Die Grenzen des Wachstums...

Die Daten der letzten Wochen fallen jedenfalls unbefriedigend aus: kaum ein Konjunkturindikator, der nicht schwächer hereinkam und dann auch noch hinter den ohnehin schon moderaten Erwartungen zurück blieb. Dazu unverändert Anzeichen von Nervosität, die sich zum Beispiel in wieder gestiegenen Risikoprämien bei US-Hypothekenanleihen ausdrücken. Der iTraxx-Europe für den Finanzsektor ist auf ein neues Krisenniveau geklettert, welches den Krisenhöhepunkt im ersten Quartal 2008 übertrifft. Gleichzeitig sind die CDS-Prämien für deutsche Staatsanleihen weiter deutlich gestiegen1. Ein Warnsignal in Richtung Bonitätserwartungen des Marktes. Die
EU-Schuldenkrise fordert ihren Tribut.

Zugegeben, die Risiken sind gestiegen. Aber die Chancen, dass es sich nur um eine Zwischenlandung und nicht um einen Absturz der Konjunktur handelt, stehen immer noch gut: Die Wachstumskraft der Emerging Markets und die lockeren Zinszügel bei historisch niedrigen Realzinsen sprechen dafür, der gesunkene Ölpreis entlastet und die soliden Cashflows sowie geringen Verschuldungsquoten der Unternehmen lassen Investitionen weiter zu.

Der aktuelle Einbruch der konjunkturellen Stimmungsindikatoren dürfte zuletzt auch eine Reaktion auf die starke Korrektur der Aktienmärkte gewesen sein und scheint die tatsächliche Konjunkturverlangsamung zu überzeichnen. Die "harten" Aktivitätsdaten, wie zum Beispiel die Auftragseingänge, spiegeln die gestiegenen Rezessionsängste nicht wider. Auch begannen die "Überraschungsindikatoren" für die USA und Japan zu drehen. Diese geben die Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Entwicklung und den Erwartungen der Analysten wider. Die Grenzen des Wachstums werden durch den Schuldenabbau der Industriestaaten wohl schneller erreicht, aber es sollte noch Wachstum geben.

1 "CDS" steht für "Credit Default Swaps". Diese geben die Absicherungskosten für die ihnen unterliegenden Wertpapiere wider. "iTraxx" steht für eine Familie an Indizes, welche die Entwicklung an den CDS-Märkten abbilden.

Hans-Jörg Naumer: "Die Stimmungsindikatoren dürften die Konjunkturverlangsamungüberzeichnen."

 
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