Deutliche Erholung an den Aktienmärkten: Wird jetzt wirklich alles gut?

Der Aufschwung an den Aktienmärkten in der zweiten Oktoberhälfte war gleichermaßen energisch und rasant. Ob ein echter Wendepunkt erreicht ist, bleibt jedoch fraglich.

 

In nur zwei Wochen stieg der Standard & Poor's 500 Index um 8 Prozent, d.h. er machte das Minus von 7 Prozent in den vier Wochen mehr als wett und erreichte dabei sogar (wie auch der Dow Jones Industrial Average) eine neue Höchstmarke. Für all diejenigen, die nach dem Plus von 19 Prozent im Vorjahr und der Steigerung um 44 Prozent über die vergangenen zwei Jahre mit einer längeren Phase der Marktkonsolidierung gerechnet hatten, kam dies etwas unerwartet. Noch größer war die Überraschung, da diese deutliche Erholung mit der Drosselung der Stimuli durch die US-Notenbank und wachsender Sorge um die Weltwirtschaftslage einherging.

 

Vier Faktoren trugen zum Aufschwung im Oktober bei. Die Ertragslage im Unternehmenssektor erwies sich als solide; die durchschnittlichen Gewinne von 10 Prozent je Aktie übertrafen die Erwartungen der Analysten. Investoren sind darauf trainiert, bei Preisrückgängen zu kaufen, eine Strategie, die wiederholt von Erfolg gekrönt war. Außerdem lagen (und liegen) erhebliche Mengen an Geld ungenutzt herum. Schließlich entschied sich die Bank von Japan kürzlich unerwarteter Weise, ihr Stimulusprogramm auszuweiten.

 

Die beeindruckende, steile V-förmige Erholung setzte sich jedoch nicht auf allen Märkten fort. Auf US-Staatsanleihen wirkte sie sich nur zum Teil aus und, was weitaus bemerkenswerter ist, der Ölpreis verzeichnete überhaupt keinen Aufschwung. Stattdessen rutschte er diesen Monat um circa 11 Prozent ab.

 

Für diese Entkoppelung des Ölpreises vom Aktienpreis gibt es bestimmte, sektorspezifische Gründe. So füllte die Wiederaufnahme der Ölproduktion in Libyen die umfangreichen, bereits bestehenden Reserven weiter auf. Gleichzeitig traten die geopolitischen Risiken etwas in den Hintergrund: Dank der Luftangriffe gegen die Organisation Islamischer Staat (IS) sind weitere Unterbrechungen der Ölversorgung im Irak weniger wahrscheinlich.

 

Aber es gibt noch andere Themen mit einer breiteren Relevanz, die die Aktienmärkte nicht für immer unter den Teppich kehren können, vor allem, falls diese Themen weiter relevant bleiben und sich möglicherweise sogar verstärken. So reagiert der Ölpreis mittlerweile weniger deutlich auf Stimuli von Seiten der Zentralbanken - zunächst aus Japan, bald schon aus Europa -, da sich diese Strategien weniger stark als erwartet auf das Wachstum und die wirtschaftliche Risikobereitschaft (anstatt der Risikobereitschaft auf den Märkten) auswirken. Gleichzeitig wird die Nachfrage nach Öl durch eine globale Konjunktur geschwächt, die - mit Ausnahme der Vereinigten Staaten und Großbritanniens - immer noch lahmt, wie die enttäuschenden Daten über das verarbeitende Gewerbe in China diese Woche zeigen.

 

Investoren haben guten Grund, sich über die beeindruckende Erholung an den Aktienmärkten in den letzten zwei Wochen zu freuen. Aber in ihrem Jubel sollten sie eine simple Tatsache nicht außer Acht lassen: Um die aktuellen Kurse zu rechtfertigen, müssen sich die Rahmenbedingungen ändern.

 

 

Von Mohamed A.El-Erian, im Original erschienen auf Bloomberg view am 03.11.2014. Abdruck mit Einverständnis. Die Meinungen im Artikel entsprechen denen des Autors.

Mohamed El-Erian, Chief Economic Adviser der Allianz
Mohamed El-Erian, Chief Economic Adviser der Allianz

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Petra Brandes
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