Heise: "Für unsere Kunden besteht kein Anlass zur Sorge"

Michael Heise: Die jüngst betroffenen Unternehmen sind in großem Stil auf den Märkten für strukturierte Kredite, vornehmlich US-Immobillienkredite, und auf den Derivatemärkten engagiert gewesen. Das führte zu hohen Verlusten und zu akutem Liquiditäts- und Kapitalbedarf, den die Märkte in der allgemeinen Situation hoher Unsicherheit und Risikoscheu nicht mehr decken wollten. So blieb nur noch die Hoffnung auf den Staat, die sich jedoch nicht immer erfüllte.

Michael Heise: "Stärke gerade in turbulenten Zeiten ist das, wofür die Marke Allianz steht"

Heise: Wir erleben noch immer die Folgen der selben Krise. Der Subprime Markt war das Epizentrum des Bebens, dessen Schockwellen noch immer über die Finanzmärkte rollen. Dabei war Subprime aber nur der Auslöser, der die fundamentalen Fehlentwicklungen im Finanzsystem der letzten Jahre sichtbar gemacht hat: vor allem viel zu viel Risikobereitschaft, intransparente Produktstrukturen und überdimensionierte Kredithebel.

Heise: Die Finanzindustrie wird nach der Krise eine andere sein. Das Geschäftsgebaren und die Geschäftsmodelle werden sich ändern, Risiko wird wieder einen angemessenen Preis haben. Vor allem aber werden wir eine weitreichende Konsolidierung sehen - dies bietet gerade Unternehmen, wie der Allianz Chancen, ihre Position im Wettbewerb weiter zu stärken.

Heise: Für unsere Kunden besteht kein Anlass zur Sorge. Die Allianz hat keine Schwierigkeiten, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Wir haben keine Liquiditäts- oder Kapitalengpässe. Diese Stärke gerade in turbulenten Zeiten ist das, wofür die Marke Allianz steht. Das sollte uns für die Zukunft zusätzlichen Rückenwind im Wettbewerb um die Kundengunst geben. Klar ist aber natürlich auch, dass die Allianz überall dort, wo Kundengelder auf den Kapitalmärkten verwaltet werden, nicht gegen den Trend der Märkte erfolgreich sein kann.

Heise: Bisher klappt die Kreditversorgung der Unternehmen noch recht gut. Dazu hat sicherlich auch die resolute Reaktion der Notenbanken beigetragen, vor allem in den USA.  Je länger die Verunsicherung an den Märkten jedoch anhält, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass es auch hier zu Störungen kommt. In den zurückliegenden Monaten war aber sicherlich der Ölpreisschock die größere Belastung für die Realwirtschaft als die Finanzmarktkrise.

Heise: Wer auch immer die Wahl in den USA gewinnen wird, Wall Street wird sich auf eine schärfere Gangart der Politik bei der Finanzmarktregulierung einstellen müssen. Generell ist damit zu rechnen, dass die Politik wieder ein stärkeres Gestaltungsrecht für sich in Anspruch nehmen wird. Es bleibt nur zu hoffen, dass sie dabei das Kind nicht mit dem Bade ausschüttet.

Heise: Bei der Korrektur der vorangegangenen Übertreibungen sind wir schon ein großes Stück vorangekommen - Banken haben weltweit über 500 Milliarden US-Dollar wertberichtigt und 350 Milliarden US-Dollar  frisches Kapital eingesammelt, sie haben ihre Bilanzsummen verkürzt und Angebot aus dem Markt genommen. Der US-Immobilienmarkt nähert sich seinem Gleichgewicht, andere Märkte sind bereits überverkauft. So langsam sollten also die schlechten Nachrichten ausgehen und die Investoren wieder Mut fassen, zumal es ja auch massive Unterstützung von Seiten des Staats gibt. Auf der anderen Seite sitzt die Verunsicherung nach den vielen Schocks tief - bis zum nächsten Jahr wird eine Normalisierung der Märkte also wohl noch auf sich warten lassen.


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