbständig im Markt auftretenden Vermögensverwaltern?
 

Wir standen damals vor der Frage, wie wir die Erfolgsgeschichte unseres Asset Managements weiterschreiben und gleichzeitig die Erwartungen unserer Kunden weiterhin übertreffen können. Wir hatten seinerzeit neun unabhängige Asset Manager unter einem Dach. Daraus entstand das „Zwei-Säulen-Modell“ mit AllianzGI und PIMCO, die jeweils nach ihrem eigenen, spezifischen Investment Management-Ansatz investieren. Beide treten unabhängig  voneinander auf, können ihren Kunden aber die ganze Produktpalette eines Asset Managers anbieten: Von Aktien über Anleihen bis hin zu alternativen Investments. Das Kundeninteresse und die Zahlen zeigen uns, dass der Schritt richtig war. In den 18 Monaten seit der Ankündigung der Zwei-Säulen-Strategie haben die Kunden unseren Asset Managern 163 Mrd. Euro neuer Gelder anvertraut, gleichzeitig ist das verwaltete Vermögen um 206 Mrd. Euro auf 1863 Mrd. Euro (per Ende Juni 2013) gestiegen. Dies hat dazu beigetragen, dass das Asset Management im zweiten Quartal 2013 trotz eines insgesamt herausfordernden Umfelds 28 Prozent zum operativen Gewinn der Allianz beitragen konnte.
 

Haben Sie dafür nicht Synergien verloren?
 

PIMCO und AllianzGI bieten unterschiedliche Nutzenversprechen an. So wie ein großartiges Mahl mehrere Gänge hat, werden Ressourcen im Asset Management nicht unbedingt dadurch besser, dass sie auf einem Teller serviert werden. Wir sind stolz darauf, zwei großartige Asset Manager mit großen Marken zu haben. Sowohl PIMCO als auch AllianzGI haben die Größe, das Portfoliomanagement und die Vertriebsstärke, um auf globaler Basis herausragende Investmentleistungen anzubieten.
 

Die Synergien, die wir durch die einheitliche Führung und Strukturen jetzt bei AllianzGI erreichen, zusammen mit dem organischen Wachstum unseres Kundengeschäfts, sind signifikant. Im Resultat: Sowohl AllianzGI, als auch PIMCO treten nun mit einem klaren Profil und mit spezifischen Investment-Ansätzen bei ihren Kunden auf. Diese Strategie funktioniert. Unsere Wettbewerber erkennen an, dass das Zwei-Säulen-Modell ein Erfolg ist. Wir sind heute stärker, als wir es mit neun unabhängigen Asset Managern waren und als wir es mit einem einzigen wären. PIMCO und AllianzGI werden ihre Marktdurchdringung weiter ausbauen und ihre Ressourcen im Kundeninteresse stärken.
 

Ein Asset Manager für Aktien, einer für Renten?
 

Die Zeit der Boutiquen ist vorbei. Kunden wollen vielmehr umfassend und flexibel betreut werden und erwarten von ihrem Investment Manager Zugang zu unterschiedlichen Anlageklassen. Kunden haben klare Vorstellungen, welches Risiko sie eingehen wollen und erwarten deshalb ein erstklassiges und umfassendes Risikomanagement. Mittlere und kleine Anbieter verlieren Assets an große, globale Manager. Die zunehmende Regulierung macht es für kleine Firmen noch schwieriger und teurer. Als Spezialanbieter können Sie das nicht leisten.
 

Wie passt das zusammen mit PIMCO als Renten- und AllianzGI als Aktienspezialist?
 

PIMCO ist mehr als Anleihen und AllianzGI mehr als Aktien. Diese Wahrnehmung hatte mehr mit unserem deutschen Geschäftsmodell zu tun. Hier hatte in der Tat PIMCO den überwiegenden Teil der Rentenportfolien übernommen, und AllianzGI  überwiegend das der Aktien. Aber global sah und sieht es anders aus. 40 Prozent der von AllianzGI verwalteten Assets entfallen auf Renten. PIMCO wiederum hatte bereits vor 2011 begonnen, Expertise in Aktien und alternativen Anlagen aufzubauen.  Der Übergang von „core“-Mandaten in Fixed Income zu anderen Strategien war ein voller Erfolg.
 

Wie geht es weiter?
 

Wir haben uns dafür entschieden, zwei Investment Manager am Markt zu positionieren, die jeweils nach ihrem eigenen, spezifischen Management-Ansatz managen. Dieser Weg wird konsequent weitergegangen. Im institutionellen Geschäft wurde die Trennung in das „Zwei- Säulen-Modell“ bereits Anfang 2012 in Deutschland vollzogen. Auch den Anleihen-Part von deutschen Mischfonds managt  AllianzGI seit 2012 sehr erfolgreich. Bis Ende diesen Jahres werden auch weitere 33 deutsche Renten- und Geldmarkt-Publikumsfonds von Allianz Global Investors von AllianzGI-Portfoliomanagern gemanagt werden. Bisher ist das Management dieser Fonds im Rahmen eines Subadvisory-Mandats an PIMCO ausgelagert. Dies ist der letzte Schritt bei der Umsetzung der „Zwei-Säulen-Strategie“.
 

Wie soll dieser Übergang von statten gehen?
 

AllianzGI hat die seit langem bestehende Rentenkapazitäten in Paris und Frankfurt konsequent ausgebaut und wird dort das Management der Renten-Publikumsfonds ansiedeln. Bereits heute werden dort Rentenpapiere in einer Größenordnung von rund 100 Mrd. Euro verwaltet. Kundenservice und Portfolio-Risikomanagement für diese Fonds lagen ohnehin schon bei AllianzGI als verwaltende Kapitalanlagegesellschaft. Natürlich wird in diesem Zusammenhang auch die Marke PIMCO nicht mehr Namensbestandteil des Fonds sein.
 

Während ein Teil der Renten- und Geldmarktfonds in Zusammenarbeit mit PIMCO in den letzten zehn Jahren aufgelegt wurden, haben viele  bereits eine viel längere erfolgreiche Geschichte. Beispiele sind der Adireth oder der Allianz PIMCO Euro Rentenfonds, der 1966 als Deutscher Rentenfonds aufgelegt worden war. Die Publikumsfondsanleger werden natürlich auch weiterhin die Möglichkeit haben, die Fonds der etablierten PIMCO Global Investors Series zu erwerben.
 

Vor den Halbjahreszahlen der Allianz-Gruppe wurden erste Stimmen laut, dass Ihre Asset Management-Sparte aus der Erfolgsspur geraten könnte.
 

Und nach der Veröffentlichung wurden sie wieder leise. Wer die Anpassungsfähigkeit und die Ertragsstärke von PIMCO und AllianzGI unterschätzt, macht einen Fehler. Als Allianz können wir stolz auf zwei erstklassige Asset Manager sein und ich habe keine Zweifel an beider Fähigkeit, guten Kundenservice zu bieten, neue Kundengelder zu gewinnen und ihren Pfad profitablen Wachstums beizubehalten.

Jay Ralph: "Unser Zwei-Säulen-Modell ist ein echter Erfolg"
Jay Ralph: "Unser Zwei-Säulen-Modell ist ein echter Erfolg"

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Stefan Lutz
Allianz Global Investors Europe
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