Warum weitere Währungsschwankungen bevorstehen

Die wichtigsten Währungen der Welt, die sich bisher innerhalb einer vergleichsweise stabilen Bandbreite bewegt hatten, sind jetzt wieder in Bewegung - befeuert durch eine unterschiedliche regionale Wachstumsdynamik und Zinsentwicklung, sowie durch schwelende geopolitische Spannungen. Entscheidenden Einfluss auf das Ausmaß dieser Währungsbewegungen hat die Geldpolitik der EZB.

 

Die wichtigsten Währungen der Welt, die sich bisher innerhalb einer vergleichsweise stabilen Bandbreite bewegt hatten, sind jetzt wieder in Bewegung - befeuert durch eine unterschiedliche regionale Wachstumsdynamik und Zinsentwicklung, sowie durch schwelende geopolitische Spannungen.

 

Die Spreizung zwischen den USA und Europa ist besonders groß und das Gefälle zwischen den Währungen in diesen beiden Regionen wird maßgeblich von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bestimmt (auch wenn der EZB-Rat diese Woche zusammentritt, werden seine wichtigsten geldpolitischen Maßnahmen voraussichtlich erst im Herbst bekanntgegeben).

 

Die Konjunkturdaten der letzten Woche bestätigen, dass der Euroraum und die USA sich auf recht unterschiedlichen Wachstumspfaden befinden. Der Heilungsprozess in ihren Bankensystemen läuft auch unterschiedlich ab. Da die USA schneller wachsen und deutlicher auf dem Weg der Besserung sind, dürften sich auch die geldpolitischen Maßnahmen in den beiden Regionen weiter auseinander entwickeln. Wir erwarten eine leichte Straffung des geldpolitischen Kurses der US-Notenbank (Federal Reserve), während die EZB ihre Geld- und Kreditpolitik weiter lockern dürfte. Kurzum erwarten wir eine weitere Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro.

 

Auch geopolitische Aspekte sprechen für einen stärkeren Dollar, was in erster Linie darin gründet, dass Europa Entwicklungen in der Ukraine und im Nahen Osten stärker ausgesetzt ist als die USA, und zwar sowohl in wirtschaftlicher als auch in finanzieller Hinsicht. Hinzu kommt, dass der Euro bisher zusätzlichen Rückenwind durch Händler aus aller Welt erhielt, die auf der Jagd nach Rendite Anleihen der Peripherieländer aufkauften. Jetzt fließt aber weniger Kapital in diese Richtung.

 

Entscheidenden Einfluss auf das Ausmaß dieser Währungsbewegungen hat die EZB. Wenn sich der Eindruck in Anlegerkreisen verstärkt, dass die EZB ihre Geldpolitik tatsächlich weiter lockern möchte - wovon ich persönlich ausgehe - könnte der Euro wichtige Widerstandsgrenzen leicht durchbrechen. Dabei ist es durchaus möglich, dass der Euro wieder unterhalb die $1,30-Marke rutscht, nachdem er sich nur drei Monaten zuvor der $1,40-Marke genähert hatte.

 

Zwei technische Aspekte würden so einen Trend noch verstärken.

 

Viele internationale Anleger investieren in Aktien, ohne sich dabei gegen Fremdwährungsrisiken abzusichern. Das bedeutet, dass sie das mit einer Anlage in globale Aktienwerte verbundene Risiko nicht von den potenziellen aus Währungsbewegungen resultierenden Verlusten (oder Gewinnen) trennen. Starke Abwertungen allein können massive Aktienverkäufe auslösen, die ihrerseits wiederum die Währungsbewegungen noch zusätzlich anheizen. Zudem machen niedrigere Leitzinsen den Euro als Finanzierungswährung für Händler attraktiver, mit der Folge, dass die Kapitalmärkte noch stärker von Anlagen in Staatsanleihen der Euro-Länder und notleidende Krediten abrücken.

 

Ich gehe davon aus, dass sich diese Entwicklungen in den kommenden Monaten vollziehen, vor allem wenn die EZB im Herbst weitere Schritte zur Lockerung ihrer Geldpolitik beschließt, was ihrer Meinung nach zur Ankurbelung des Wachstums und zur Abwendung einer Deflation in Europa notwendig ist. Diese Politik allein wird nicht reichen, um Europa wieder auf einen wachstumsstarken Pfad zurück zu bringen und einen robusten Beschäftigungsaufbau zu ermöglichen. Sie reicht aber aus, um ungewöhnlich ruhige und geordnete Devisenmärkte sehr viel volatiler zu machen.

 

 

Von Mohamed A.El-Erian, im Original erschienen auf Bloomberg view am 04.08.2014. Abdruck mit Einverständnis. Die Meinungen im Artikel entsprechen denen des Autors.

Mohamed El-Erian, Chief Economic Adviser der Allianz
Mohamed El-Erian, Chief Economic Adviser der Allianz

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Petra Brandes
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