In einer vielbeachteten Volksabstimmung am 18. September haben 55,3 Prozent gegen eine Abspaltung von Großbritannien votiert. In den letzten Wochen hatten zwar die Befürworter stark aufgeholt, letztendlich ausschlagebend waren aber vermutlich die vielen noch offenen Fragen (Währung, Staatschulden, Rentensystem, Steuern, EU- und Nato-Mitgliedschaft, Landesverteidigung, Aufteilung der Öleinnahmen usw.) und die Aussicht auf erweiterte Selbstbestimmung auch beim Verbleib im Vereinigten Königreich.
Ein Ja zur Unabhängigkeit hätte einen schwierigen und womöglich langwierigen Prozess nach sich gezogen. In Verhandlungen mit London hätte das Ausscheiden Schottlands aus der mehr als 300 Jahre währenden Union mit England geregelt werden müssen. Bei langanhaltender Unsicherheit wären die wirtschaftlichen Folgen wohl gravierend gewesen (Pfundschwäche, steigende Risikoprämien, sinkende Direktinvestitionen), mit Ausstrahlungskraft auch auf Rest-Europa.
Nach diesem Ergebnis dürfte zumindest ein Unsicherheitsfaktor, der die Märkte in den letzten Wochen belastet hat, verschwinden. Eine weitere Fragmentierung des europäischen Hauses wäre der engeren Kohäsion nicht dienlich. Zudem dürfte der Sieg der „Better Together“ Befürworter in Schottland anderen Unabhängigkeitsbewegungen in Europa (Katalonien, Flandern, Südtirol, Veneto) etwas Wind aus den Segeln nehmen. Und nicht zuletzt stärkt auch ein Verbleib Schottlands in Großbritannien das pro-EU Lager bei einem eventuellen „In or Out“ Plebiszit 2017.