Erholung von dem Schock - und Leben mit dem Risiko

Ein Jahr danach beziffert die japanische nationale Polizeibehörde das Ausmaß der Katastrophe wie folgt: 15.000 Menschen starben aufgrund des Erdbebens und des Tsunami, mehr als 6.000 wurden verletzt und mehr als 3.000 werden noch vermisst. Ganz zu schweigen vom zerstörten Eigentum und den kaputten Wohnhäusern und dem Gebiet, das aufgrund der Atomkrise, die die Naturkatastrophe ausgelöst hat, über Jahrzehnte nicht bewohnbar sein wird. Die volkswirtschaftlichen Schäden belaufen sich auf 210 Milliarden US-Dollar; davon waren 40 Milliarden versichert.

Ein Jahr danach hat die Allianz Re den Großteil der Schäden, die durch das Erdbeben in Japan verursacht wurden, reguliert. War die Rückversicherung auf eine Katastrophe dieses Ausmaßes vorbereitet? "Wir sind uns natürlich bewusst, dass das Erdbebenrisiko in Japan besonders groß ist, denn Japan liegt in einer Zone mit hoher seismischer Aktivität. Meist sind die Schäden geringer, aber ein größeres Ereignis irgendwo in dieser Region war zu erwarten", erklärt Sibylle Steimen, Seismologin und Leiterin des Naturkatastrophenmanagements bei der Allianz Re.

Die volkswirtschaftlichen Schäden belaufen sich auf 210 Milliarden US-Dollar; davon waren 40 Milliarden versichert.

Interessanterweise hatten japanische Naturwissenschaftler den nördlichen Teil der Insel Honshu, verglichen mit anderen Regionen des Landes, nicht als das risikoreichste Gebiet eingestuft. "Das ist ein beeindruckendes und trauriges Beispiel dafür, dass Naturwissenschaftler zwar ihre eigenen Theorien haben, aber bei jeder Katastrophe dazulernen", so Sibylle Steimen.

Japan ist ein technisiertes, industrialisiertes Land mit hoher Versicherungsdichte. Versicherung hilft, die Schäden zu lindern und unterstützt den Wiederaufbau in den betroffenen Gebieten, doch die Regeneration wird noch viele Jahre dauern.

Für Versicherer und Rückversicherer war das Erdbeben in Japan eines in einer Reihe von schwerwiegenden Katastrophenereignissen im Jahr 2011, die zu schweren finanziellen Verlusten in der Branche führten. Wie reagiert jetzt der Markt? Schließlich ist der 1. April der Stichtag für die Verlängerung der Policen in der Region. "Wir sehen erste Anzeichen dafür, dass sich die Bedingungen für übernommene Risiken verbessert haben", erklärt Angela Tan, Regional Manager Non-Life Treaty in der Niederlassung der Allianz Re in Singapur.

Die Erkenntnisse aus der Katastrophe haben das Verständnis des zu Grunde liegenden Risikos entscheidend verändert. Beispielsweise wurde klar, dass sich in einer global vernetzten Welt, die Auswirkungen einer großen Naturkatastrophe nicht nur auf die Bevölkerung vor Ort beschränken. Da das Erdbeben und der Tsunami Firmen und Anlagen zerstört haben, waren die globalen Lieferketten noch Wochen nach der Katastrophe unterbrochen.

Das muss auch versicherungsmathematisch berechnet werden. "Im Hinblick auf auf Transparenz, Struktur und Exposure-Daten erwarten wir jetzt weitaus mehr, insbesondere bezüglich ausländischer Interessen, Rückwirkungsschäden und Naturkatastrophen", sagt Angela Tan.

Während Versicherer und Rückversicherer auf die Katastrophe reagieren und ihre Bedingungen entsprechend anpassen, werden auch mögliche Vorkehrungsmaßnahmen und Frühwarnsysteme diskutiert, um die Auswirkungen eines solchen Bebens von vornhinein gering zu halten.

"Erdbeben kann man nicht verhindern", erklärt Sibylle Steimen. "Frühwarnsysteme oder genaue Voraussagen für Erdbeben würden zwar das Krisenmanagement in den betroffenen Regionen unterstützen und, im Fall von Wirbelstürmen, Evakuierungsmaßnahmen erlauben, aber wir können nicht voraussagen, wann und wo ein sich ein großes Erdbeben ereignen wird.  Dass Tsunamis unter bestimmten Bedingungen auf Erdbeben folgen ist bekannt, und in Japan wurden bereits vor einiger Zeit Frühwarnsysteme eingerichtet", erklärt sie.

Als das Erdbeben letzten März Japan heimsuchte, wurde dementsprechend sofort vor dem Tsunami gewarnt. Aber da das Erdbeben sich so nah an der Küste ereignete, blieben den Menschen nur 20 Minuten um zu reagieren. Für viele von ihnen war das nicht genügend Zeit, um den Wogen zu entkommen. 

Wurde Japans Risikoprofil bezüglich Erdbeben nach der Katastrophe von 2011 überarbeitet? "Japan befindet sich in einem Gebiet, in dem mehre Kontinentalplatten aufeinander treffen", erklärt Sibylle Steimen. "Das verursacht stets hohe tektonische Aktivitäten, die tief in der Erde zu großen Rissen führen können. Die Auswirkungen reichen von leichten Erschütterungen bis hin zu starken Beben. Japan muss mit diesem Risiko leben. Und die Versicherungsindustrie muss das auch."

 
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Christiane Merkel

Allianz SE Reinsurance
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