Lifestyle nicht mehr in der Krise

Der Trend zu gesünderer Ernährung zeigt sich ebenso weiterhin wie eine verstärkte Mobilität und der Verzicht auf teure Restaurant-Besuche. Für Gesundheitsausgaben ist hingegen wieder mehr Geld vorhanden, die Allianz spricht sogar von einem Boom in der privaten Krankenversicherung.

"Im Hinblick auf die wirtschaftliche Lage sind die meisten Menschen in unserem Land deutlich optimistischer geworden als im Vorjahr. Auch in der Beurteilung des Arbeitsmarktes regiert langsam wieder Zuversicht", betonte Allianz Vorstand Johann Oswald bei der Präsentation der aktuellen Lifestyle-Studie 2010. Veränderungen im Lebensstil seien jedoch vor dem Hintergrund einer nach wie vor latent vorhandenen Wohlstands-Skepsis zu sehen, die vor allem die mittlere Altersgruppe der 40-60-Jährigen erfasst hat. Rund ein Drittel der Befragten gibt an, unmittelbare Auswirkungen der Krise erlebt zu haben, in Wien sogar 43 Prozent. Neben Einkommenseinbußen und Arbeitsplatzsorgen wurden auch Preissteigerungen als Krisenfolge genannt. Wertverluste bei Finanzanlagen beklagen hingegen nur 2,2 Prozent der Österreicher/innen.

Allianz Österreich Vorstand Johann Oswald

"Einschränkungen in Sachen Gesundheit nehmen aktuell nur noch 6-8 Prozent der Bevölkerung vor und damit um gut die Hälfte weniger als im letzten Jahr", berichtete Oswald. Dies gelte für den Besuch von Privatärzten ebenso wie für Vorsorgeuntersuchungen und medizinische Leistungen, die nicht von der Krankenkasse bezahlt werden. Auch bei der privaten Krankenversicherung wird nicht mehr gespart. Stiegen die Prämieneinnahmen bei der Allianz schon im Verlauf des letzten Jahres um 5,9 Prozent, so waren dies im 1. Quartal 2010 bereits 6,8 Prozent und damit noch deutlich mehr als der ebenfalls positive Markttrend zeigt.

"Der Gesundheit durchaus förderlich sei auch die seit Krisenbeginn zu erkennende Tendenz vieler Menschen, das Auto öfter mal stehen zu lassen und sich statt dessen per pedes oder "Öffis" aufzumachen" meint Oswald. Immerhin 29 Prozent haben diese Umstellung ihrer Mobilität laut Allianz-AGES-Studie auch in die "Nach-Krisenzeit" mitgenommen.

Viele interessante Ergebnisse lieferte die Studie auch hinsichtlich des Ernährungsverhaltens der Österreicherinnen und Österreicher. "Insgesamt sind die Menschen beim Einkauf von Lebensmitteln kostenbewusster geworden, der Trend zu gesünderer Ernährung fiel aber erfreulicherweise nicht der Wirtschaftskrise zum Opfer", betonte Ingrid Kiefer, Leiterin des Kompetenzzentrums Ernährung & Prävention der AGES. 54 Prozent gaben an, verstärkt Aktionen und Sonderangebote zu nutzen, 32 Prozent gehen häufiger zum Diskonter, etwa ebenso viele achten im Supermarkt auf die billigen Handelsmarken.

Die seit Beginn der Finanzkrise gezeigten Veränderungen in der Lebensmittelauswahl wurden auch in diesem Jahr weiter beibehalten. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage werden seltener Fastfood (26 Prozent der Befragten), Knabbereien (26 Prozent), Fertig- und Halbfertigprodukte (24 Prozent), Limonaden (22 Prozent) sowie Süßes und Mehlspeisen (21 Prozent) konsumiert. Jede/r Fünfte/r der Befragten gibt an, häufiger Gemüse (21 Prozent der Befragten), Bioprodukte (20 Prozent), Obst (19 Prozent), Fisch (19 Prozent) und Vollkornprodukte (17 Prozent) zu verzehren. Vor allem Personen, die auch im Jahr 2010 finanzielle Erschränkungen erwarten, verzichten häufiger auf Knabbereien, Fleisch, Wurstwaren, Limonaden und Alkohol und konsumieren vermehrt Gemüse, Obst, Kartoffeln, Reis und Nudeln.

Gegessen wird vorzugsweise weiterhin in den eigenen vier Wänden. Der Trend zum "in-home"-Konsum und Verzicht auf den Besuch von Restaurants, Imbissstuben oder Fastfood-Lokalen hat sich zuletzt sogar noch verstärkt (27 Prozent gegenüber 21 Prozent vor einem Jahr essen häufiger zu Hause).

Als wichtigstes Kriterium beim Einkauf von Lebensmitteln wird die österreichische Herkunft genannt (86 Prozent), gefolgt vom Aspekt der saisonalen Frische und der Freiheit von Gentechnik (je 74 Prozent). Für sechs von zehn Österreicher/innen ist der Preis ein entscheidender Faktor beim Nahrungsmittel-Einkauf, nur ein Drittel denkt auch an die Kalorien. "Zugleich sind 72 Prozent der Menschen überzeugt, dass die Zahl ernährungsbedingter Krankheiten in Zukunft steigen wird", berichtet Kiefer. Die ernährungsabhängigen Krankheiten wie beispielsweise Übergewichtigkeit und Herz-Kreislauferkrankungen werden aber als weniger riskant eingestuft als Pestizidrückstände und Verunreinigungen, wie zum Beispiel Dioxin.

Ingrid Kiefer, Leiterin des Kompetenzzentrums Ernährung & Prävention der AGES

Weniger erfreulich ist, dass in den letzten Monaten viele Menschen wieder häufiger zur Zigarette griffen – allen Bemühungen um rauchfreie Zonen in der Öffentlichkeit zum Trotz. Insbesondere die "Heavy User" haben ihren Schnitt erhöht: 30 Prozent der Raucher konsumieren inzwischen bereits mehr als 5 Packungen pro Woche. 15 Prozent der Befragten geben an, alkoholische Getränke seltener zu konsumieren.

Allianz und AGES wollen auch weiterhin die Entwicklung des Lebensstils gemeinsam beobachten, Risiken aufzeigen und durch Bewusstseinsbildung bekämpfen. "Generell haben die Österreicherinnen und Österreicher ein durchaus ausgeprägtes Sicherheitsbewusstsein", ist Allianz Vorstand Oswald überzeugt. "Jene Risiken, die direkt aus dem Lebensstil der Menschen entstehen – falsche Ernährung, übermäßiger Genussmittelkonsum, zu wenig Bewegung – werden aber nach wie vor unterschätzt."

 
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