Martin Hintz: Bei den Mikroversicherungen geht es nicht einfach um ein kurz- und mittelfristiges soziales Engagement. Die Allianz ist davon überzeugt, dass sie langfristig auch eine tragfähige Investition darstellen. Erstmals hat die Allianz während des humanitären Notstands, welcher dem Tsunami von 2004 in Südostasien folgte, damit begonnen, Mikroversicherungen anzubieten. Inzwischen haben wir dazu beigetragen, dass in Kamerun, Kolumbien, Ägypten, Indien, Indonesien, an der Elfenbeinküste, in Madagaskar und im Senegal Mikroversicherungsmärkte aufgebaut wurden. In diesen Ländern stellt die Produktpalette der Allianz Gruppe ein mächtiges Instrument zur Linderung schwerer Armut dar.
"Jede eingezahlte Rupie wird wieder ausgezahlt"
Herr Dr. Hintz, sind Mikroversicherungen ein ernst zu nehmendes Geschäft für die Allianz oder grundsätzlich eine Form des sozialen Engagements?
Martin Hintz, Leiter Mikroversicherungen bei Allianz Life Indonesien
Allianz Life Indonesia hat ein neues Mikroversicherungsprodukt herausgebracht. Worum geht es bei diesem neuen Produkt namens TAMADERA?
Hintz: Mit TAMADERA bauen wir unser Engagement auf dem indonesischen Mikroversicherungsmarkt sogar noch weiter aus. Wir haben mit der Entwicklung dieses Produktes auf die Ergebnisse unserer Marktforschung reagiert, für die über 300 Personen in Jakartas ärmsten Vierteln und noch mehr in entlegeneren Gebieten wie Sulawesi befragt wurden. Die Befragten brachten ein starkes Interesse an einer Lebensversicherung und an einer Absicherung im Falle schwerer Erkrankungen sowie eine große Besorgnis wegen der hohen Ausbildungskosten für ihre Kinder zum Ausdruck. Dabei zeigten sich die indonesischen Frauen mit niedrigem Einkommen besorgter über die Finanzierung der Ausbildung ihrer Kinder als über ihre eigene Gesundheit. Für uns war das überraschend, weil Untersuchungen zu anderen Entwicklungsmärkten ergeben hatten, dass es sich normalerweise umgekehrt verhält. Dies zeigt, dass selbst die Mikroversicherungsmärkte ihre speziellen Besonderheiten aufweisen können.
Angesichts der Ergebnisse unserer jüngsten Untersuchungen gestalteten wir dann den Kundennutzen von TAMADERA so, dass diese Versicherung der Befriedigung der drei Grundbedürfnisse von Familien mit niedrigem Einkommen dient: eine einfache Lebensversicherung, Erleichterung der Finanzierungsplanung für die Ausbildung ihrer Kinder und Unterstützung im Falle bestimmter ernsthafter Erkrankungen.
Welchen Nutzen bietet dieses neue Produkt konkret?
Hintz: TAMADERA ist eine Kombination aus Lebensversicherung, einer Versicherung für bestimmte ernste Erkrankungen und einer Ansparmöglichkeit. Für eine Mindestprämie von einem US-Dollar pro Woche über fünf Jahre hinweg erhalten die Kunden eine Lebensversicherungen in Höhe von 250 US-Dollar. Wenn der Versicherungsnehmer eine von fünf schweren Erkrankungen bekommt, etwa Krebs, einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt, bezahlt die Versicherung ebenfalls 250 US-Dollar. Falls keiner der beiden Versicherungsfälle eintritt, erhalten die Kunden ihre Prämien nach fünf Jahren zurück; mindestens sind das 250 US-Dollar. Dieser Betrag mag gering erscheinen, aber er ist für die Familien mit niedrigem Einkommen eine wirkliche Hilfe bei der Bezahlung der Schulzulassungs- und Prüfungsgebühren und anderer ausbildungsbedingter Kosten.
Die Hauptbotschaft an unsere TAMADERA-Kunden lautet, dass, wenn kein Schadenfall eintritt, jede eingezahlte Rupie wieder ausgezahlt wird. Es gibt keine Verwaltungsgebühren, keine Gesundheitsprüfungen usw.
Wie ist die bisherige Resonanz?
Hintz: Wir haben das Produkt gerade auf den Markt gebracht und sind nun dabei, Verträge mit den ersten Versicherungsnehmern zu schließen. Allerdings hat unser vor der Markteinführung durchgeführter Produktakzeptanztest gezeigt, dass Familien mit niedrigem Einkommen sehr interessiert sind. Ja, je niedriger ihr Einkommensniveau ist, desto begeisterter reagieren sie. Viele erwachsene Indonesier haben noch immer kein Bankkonto, und das Geldsparen erfolgt nicht gut geplant. Unser neues Produkt bietet eine sichere Alternative und setzt zusätzlich eine Lebensversicherung und eine Absicherung für den Fall einer schweren Erkrankung obendrauf. Gleichzeitig ist das Produkt sehr einfach gehalten, so dass es innerhalb von zehn bis fünfzehn Minuten leicht verstanden werden kann – selbst von denen, die noch nie in ihrem Leben eine Versicherungspolice gekauft haben.
Wie kommen die Menschen an dieses Produkt?
Hintz: In einem ersten Stadium vertreiben wir TAMADERA über das bestehende Partnernetzwerk von Allianz Indonesia, zu dem bereits über dreißig Mikrofinanzinstitutionen, NGOs und Banken gehören. In einem zweiten Stadium planen wir, mit zusätzlichen Vertriebspartnern zu kooperieren. Eine der großen Herausforderungen beim Anbieten der Mikroversicherungen besteht darin, die Kunden wirklich zu erreichen.
Wie entwickelt sich das Mikroversicherungsgeschäft von Allianz Indonesia?
Hintz: Seit wir unsere erste Mikroversicherungsinitiative im Jahre 2006 gestartet haben, ist das Geschäft sehr schnell gewachsen. Nachdem wir im Jahre 2009 Prämieneinnahmen von rund einer Million US-Dollar verzeichnen konnten, erwarten wir, dass wir diesen Betrag im Jahre 2010 auf einer finanziell nachhaltigen Basis auf über drei Millionen US-Dollar erhöhen werden. Aber was bei den Mikroversicherungen mehr zählt als Prämien und Gewinn ist die Anzahl an Kunden, denen wir dienlich sein können. Gegenwärtig versichern wir in Indonesien 440.000 Kunden mit unseren verschiedenen Mikroversicherungsprodukten. Das bedeutet, dass die Inhaber von Mikroversicherungspolicen bereits nach nur vier Jahren ein Viertel aller Kunden des Unternehmens ausmachen. Das ist eine sehr beachtliche Leistung, auf der wie in Zukunft aufzubauen hoffen.
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
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