Interview mit Michael Diekmann über die Personalien

Michael Diekmann: Mit den heutigen Berufungen verstärken wir unser Team weiter, es wird mit Blick auf unsere Kerngeschäftsfelder Versicherung und Investment noch kompetenter, es wird jünger und vielfältiger.

Endlich kommt eine Frau in den Holdingvorstand. Ist das eine Hommage an den Zeitgeist, ist Frau Jung eine "Quotenfrau"?

Michael Diekmann (lacht): Fragen Sie doch mal Frau Jung, was sie von dieser Unterstellung hält...

Das haben wir getan. Sie hat uns gesagt: "Damit muss man rechnen. Aber das ist mir eigentlich wurscht." …

Michael Diekmann: Das zeigt, wie souverän sie damit umgeht. Aber lassen Sie mich klar sagen: Das wäre eine völlig falsche und unfaire Lesart dieser Ernennung. Wir haben ausschließlich nach Leistungskriterien entschieden, das gilt für die drei Herren genauso wie für Frau Jung.

Frau Jung hat über Jahre herausragende Leistungen erbracht, sie war die rechte Hand von Herrn Achleitner bei allen großen Transaktionen der letzten zwölf Jahre, sie kennt das Versicherungsgeschäft, hat in unzähligen Situationen Verhandlungsgeschick gezeigt und ist im Unternehmen breit vernetzt und hoch respektiert.

[Siehe Porträt Helga Jung unter dem Link unten!]

Also doch eine Ausnahmeerscheinung und kein Hoffnungsschimmer für die Frauen im Unternehmen?

Michael Diekmann: Aber sicher doch. Frau Jung ist Teil einer Gruppe von exzellenten Frauen, die wir über Jahre gezielt gefördert und die ihrerseits Höchstleistungen gebracht haben. Jetzt kommt diese Arbeit zum Tragen und sie wird in den nächsten Jahren noch viel mehr Talente hervorbringen. Wir haben immer gesagt, dass es seine Zeit braucht. Jetzt können wir endlich auch Ergebnisse zeigen.

Auch der Aufsichtsrat wird weiblicher…

Michael Diekmann: Mit Stine Bosse wird unser zwölfköpfiger Aufsichtsrat – dem im Übrigen mit Frau Professor Köcher schon seit längerem eine Frau angehört – weiblicher und das ist gut so. Aber auch hier würde ich vor einer Banalisierung warnen: Frau Bosse ist als langjährige und erfolgreiche Chefin eines dänischen Versicherers vor allem eine exzellente Kennerin unseres Geschäfts! Und dass Herr Perlet das Geschäft und die Allianz aus dem Effeff kennt, braucht man nicht zu betonen.

Man kann die heutigen Ernennungen auch unter anderen Aspekten lesen: Zwei Finanzexperten, zwei Versicherungsprofis, zwei Amerikakenner…

… ja, das könnte man so sehen, würde aber den Berufungen nicht gerecht. Wenn man sich die Lebensläufe genau ansieht, dann besitzen fast alle gleichzeitig mehrere Kompetenzfelder, lassen sich also gerade nicht auf Region, Finanzen oder Versicherung reduzieren.

Es sind Kollegen mit intensiver Kenntnis des Lebensversicherungsgeschäftes wie Dieter Wemmer und Max Zimmerer dabei, was in diesen Niedrigzinszeiten von enormem Vorteil ist. Beide haben auch lange Erfahrung im Investmentbereich und mit ihnen und Oliver Bäte, Helga Jung sowie Jay Ralph haben wir ein schlagkräftiges Finanzteam. Aber auch Kollegen mit Turnaround- und mit Wachstumserfahrung wie Jay Ralph, Werner Zedelius, Manuel Bauer, Christof Mascher und auch Dieter Wemmer.

Wenn Sie das gesamte Team betrachten, "alt" und "neu", dann glaube ich, dass wir uns nicht zu verstecken brauchen. Es ist ein sehr starkes Team, in dem "alte Hasen" mit neuen Impulsgebern die Herausforderungen der nächsten Jahre meistern werden. Mit Gary Bhojwani haben wir den Vorstand zudem um einen ausgewiesenen Sach- und Lebensversicherungsexperten ergänzt. Und er ist der zweite Amerikaner im Vorstand, wobei beide andere Wurzeln haben: Jay Ralph in der Schweiz, Gary in Indien. Das weitet die Horizonte.

Dieter Wemmer als Neuzugang für die Allianz hat nicht nur den „Blick von außen“, sondern er hat auch Erfahrungen mit den Märkten in Europa gesammelt wie Clem Booth, Jay Ralph und ich. Wir haben im Vorstand Manager, die in allen fünf Kontinenten gelebt, erfolgreich gearbeitet und Erfahrungen gesammelt haben, ein wirklich globales Team. Ich freue mich schon riesig auf die Zusammenarbeit.

Wie schafft man es, so schnell eine Nachfolge für solche Kaliber wie Paul Achleitner und Enrico Cucchiani zu finden?

Michael Diekmann: Hier zahlt sich jahrelanges Investment in unsere Personalpolitik aus, die dem Aufsichtsrat eine sehr gute Auswahlmöglichkeit zur Verfügung stellt. Seit einigen Jahren gibt es für jeden von uns, wie für jede Führungskraft, sowohl sogenannte "Notfallkandidaten" als auch eine langfristige Nachfolgeplanung.

Und was noch wichtiger ist: Wir haben sogenannte Career Development Conferences eingerichtet, in denen wir uns regelmäßig sehr viel Zeit nehmen, um über unsere besten Leute zu reden sowie um Entwicklungsmaßnahmen und Karrierepfade zu entwickeln. Das tun wir im Vorstand auch und nehmen uns dafür viel Zeit, die –wie sich zeigt- exzellent investiert ist.

In Momenten wie diesen ernten wir die Früchte dieser verstärkten Aufmerksamkeit für unseren Führungsnachwuchs und können so auch die wichtigsten Positionen gut nachbesetzen. Gerade in Krisenzeiten bewährt sich ein solch stabiles System, wobei man sagen muss, dass die Allianz schon immer auf guten Führungsnachwuchs Wert gelegt hat.

Und dennoch ist auch ein bisschen Wehmut am heutigen Tag…

Michael Diekmann: Ja, denn wir werden drei herausragende Kollegen verabschieden, denen wir viel verdanken. Wir werden nicht vergessen, was Joachim Faber und Enrico Cucchiani geleistet haben, die 2012 nicht mehr im Team sind, wie auch Paul Achleitner, der uns noch bis Ende Mai begleitet: Wir haben nun ein Asset Management, das weltweit an der Spitze steht, eine sehr starke Position in Westeuropa und Lateinamerika sowie ein Weltklasse-Finanz- und Investmentshop wie den Bereich von Herrn Achleitner, der für zwei Drittel unserer Gewinne steht.

Michael Diekmann

 
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
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