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Die Geschäftsleitung der Allianz
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Die jüdischen Mitarbeiter der Allianz
Der Nationalsozialismus beeinflusste das Arbeitsklima und die ethischen Standards in der gesamten Wirtschaft. Dies wirkte sich auch auf das Verhalten und die Beziehungen zwischen den mehr als 10.000 Mitarbeitern der Allianz aus.
1933 wurde Hans Heß Nachfolger von Kurt Schmitt im Amt des Generaldirektors der Allianz. Gemeinsam mit ihrem Vorstandskollegen Eduard Hilgard prägten sie maßgeblich die geschäftliche Entwicklung und die politisch-gesellschaftliche Position des Unternehmens bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
Hans Heß (1881 - 1957)
Eduard Hilgard (1884 - 1982)
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Glossar
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Chronik
NSDAP
Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war die Partei Adolf Hitlers. Sie wurde 1920 gegründet und nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten die einzige zugelassene Partei in Deutschland. Zentrale Kennzeichen ihrer Ideologie waren Rassismus und Antisemitismus, Demokratiefeindlichkeit und ein aggressiver Expansionsdrang. Sie wuchs von einer Splitterpartei bis zur Massenpartei mit 8,5 Millionen Mitgliedern.
Reichsgruppe Versicherung
Die Reichsgruppe Versicherung war die 1934 gegründete zentrale Organisation und der Interessenverband der Versicherungsunternehmen. Leiter der Gruppe war das Allianz Vorstandsmitglied Eduard Hilgard.
Eduard Hilgard (1884-1982)
- 1921-1944 Mitglied des Vorstands der Allianz
- 1933 stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Allianz
- 1933 Vorsitzender des Reichsverbands der Privatversicherung
- ab 1934 Leiter der Reichsgruppe Versicherungen
- 1944 Ausscheiden aus dem Vorstand der Allianz
- 1948-1953 Mitglied des Aufsichtsrats der Allianz
Kurt Schmitt (1886-1950)
- 1913 Eintritt bei der Allianz
- 1917 Mitglied des Vorstands
- 1921 bis 1933 Vorstandsvorsitzender der Allianz
- 1933 bis 1935 Reichswirtschaftsminister
- 1935 bis 1945 Aufsichtsratsmitglied der Allianz
- 1938 bis 1945 Vorstandsvorsitzender der Münchener Rück
- 1945 bis 1949 Entnazifizierungsverfahren
Hans Heß (1881-1957)
- 1917 Anstellung bei der Allianz als Organisationsleiter
- 1918-1948 Mitglied des Vorstands der Allianz
- 1933-1948 Vorsitzender des Vorstands der Allianz
- 1948-1954 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Allianz
Die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung begann mit dem gesetzlichen Ausschluss der jüdischen Beamten aus dem öffentlichen Dienst. Aber auch im Bereich der Privatwirtschaft wurde es für Juden immer schwieriger, ihre Arbeitsplätze zu behaupten. Jüdische Mitarbeiter in exponierter Stellung wurden dabei die ersten Opfer des antisemitischen Klimas, auch bei der Allianz.
James Freundenburg und seine Frau Erika in Marienbad, 30. April 1929.
James Freudenburg (1875 - 1944)
Direktor der Zweigniederlassung Frankfurt (1924-1934)
1934 musste James Freudenburg als Vorstand einer Frankfurter Tochtergesellschaft der Allianz zurücktreten. Im Alter von 61 Jahren wurde er 1936 pensioniert. James Freudenburg gelang es nicht, Deutschland zu verlassen: er wurde deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.
Maximilian Eichbaum (1881 - 1958)
Martin Lachmann (1880 - 1941)
Hugo Kettner (1877-1955)
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Chronik
James Freudenburg (1875-1944)
- 11.12.1875 in Braunschweig geboren
- 1919 Eintritt bei der Allianz
- 1923 Direktor der Zweigniederlassung Stuttgart
- 1924-1934 Direktor der Zweigniederlassung Frankfurt
- 1936 im Zuge der Ausgrenzung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben Pensionierung Freudenburgs
- 20. 9. 1943: James Freudenburg wird deportiert und am 10. Januar 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
Maximilian Eichbaum (1881-1958)
- 1923 Vorstandsmitglied der Wilhelma in Magdeburg Allgemeine Versicherungs-AG (Fusion mit Allianz 1923)
- 1924 Direktor der Zweigniederlassung Magdeburg der Allianz
- 1930-1935 Mitglied des Vorstands der Allianz
- 31.10.1937 im Zuge der Ausgrenzung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben Pensionierung Eichbaums im Alter von 56 Jahren und Emigration nach Südafrika. In Südafrika arbeitet Maximilian Eichbaum bis 1943 bei einer mit der Allianz verbundenen Versicherungsgesellschaft, danach als freier Versicherungsagent
Martin Lachmann (1880-1941)
- 1907 Versicherungsvertreter der Allianz in Berlin
- 1920er und frühe 1930er Jahre einer der erfolgreichsten Versicherungsagenten der Allianz
- 1939 im Zuge der Ausgrenzung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben keine Verlängerung des Vertrags zwischen der Allianz und Martin Lachmann
- Martin Lachmann wird nach Minsk deportiert und starb am 16. November 1941