Die Münchner Hagelkatastrophe 1984

12. Juli 1984, 20.05 Uhr. "Weltuntergangsstimmung" in München. Die große Hagelwalze rast über die Stadt: Riesige Eiskörner bis zu Tennisball-Größe prasseln auf Menschen, Tiere, Häuser, Autos, Felder und Gärten. Drei Tote, mehr als 300 Verletzte und Sachschäden von mehr als drei Milliarden Mark - innerhalb von 20 Minuten. Es ist das bis dahin größte Schadenereignis in der Geschichte der deutschen Versicherungswirtschaft.

"Mein Auto sieht aus wie ein Knäckebrot!" Der Kunde am Telefon von Allianz Vertreter Detlev Bohlmann klang völlig verzweifelt: "Bitte kommen Sie schnell!" Der Anruf erreichte Bohlmann gegen 21 Uhr. "Erst konnte ich nicht glauben, was der Mann mir erzählte. Ich hatte vom Hagel nichts mitbekommen, weil ich in einem Stadtteil wohnte, der nicht betroffen war", erinnert sich Bohlmann. "Ich machte mich auf den Weg zu meinem Kunden und sah das ganze Ausmaß der Katastrophe: Eine mehrere Zentimeter hohe Eisschicht auf den Straßen, entlaubte Bäume, zerbeulte Autos. Sirenen heulten durch die Nacht."

Beim Unwetter 1984 prasselten sogar noch größere Hagelkörner auf die Erde

Über 3800 Einsätze zählte die Feuerwehr an diesem Donnerstagabend: Innerhalb kürzester Zeit hatten Sturm und Eisgeschosse Schaufensterscheiben zerschlagen, Dächer abgedeckt und Fassadenverkleidungen zerstört. Bei Bohlmann und seinen Kollegen in München und den im Osten angrenzenden Landkreisen stand in den darauf folgenden Tagen das Telefon nicht mehr still. Vertreter, Bürokräfte und Schadenregulierer schoben Überstunden. Sechs-Tage-Woche, körbeweise kamen die Schadenmeldungen herein. Und alle Kunden stellten die Frage: "Zahlt die Versicherung?"

Für die Versicherer war dies eine schwierige Entscheidung. Im Bereich der Autokasko-versicherung stellte sich die Frage nicht, denn da waren solche Schäden ohnehin gedeckt. Nicht selbstverständlich war dies aber in der Gebäude- und in der Hausratversicherung. Hier waren damals nur Schäden durch Sturm, also mindestens Windstärke acht versichert, nicht aber durch Hagel allein. Außerdem war der Umfang der Schäden wenige Stunden nach der Katastrophe noch gar nicht abzusehen.

Die Allianz entschied bereits am Vormittag nach dem Hagel: "Ja, wir zahlen!" Ohne im Einzelfall zu prüfen, ob Sturm herrschte oder nicht.

Schon am nächsten Tag richtete die Allianz zusätzlich zu ihren zwei Schadenschnelldienst-Stationen eine dritte ein. Wochenlang dort täglich das gleiche Bild: bereits ab sechs Uhr morgens Autoschlangen vor den Stationen. Die Kunden konnten ihre zerbeulten Fahrzeuge begutachten lassen und erhielten sofort einen Scheck oder eine Reparaturkosten-Übernahmeerklärung. Mitarbeiter des Versicherers versorgten die Wartenden mit Erfrischungen.

Für die Begutachtung der Gebäude- und Hausratschäden setzte die Allianz mehr als 50 Sachverständige aus dem ganzen Bundesgebiet ein. Mit Zeitungsanzeigen informierte sie zusätzlich über die unbürokratische Schadenregulierung: Bei kleineren Kfz- oder Gebäudeschäden Rechnungen einreichen oder Handwerker direkt beauftragen!

Erst nach einigen Monaten stand das ganze Ausmaß der Schäden fest: Der Gesamtschaden betrug rund drei Milliarden Mark, davon waren rund 1,5 Milliarden Mark versichert. Mehr als 200.000 Autos, 70.000 Gebäude sowie zahlreiche Flugzeuge auf den Flughäfen München-Riem und Oberpfaffenhofen waren vom Hagel demoliert worden. Allein die Allianz zahlte insgesamt 315 Millionen Mark an ihre Kunden aus.

"Die Kulanz der Versicherungen hatte jedoch auch ihre negativen Seiten", erzählt der ehemalige Allianz Vertreter Peter Langhorst-Stein: "Einer meiner Kunden hatte sein Dach selbst abgedeckt - und dachte, er bekäme von uns ein neues. Die Sache ist natürlich aufgeflogen." Das Geschäft ihres Lebens machten jedenfalls Kfz-Werkstätten, Dachdecker und Glasereien. Dachziegel waren bereits am Tag nach dem Hagel Mangelware. Wenig später ließen sich für einige Autotypen in ganz Süddeutschland keine Scheiben mehr auftreiben.

1984 war die Kulanz der Versicherungen gefragt - wenige Jahre später hat die Allianz das Risiko Hagel in die Wohngebäude- und in die Hausratversicherung mit aufgenommen. "Seit 1987 ist Hagel fester Bestandteil", sagt Sachversicherungs-Experte Rolf-Peter Lupold. "Das heißt, dass Hagelschäden gedeckt sind, ohne dass gleichzeitig ein Sturm mit Windstärke acht herrschen muss. Die vielen regionalen Hagelereignisse in jedem Sommer zeigen, wie sinnvoll das ist."

Im Zuge des Klimawandels schlägt das Wetter immer mehr Kapriolen - wie der diesjährige, verregnete bayerische Sommer wieder zeigt. Auch durch Starkregen haben viele Hauseigentümer in Bayern wieder große Schäden erlitten. "Die meisten erwarten nicht, dass es auch fernab von Gewässern zu Überschwemmungen kommen kann", sagt Lupold. "Dabei hat Starkregen in den vergangenen 75 Jahren um bis zu 40 Prozent zugenommen."

Hier ist eine Elementar-Zusatzdeckung in der Wohngebäude- und in der Hausratversicherung wichtig. Sie beinhaltet nicht nur das Risiko der Überschwemmung durch Gewässer, sondern auch durch Starkregen und Rückstau, etwa wenn das Regenwasser von der Kanalisation nicht mehr aufgenommen werden kann und den Keller überflutet. Wird ein Gebäude durch Starkregen beschädigt, beläuft sich der Reparaturaufwand schnell auf mehrere zehntausend Euro.

Die Bayerische Staatsregierung, die bayerischen Versicherer und der Verein "Haus und Grund Bayern" haben deshalb im Frühjahr ihre gemeinsame Kampagne "Voraus denken - elementar versichern" gestartet. Die Kampagne appelliert an die Bürger, ihr Wohneigentum und ihren Hausrat gegen Schäden aus Naturgefahren durch eine Elementar-Zusatzdeckung abzusichern. Dieser Schutz ist nicht teuer: Für ein Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche ist die Elementar-Zusatzdeckung zur Wohngebäudeversicherung schon ab 50 Euro im Jahr zu haben. Im Schadenfall werden Reparaturarbeiten wie die Trocknung und Instandsetzung des Mauerwerks übernommen.

Wer 2009 für sein Gebäude eine Elementarversicherung abschließt, bekommt bei der Allianz 25 Prozent Nachlass. In der Hausratversicherung kann während der Kampagne die Elementarversicherung bis zur nächsten Hauptfälligkeit beitragsfrei eingeschlossen werden.


Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
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