Die goldenen Zeiten sind vorbei

Investoren mit einem langfristigen Anlegehorizont genossen vor Eintritt der Finanzkrise im Jahr 2007 zwei Jahrzehnte lang nahezu perfekte Bedingungen. Doch wie Elizabeth Corley, CEO der Allianz Global Investors vor kurzem in einem Interview betonte, ist es unwahrscheinlich, dass sich diese goldenen Zeiten wiederholen.

 

In einer Diskussion mit Mark Dittli, Chefredakteur der Schweizer Zeitung 'Finanz und Wirtschaft' merkte Frau Corley an, dass auf die Hausse bei Anleihen und das positive Umfeld für Aktien ein schleppendes Wirtschaftswachstum gefolgt sei. Die Lockungsmaßnahmen der Zentralbanken haben zu Niedrigzinsen und gemäßigter Inflation geführt, und somit sind "die goldenen Zeiten" nun endgültig vorbei.
 

Die neue Welt, mit der sich Anleger seit der Pleite von Lehman Brothers und der darauffolgenden Finanzkrise konfrontiert sehen, ist katastrophal. Und das nicht nur, weil das Zeitalter der soliden Renditen der Vergangenheit angehört, sondern auch, weil im schlimmsten Fall sogar mit Negativrenditen zu rechnen ist. Leider, so Corley, sei Allianz Global Investors der Ansicht, dass dieses neue Zeitalter der finanziellen Repression definitiv weiter anhalten wird.
 

Regierungen haben nämlich aus den Erfahrungen der 70er Jahre gelernt, dass Zinssätze unterhalb der Inflationsrate es ihnen ermöglichen, ihre Schulden wirksam und quasi unbemerkt abzubauen. Auf diese Weise müssen sie sich nur begrenzt mit kontroversen öffentlichen Debatten auseinandersetzen, die beispielsweise Steuererhöhungen für gewöhnlich nach sich ziehen.

 

 

"Das größte Risiko liegt darin, kein Risiko einzugehen!"

In ihrem Interview vor einem Publikum von 100 Schweizer Anlagespezialisten beim 'Fund Experts Forum' in Zürich sagte Frau Corley, ihrer Meinung nach mache es das aktuelle Umfeld dringend notwendig, Risiken für Investoren neu zu definieren, um Renditen für sie erwirtschaften zu können.

 

"Es gibt keine risikofreien Vermögenswerte mehr", sagte sie zu Herrn Dittli, der fragte, ob dies auch für Staatsanleihen gelte, die gemeinhin als "risikofreie Vermögenswerte" in Portfolios gelten.

 

Mit einem ironischen Lächeln antwortete Frau Corley: "Nun ja, laut Basel III und Solvency II natürlich nicht."

Elizabeth Corley: "Das größte Risiko liegt darin, kein Risiko einzugehen!"
Elizabeth Corley: "Das größte Risiko liegt darin, kein Risiko einzugehen!"
Corley mit Mark Dittli ("Finanz und Wirtschaft") beim Fund Experts Forum in Zürich. "Es gibt keine risikofreien Vermögenswerte mehr" sagte Sie Dittli.

Corley mit Mark Dittli ("Finanz und Wirtschaft") beim Fund Experts Forum in Zürich. "Es gibt keine risikofreien Vermögenswerte mehr" sagte Sie Dittli.

Das Hauptproblem für institutionelle Investoren liege darin, dass ihnen von den Regulatoren vorgeschrieben werde, wie viel sie in Vermögenswerte wie Aktien investieren können, die jedoch für die langfristige Generierung von realen Renditen unerlässlich geworden sind. Stattdessen seien sie gezwungen Staatsanleihen zu halten, eine der am wenigsten lohnenswerten Alternativen, erklärte Frau Corley.

Die Renditen von Staatsanleihen wie Bundesanleihen, britischen Staatsanleihen (Gilts) oder US-Treasury-Papieren sind nach Abzug der Teuerung im Begriff negativ auszufallen oder fallen bereits negativ aus. Obwohl dasselbe auch für private Anleger gilt, sind diese in einer besseren Lage, weil sie für gewöhnlich in ihrer Wahl keinen regulatorischen Beschränkungen unterliegen.

Dennoch haben viele private Anleger nach einem langen Zeitraum, in dem Risiko-/Renditeerwartungen nicht übereinstimmten, das Vertrauen in die Märkte und die Finanzdienstleistungsindustrie verloren. Daten, die auf relativ geringe Volatilität hinweisen, bestätigen erneut Corleys These "dass wir uns in einer Vertrauenskrise und nicht in einer Liquiditätskrise befinden."

Herr Dittli fragte Frau Corley, wie Kunden in einem solchen Umfeld am besten verfahren sollten. Darauf antwortete sie: "Das größte Risiko für Investoren liegt darin, kein Risiko einzugehen."

Ihr Vorschlag für private Anleger war, eine globale Asset Allocation zu verfolgen und dabei nicht nur Aktien im allgemeinen, sondern auch eine stärkere Gewichtung der Schwellenländer, insbesondere bei asiatischen Schuldtiteln und Währungen, zu berücksichtigen und Chancen im hochverzinslichen Bereich weiter wahrzunehmen. Die Grundlage für die optimistische Bewertung der Schwellenländer sind solide Leistungsbilanzüberschüsse und bessere Wachstumsaussichten.

Für institutionelle Anleger schlug sie Infrastrukturinvestitionen vor.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Stefanie Waldeck
Allianz Global Investors
Tel. + 49.69.263-14670
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