Unwissenheit kostet Geld

Es ist eine einfache Rechnung: Kompetenz, insbesondere im Finanzbereich, spart Geld. Unwissenheit dagegen kommt teuer zu stehen. Auf dem Gebiet der finanziellen Allgemeinbildung besteht sicherlich ein großer Nachholbedarf, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.

Ein Finanzkompetenz zu haben spart Geld. Umgekehrt gesagt: Jeder einzelne trägt die Kosten für seine finanzielle Unwissenheit, sagen etwa die Demografie-Forscherinnen Annamaria Lusardi (George Washington University School of Business) und Olivia Mitchell (University of Pennsylvania). Wer sich in Finanzangelegenheiten schlecht auskenne, nehme eher einen Kredit auf, spare weniger und bezahle tendenziell höhere Gebühren für Finanzprodukte. Viele gäben zu viel aus und würden die Konditionen ihrer Hypotheken und Kredite nicht kennen. Das kann letztlich zu Verschuldung führen. Dass ökonomische Grundbildung für die Teilhabe an der Gesellschaft unverzichtbar ist, proklamieren nicht nur Forscher. Seit der Finanzkrise haben eine Vielzahl an Regierungen nationale Strategien zur Verbesserung der ökonomischen Bildung ihrer Bürger ins Leben gerufen. Seit 2008 treibt auch die OECD die Thematik international mit dem Netzwerk „International Network on Financial Education“ verstärkt voran.

Diskutiert wird seither immer wieder die Frage, welche Maßnahmen zu ergreifen seien, um die ökonomische Grundbildung im Allgemeinen zu verbessern. Wie baut man effektive Finanzbildungsprogramme am besten auf? Wann fängt Bildung in Sachen Finanzen idealerweise an und wie führt man sie bei Erwachsenen möglicherweise fort? 

„Finanzielle Bildung ist über das ganze Leben betrachtet wichtig", sagt Brigitte Miksa, Leiterin des Teams International Pensions bei der Allianz. „Angesichts der demografischen Entwicklung und zunehmend angespannter Staatsfinanzen in vielen Ländern der Welt ist es essenziell, dass wir selbst für unser Alter vorsorgen. Eine Gesellschaft, die nicht ausreichend darauf vorbereitet ist, weitreichende finanzielle Entscheidungen zu treffen, steht vor sozialen Problemen.“
 

Entscheidungen treffen können, um das finanzielle Wohlergehen zu sichern

Bei den Jugendlichen gibt es enormes Nachholpotential, sie wissen nicht viel über den Umgang mit Bankkonten, Kreditkarten, über Zinsen, Sparen, Risiko und Erträge. Eine PISA-Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) fragte 2014 erstmals danach und stellt erhebliche Wissenslücken fest. Im Durchschnitt zeigten 15 Prozent aller Befragten nicht einmal richtige Basiskenntnisse. 

„Es ist erstaunlich, wie wenig unsere Jugendlichen für das moderne Leben gerüstet sind. Wir müssen handeln, so viel ist sicher”, meint Miksa. „Nur wenn sie wissen, wie zum Beispiel Zinsen funktionieren oder Produkte wie Investmentfonds oder Versicherungen, wenn sie Risiken und Chancen beurteilen können, sind sie in der Lage, sich gut zu informieren und Entscheidungen zu treffen, die ihr finanzielles Wohlergehen sichern.“ Doch, so gibt sie zu bedenken, ein Blick über PISA hinaus zeige, dass es auch unter Erwachsenen um die Finanzbildung nicht gut bestellt ist. Früheren OECD-Untersuchungen zufolge ist das Verbesserungspotenzial in vielen Ländern der Welt groß. Insbesondere Frauen wird ein deutlicher Nachholbedarf bescheinigt.
 

Frühzeitige Bildungsinitiativen als Lösung?

Ob Finanzbildung von Kindesbeinen an zur Lösung des Problems beitragen kann, wird unter Experten kontrovers diskutiert. Während die einen der Meinung sind, Regierungen, Regulatoren und die Finanzindustrie müssten ihre Bemühungen um Finanzbildung im frühen Alter intensivieren, weil sich nur so ein adäquates Verhalten erlernen lasse, meinen andere, dieser Ansatz sei von vornherein zum Scheitern verurteilt. 

Miksa bringt es auf den Punkt: „Wir wissen alle, dass wir nicht immer gute und richtige Entscheidungen treffen. Aber grundsätzlich ist es wichtig, dass die Menschen das richtige Handwerkszeug haben, um fundierte Entscheidungen über ihre Finanzen zu treffen.“ Ein besseres Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge kommt am Ende also allen zugute: dem Einzelnen, der Gesellschaft und dem politischen sowie wirtschaftlichen Gemeinwesen.

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