Herr Dilworth, seit einem Jahr arbeiten Allianz Global Investors und PIMCO als eigene Einheiten unter dem gemeinsamen Dach der Allianz. Wie bewerten Sie dieses Jahr?
James Dilworth: Es war für Allianz Global Investors ein spannendes Jahr. Die überraschende Jahresend-Rallye hat 2012 in einer fast schon euphorischen Stimmung zu Ende gehen lassen. Das war am Anfang nicht absehbar und die Anleger haben sich über die ganzen Monate zurückgehalten. Vor diesem Hintergrund ist die Botschaft unmissverständlich: viele haben ihr Vertrauen verloren. Laut der kürzlich veröffentlichte Investmentstatistik des deutschen Branchenverbands BVI haben nur wenige Fondsgesellschaften im vergangenen Jahr Mittelzuflüsse zu verzeichnen. Das ist alarmierend und bleibt unsere oberster Herausforderung.
Allianz Global Investors hat im ersten Jahr, in dem das Unternehmen separat ausgewiesen wird, Zuflüssen zu verzeichnen. Was bedeutet Ihnen der zweite Platz im Branchenvergleich?
Das macht uns vor dem schwierigen Hintergrund natürlich besonders stolz. Uns ist bewusst, dass heute in der wichtigsten und teuersten Währung von allen investiert wird: in „Vertrauen“. Diesem Vertrauen gerecht zu werden, ist unser gemeinsames Ziel und oberste Motivation. Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem Geschäftsmodell dafür bestens positioniert sind. Deswegen freue ich mich natürlich auch, dass wir ebenfalls gleich im ersten Jahr zu einem sensationellen Gesamtergebnis für die Allianz beitragen und die Zwei-Säulen-Strategie damit positiv bestätigen konnten.
Für welches Geschäftsmodell steht Allianz Global Investors?
Allianz Global Investors steht für Produkte, die auf einem detaillierten Research-Prozess basieren. Jede Aktie, jede Anleihe, jedes Wertpapier wird genau überprüft, bevor es gekauft wird. Statt einer Orientierung an den Märkten, die auch zukünftig weiter mit Überraschungen aufwarten dürften, suchen wir in einem frühen Stadium nach Werten, die unabhängig davon Bestand haben und langfristig wachsen können. Mit diesem Ansatz kann es nicht unser Anspruch sein, in boomenden Zeiten mit allen Fonds immer Spitzenplätze zu besetzen. Wir möchten deswegen vor allem Produkte anbieten, die sich in schwierigen Zeiten kontinuierlich und solide behaupten können
Allianz Global Investors ist im Markt noch mehr als Aktien- denn als Anleihespezialist bekannt. Empfinden Sie das als Nachteil?
Wir sind erstaunt, wie schnell unsere Kunden hier in Deutschland das neue Konzept angenommen haben und sich die Wahrnehmung ändert. Der Kunde entscheidet, welcher Investmentgesellschaft er vertraut – über alle Anlageklassen hinweg. Dass Anleihen auch im vergangenen Jahr prinzipiell eine bedeutende Rolle gespielt haben, spiegeln auch die Zuflüsse in unsere Produkte wider. Es zeigt aber auch, dass wir mit unserem global aufgestellten Anleihe-Team zeitgemäße und zukunftsorientierte Produkte anbieten können, die ins Konzept unserer Anleger passen. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld ist auch hier die Auswahl auf der Grundlage eines umfassenden Researchs sowie eine geeignete Streuung über alle Anlageklassen entscheidend für den langfristigen Anlageerfolg.
Wo sehen Sie das meiste Potenzial für die Zukunft?
Im Team von Allianz Global Investors. Noch vor zwölf Monaten gab es zwar ähnliche Ziele der Mitarbeiter unter den verschiedenen Unternehmensmarken, aber noch kein so konsequentes gemeinsames Ziehen an einem Strang. Und die Kraft, die daraus entstehen kann, zeichnet sich durch die ersten Erfolge wie das positive Abschneiden im Wettbewerbsvergleich bereits ab. Die volle Schlagkraft haben wir aber noch längst nicht erreicht.
