"Wir sind keine Bank - und das ist gut so."

Stephan Theissing: Wir nutzen den Kapitalmarkt als Finanzierungsquelle. Das Fremdkapital ermöglicht uns, in das Wachstum unseres Geschäfts zu investieren. Die Mittel, die uns durch die Emission von Anleihen zufließen, nutzen wir beispielsweise für strategische Investitionen oder auch, um alte Anleihen abzulösen, wenn die Bedingungen für uns gerade attraktiv sind.

Worin unterscheidet sich eine Anleiheemission der Allianz von der anderer Unternehmen oder Finanzinstitute?

Theissing: Zunächst: Wir sind keine Bank – und das ist gut so. Wir gelten – vor allem für europäische Investoren – als deutlich stabiler. Unterstützend ist hier unser sehr gutes Rating – auch im Vergleich mit der Versicherungsbranche. Das erhöht unsere Attraktivität für Investoren, denn diese schauen vermehrt nach Stabilität.

Und aktuell gilt Deutschland als "Sicherer Hafen"; auch das hilft uns. Im Ergebnis liegen unsere Risikoaufschläge – also die Differenz zwischen den swap rates und unseren Anleihen - niedriger als bei den meisten Wettbewerbern. Unsere Anleihen bieten also eine attraktive Kombination aus Sicherheit und Ertrag.

Wie bestimmen Sie den Zeitpunkt für eine Anleiheemission?

Theissing: Unsere Strategie konzentriert sich darauf, günstige Emissionsgelegenheiten zu nutzen. Wir wollen dem Markt unter keinen Umständen hinterherlaufen. Die Nutzung dieser "Zeitfenster" ist für uns wichtiger als der eigentliche Finanzierungsbedarf. Wir haben kein Problem damit, die zusätzlichen Liquiditätskosten– sprich carry cost – zu tragen, wenn wir das richtige Momentum erwischen.

Da wir ja nicht allzu oft an den Markt gehen, sind unsere Emissionen oft recht groß. Diese Strategie ist eine bewährte Allianz-Tradition, die wir seit Jahrzehnten verfolgt haben. Unsere Anleger wissen: Wir gehen nur selten an Markt und das animiert sie dazu, unsere Anleihen zu zeichnen.

An welche Anleger richten Sie sich?

Theissing: Vor allem sprechen wir institutionelle Investoren wie Pensionsfonds an. Unsere Anleger kommen hauptsächlich aus Europa und sind uns seit langem treu. Das versetzt uns in eine sehr komfortable Lage.

Warum?

Theissing: Der Informationsbedarf wird reduziert, denn unsere Investoren kennen uns und unsere Anleihen oft seit langem. Zudem genießt die Allianz einen hervorragenden Ruf dank ihrer starken Kapitalbasis und der Langfristigkeit der Beziehung verbunden mit einem fairen Umgang mit Investoren. Dazu gehört dann auch, dass man nicht immer das allerletzte rausholt, sondern einen fairen Kompromiss findet. Da wir sind selbst als Investor tätig sind, wissen wir, wie wichtig diese Punkte in der Kooperation mit einem Emittenten sind.

Hat der Markt die aktuelle Anleihe im Februar deshalb so gut aufgenommen?

Theissing: Auf jeden Fall und darüber waren wir äußerst erfreut. Da die Zeitfenster aktuell sehr eng sind, hatten wir nur extrem wenig Zeit, mit dem Markt zu sprechen. Doch er hat erkannt, dass es sich um ein hochwertiges Papier handelte.

Trotzdem versehen Sie Ihre Aussagen mit einem "Aber…"

Theissing: Unbedingt. Im Gegensatz zu früher ist der Markt komplett unvorhersehbar geworden. Es gibt immer nur kurze Zeitfenster, in denen der Markt überhaupt aufnahmefähig ist. Zum Beispiel sind derzeit Teile des Marktes für nachrangige Anleihen praktisch ausgetrocknet. Die Anleger haben diesem Segment den Rücken gekehrt.

Und das heißt für Sie?

Theissing: Unsere Fälligkeiten sind bis Ende 2013 im Wesentlichen durchfinanziert. In dem aktuellen Umfeld ist das eine sehr komfortable Situation.

Stephan Theissing, Allianz SE Head of Group Treasury & Corporate Finance

Die Anleihe ist ein verzinsliches Wertpapier, die in der Regel von einem Emittenten zur langfristigen Fremdfinanzierung oder Kapitalanlage verwendet wird. Unternehmen nutzen häufig die Möglichkeit, sich über Anleihen statt über Bankkredite zu finanzieren. Die Laufzeit einer Anleihe kann sich über mehrere Jahre oder Jahrzehnte erstrecken.

Im Gegensatz zur Aktie erwirbt der Käufer einer Anleihe keinen Anteil am Eigenkapital des Unternehmens, sondern gewährt ihm einen Kredit bzw. Fremdkapital.

Unter Carry versteht man anfallende Kosten, die durch das Halten einer Position (in diesem Fall eine Anleihe) entstehen. Bei einer Anleihe sind dies in der Regel zusätzliche Zinsen.

Als Spread bezeichnet man allgemein den Ertragsunterschied zwischen zwei vergleichbaren Anlagen. Als Indikator findet der Spread unter anderem Anwendung im Wertpapierhandel.

Die Rendite einer Unternehmensanleihe wird in der Regel mit der einer weitgehend risikolosen Staatsanleihe verglichen. Hier spricht man vom sogenannten (Credit) Spread.

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Michael Matern

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