Konjunktur verkraftet schrittweisen Ausstieg aus der expansiven Wirtschaftspolitik

Die extrem expansive Geld- und Fiskalpolitik war infolge der schweren Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise unabdingbar und ist in ihren Folgen noch kaum abschätzbar. "Klar ist jedoch, dass die Risken und Kosten steigen, je länger die expansive Politik beibehalten wird. Es ist daher jetzt an der Zeit, alternative Ausstiegskonzepte bereitzulegen", sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. Ein optimales Ausstiegskonzept sollte nach Auffassung der Allianz zum richtigen Zeitpunkt umgesetzt werden, neue Finanzmarktblasen verhindern und international abgestimmt sein.

Dem Timing des Ausstiegs kommt entscheidende Bedeutung zu, da auf der einen Seite die Konjunkturerholung nicht gefährdet werden darf und auf der anderen Seite Inflationsrisiken vermieden werden müssen. Die Weltwirtschaft befindet sich nach Einschätzung der Allianz in einer deutlichen Belebung, die auch 2010 anhalten wird und es erlaubt, den extremen Expansionsgrad der Wirtschaftspolitik zurückzuführen. Allerdings ist die Erholung noch nicht selbsttragend. Die weltweit in den verschiedenen Konjunkturprogrammen für 2010 vorgesehene expansive Fiskalpolitik sollte daher wie geplant umgesetzt werden. Ab 2011 jedoch kann dann eine aktive Konsolidierung in Angriff genommen werden.

Michael Heise: "Es ist jetzt an der Zeit, alternative Ausstiegskonzepte bereitzulegen"

Früher als die Finanzpolitik sollte die Geldpolitik eine Wende einleiten. "Geldpolitische Maßnahmen haben längere Wirkungsverzögerungen und würden 2010 kaum die Konjunktur bremsen. Es muss jetzt darum gehen, den Expansionsgrad der Geldpolitik etwas zurückzunehmen, um Übertreibungen an den Finanzmärkten entgegenzuwirken", sagte Heise. Der Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik sollte international koordiniert werden. Nur wenn die Zentralbanken in Amerika, Europa und Asien gleichgerichtete Schritte unternehmen, können größere Spannungen im Wechselkursgefüge vermieden werden.

In Europa kann eine sinnvolle finanzpolitische Konsolidierungsstrategie ab 2011 nach Ansicht der Allianz nur auf der Ausgabenseite ansetzen. Die Staatsausgabenquote steigt im Euroraum infolge der Wirtschaftskrise bis 2010 voraussichtlich um rund 4 Prozentpunkte auf über 50 Prozent und somit auf einen ausgesprochen hohen Wert an. Die Staatsausgaben sollten ab 2011 jährlich um 2 Prozentpunkte weniger als der Anstieg des nominalen Bruttoinlandsprodukts erhöht werden. Die Staatsquote würde in diesem Szenario bis 2014 wieder in etwa auf das Niveau vor der Wirtschaftskrise zurückgehen und die jährliche Neuverschuldung könnte von 5,7 Prozent im Jahr 2010 auf 1,8 Prozent im Jahr 2014 sinken.

Eine solche Konsolidierungspolitik ist eine der zentralen Herausforderungen der Europäischen Union in der nächsten Zeit. Daneben ist aber auch eine nachhaltige Wachstumspolitik in Europa notwendig. Der European Growth and Jobs Monitor, eine Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung in den EU-Mitgliedstaaten, den die Allianz SE gemeinsam mit dem Lisbon Council zweimal jährlich herausgibt, zeigt hier erheblichen Handlungsbedarf. "Europa braucht eine neue Wachstumsstrategie, die für mehr Transparenz in den nationalen Reformprogrammen sorgt und noch stärker auf die Wachstumstreiber der Zukunft ausgerichtet ist", sagte Heise. Dazu gehören die Stärkung von Bildung und Weiterbildung, von Forschung und Innovation sowie eine Steuer- und Infrastrukturpolitik, die Wachstumsmärkte wie den Klimaschutz unterstützt.

 
 
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