Car Wars: Vort-e-il China

Was wäre James Bond ohne seinen Aston Martin? Oder Agent Ethan Hunt ohne seine BMWs?

Europas glamourösester Beitrag zum technologischen Welterbe ist möglicherweise ein Satz heißer Räder. Ein Gefährt, auf dem das Logo einer europäischen Automarke prangt, ist seit mehr als hundert Jahren nicht nur der Inbegriff von Macht und Reichtum sowie der ganze Stolz seines Besitzers und Garant für den Neid der Nachbarn.

Doch die Zeiten ändern sich.

Das wachsende Umweltbewusstsein der jüngeren Generation führt dazu, dass sie das Auto als Statussymbol weniger über seine PS und das Design definieren, sondern über seine Umweltverträglichkeit. Wenig überraschend prahlt man daher neuerdings mit seinem Elektroauto. 

Unangenehm überraschen könnte dies jedoch Europa. Ausgerechnet der Kontinent, der die weltweite Automobilindustrie lange dominiert hat, läuft derzeit Gefahr, im Wettbewerb um Elektrofahrzeuge zurückzufallen. Wer führt das Rennen an? Interessanterweise China, verrät eine Studie von Allianz Economic Research.

Eine Vielzahl von wirkungsvollen politischen Maßnahmen von Subventionen für Autohersteller bis zu den ambitionierten Plänen zum Ausbau des Stromtankstellennetzes - bei sechs von neun Bewertungskriterien für e-Mobilitätführt China im Länderwettbewerb. Europa liegt abgeschlagen nicht nur hinter China, sondern auch hinter den Vereinigten Staaten und Japan, besonders was Industriepolitik, Infrastruktur und Fertigung betrifft.

Kann Europa seine Vormachtstellung in der Automobilindustrie behaupten? Oder wird China die nächste Auto-Kratie sein? Allianz Economic Research zieht Bilanz. 

Die Schalthebel der e-Mobilität

Das Überleben der Automobilindustrie eines Landes wird in den kommenden Jahren voraussichtlich davon abhängen, wie gut es sich an die Elektrifizierung anpasst.

Für eine Elektrifizierungsoffensive sind mehrere Aspekte von Bedeutung: politische Maßnahmen, Infrastruktur, Verfügbarkeit wichtiger Bauteile und Rohstoffe, Fertigungskapazitäten, Marktdurchdringung, Innovations- und Finanzkraft, veränderte Fahrzeugflotten, Einsatzfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der neuen Technologien sowie Ausbau des Stromnetzes.

Gemessen an diesen neun Parametern liegt China bei sechs davon auf Platz eins und führt damit die Gesamtrangliste an. "Die chinesische Politik ist am wirkungsvollsten, da sie finanzielle Unterstützung, verbindliche Normen und Maßnahmen für den Endverbraucher kombiniert", schreibt Allianz Ökonomin Catharina Hillenbrand-Saponar in dem Bericht. Bis 2020 plant das Land bis zu 500.000 Stromtankstellen einzurichten und legt damit die wichtigste Grundlage für den effektiven Einsatz von Elektrofahrzeugen.

Die öffentliche Debatte über die Kosten von Elektroautos dreht sich letztlich meist um die Kosten für die Batterien. Chinas großer Vorteil sind hier seine Produktionskapazitäten. Indem Subventionen für E-Fahrzeughersteller davon abhängig gemacht werden,  dass diese ihre Batterien ausschließlich von zugelassenen Herstellern beziehen, wird das Wachstum dieser Zulieferer gefördert.

Größenmäßig ist China mit einem Weltmarktanteil von 17 Prozent führend, gefolgt von den USA, wo Tesla den Markt dominiert. Damit europäische Hersteller mengenmäßig die Marktführerschaft zurückerobern können, müssen sie nicht nur in ihren eigenen Märkten, sondern auch in den USA und China wachsen. Und das ist keine leichte Aufgabe.

Auch die Marktdurchdringung mit Elektrofahrzeugen ist in China bemerkenswert. In diesem großen Markt machen Elektromobile 4,2 Prozent der Neuwagenverkäufe aus, gegenüber 2,5 Prozent in Europa.

Quo vadis, Europa?

Die Entwicklung in den nächsten Jahren wird zeigen, welche neuen E-Fahrzeugmodelle erfolgreich sein werden und welche nicht. Autohersteller mit einer gut gefüllten Produktpipeline haben in jedem Fall die größeren Erfolgsaussichten. Dabei liegt Europa mit 130 von insgesamt 350 weltweit anstehenden Modelleinführungen an der Spitze. Man muss diese Zahlen jedoch im Zusammenhang sehen - ein Teil davon ist auf einen verspäteten Start der europäischen Automobilhersteller und ihre anschließende Aufholjagd zurückzuführen.

Aber auch wenn Europa vielleicht spät zur Elektro-Party kommt, kann es noch die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen.

„Europa muss zunächst einen zielführenderen politischen Rahmen entwickeln", sagt Hillenbrand-Saponar. "Finanzielle Anreize haben sich regions- und sektorübergreifend als das wirksamste Instrument erwiesen.”

So wie es ohne Straßen keine Autos gäbe, ist es unrealistisch, Straßen voller Elektrofahrzeuge zu erwarten, solange nicht genügend Stromtankstellen vorhanden sind. Daher muss Europa sich anstrengen, um seine Infrastruktur für umweltfreundliche Mobilität auszubauen... und zwar schnell! Über Investitionsförderung hinaus würde es helfen, Planung und Genehmigung von Stromtankstellen zu vereinfachen.

Europa verfügt zwar nicht über die Fertigungskapazitäten Chinas, doch das ist nichts, was länderübergreifende Partnerschaften nicht beheben könnten. Kommen finanzielle Anreize hinzu, die Produktionskapazitäten - insbesondere bei Batterieherstellern - auszubauen, stellt sich die Frage nach höheren Recyclingraten und Bauteilverfügbarkeiten womöglich bald gar nicht mehr. 

Letztendlich aber entscheidet der Endverbraucher darüber, ob ein neues Mobilitätskonzept im Alltag gelebt wird oder nicht. Anreize wie gebührenfreies Parken, Vorfahrtszonen oder Zufahrtsbeschränkungen in Städten bis hin zu Vergütungsmodellen, die es den E-Mobil-Eigentümern erlauben, von den Entwicklungen des Energiemarktes zu profitieren, können die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen deutlich erhöhen. 

 

Vom Verbrennungsmotor bis zum Ökomobil – durch den Automobilsektor weht ein frischer Wind. Ob Ostwind oder Westwind, bleibt abzuwarten.

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* Einschließlich nicht konsolidierter Einheiten mit Allianz Kunden.
** Stand: 31. Dezember 2023

Pressekontakte

Dr. Lorenz Weimann
Allianz SE
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