Großes Potential für Allianz Climate Solutions

Armin Sandhövel: In unserem ersten Jahr konnten wir bereits zahlreiche wichtige Kooperationsverträge in Märkten wie dem Solarmarkt in Südeuropa und dem internationalen CO2-Markt abschließen. Unser wichtigster Erfolg ist jedoch die enge Zusammenarbeit mit den verschiedenen Unternehmen der Allianz-Gruppe. Wir unterstützen heute den gesamten Konzern – ob Asien, Nordamerika oder Europa – mit klimaorientierten Lösungen. Dieser Aspekt ist mein wichtigstes Kriterium zur Messung unseres bisherigen Erfolgs.

Armin Sandhövel, CEO von Allianz Climate Solutions

Sandhövel: Der Klimawandel hat einen direkten Einfluss auf die Versicherungsbranche. Über 40 Prozent aller weltweit entstandenen Verluste stehen in engem Zusammenhang mit Naturkatastrophen. Diejenigen Unternehmen, die wiederum einen direkten Einfluss auf den Klimawandel haben, sind natürlich hauptsächlich im Versorgungs- und Energiebereich angesiedelt, letztendlich sind aber auch Versicherungsgesellschaften betroffen.

Dies ist auch der Grund dafür, dass wir eine Reihe ausgefeilter Anlageinstrumente und -produkte entwickelt haben, die dazu beitragen, die Risiken von Naturkatastrophen abzuschwächen, wie zum Beispiel "Flood Bonds" (Überschwemmungsanleihen) oder Katastrophenanleihen, die Betriebsausfälle abdecken.

Sandhövel: Hauptsächlich sind wir im Bereich erneuerbare Energien als Broker tätig, insbesondere im Solarmarkt. Wir bieten also die Akquisition, Bewertung und Vermittlung von erneuerbare Energieprojekten für Allianz Unternehmen, jedoch auch als Dienstleistung für unsere Kunden an.

Das zweite Aufgabengebiet von Allianz Climate Solutions ist die Marktbeobachtung für Unternehmen der Allianz Gruppe. Dabei erstellen wir Analysen über das Risikopotenzial verschiedener Projekte – auch für unser Privatkundengeschäft bei der Dresdner Bank. Im Rahmen dieser Aufgabe fungieren wir darüber hinaus als Kompetenzzentrum für erneuerbare Energien sowie für Fragen zum Emissionshandel.

In der Vergangenheit war ich für das Risikomanagement des CO2-Emissionshandels bei der Dresdner Bank zuständig. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist das Joint Venture zwischen Dresdner Kleinwort und der Gazprombank auf dem Gebiet des Emissionshandels.

Letztendlich sind wir für unsere Konzernunternehmen auch Lösungsanbieter, wenn sie spezielles Know-how für klimabezogene Produkte benötigen. Dies reicht von Wetterderivaten für Privatkunden bis zum ECOMotion-Tarif, mit dem Kunden ihren CO2-Ausstoß durch den Kauf von CO2-Minderungszertifikaten in Zusammenhang mit ihrer Kfz-Versicherung neutralisieren können.

Sandhövel: Der Kern des CO2-Markts ist der CO2-Emissionshandel. Wir kaufen CO2-Zertifikate von Unternehmen, die über zu viele Zertifikate verfügen, und verkaufen sie an Unternehmen, die Zertifikate benötigen. Für uns ist es wichtig, diesen CO2-Handel mit speziellen Produkten wie beispielsweise Termingeschäften, Optionen, Swap-Geschäften oder Versicherungsprodukten für Betriebsausfälle zu kombinieren, die auch die Verluste der Unternehmen abdecken, die zu viel CO2 ausstoßen.

Allianz bietet strukturierte Produkte wie Climate Awareness Bonds oder Spot Markt Handel mit EU-Emissionszertifikaten an. Bei Dresdner Kleinwort erstellen wir viele Marktanalysen, die für unsere Kunde von Bedeutung sind, und unser Joint Venture mit der Gazprombank generiert natürlich CO2-Zertifikate in Mittel- und Osteuropa. Nicht zuletzt kann man direkt in Unternehmen oder indirekt in CO2-Zertifikate investieren und Anlagekapital schaffen.

Sandhövel: Unsere Arbeit im Bereich erneuerbare Energien beläuft sich zu 80 Prozent auf Solarenergie. Darüber hinaus verfolgen wir den Bioenergiemarkt sehr genau. Jedoch gibt es zahlreiche regulatorische Schwierigkeiten in Bezug auf Bioenergie und andere wichtige Faktoren wie der Wettbewerb zwischen der Nahrungsmittel- und Biokraftstoffproduktion.

Wir beobachten den Bioenergiemarkt, sind aber hinsichtlich Finanzierungen nicht sehr aktiv. 2005 gründeten wir das Kompetenzzentrum für erneuerbare Energien bei der Dresdner Bank. Damals betrafen rund 40 bis 50 Prozent aller Finanzierungsanträge die Bioenergiebranche und wir konnten uns ein umfangreiches Fachwissen in diesem Bereich aneignen.

Die wichtigste Frage lautet: Was sind die Erfolgsfaktoren für die verschiedenen Sektoren? Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist offensichtlich der Marktpreis für fossile Brennstoffe. Der wichtigste Faktor ist jedoch der rechtliche Rahmen, insbesondere für Subventionen und Förderungsprogramme für erneuerbare Energien. Wir müssen daher die Entwicklung der politischen und rechtlichen Situation in mehreren Ländern beobachten und analysieren.

In Deutschland arbeiten wir beispielsweise in Bezug auf Emissionshandel eng mit der Regierung zusammen und sind Mitglied verschiedener Verbände mit Fokus auf erneuerbare Energien. Ziel ist es, relevante Informationen sehr früh zu erhalten, um frühzeitig darauf reagieren zu können.

Sandhövel: In Europa beliefen sich 80 Prozent der gesamten Solarkapazität auf Deutschland. Auch 2007 entfielen 80 Prozent der jährlich installierten Kapazität auf Deutschland. Der Rest stammt aus Spanien, Griechenland, Italien und Portugal.

In Deutschland wird die Entwicklung jedoch voll und ganz von den Subventionsprogrammen angetrieben. Daher haben wir hier einen sehr gut etablierten Markt. Diese Vorherrschaft Deutschlands wird sich allerdings in jedem Fall ändern. In den USA, in Japan, China, Indien, Südkorea und Südeuropa können wir bereits sehr aktive und wachsende Märkte beobachten.

Sandhövel: Wir verfolgen das Ziel, ein starker und wesentlicher Bestandteil der Allianz Gruppe und für die Konzernunternehmen und unsere Kunden die erste Wahl in puncto Klimalösungen zu werden. Schließlich möchten wir einen erheblichen Beitrag dazu leisten, den Markt für erneuerbare Energien, saubere Technologien und CO2-Management auszubauen.


Eine frühere Version dieses Interviews erschien auf der Allianz Knowledge Partnersite.


Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
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