Im Schatten des Klimawandels

2007 ist die Allianz mit dem WWF eine zunächst auf drei Jahre befristete Partnerschaft eingegangen. Das Ziel: ein tieferes Verständnis der Auswirkungen klimatischer Veränderungen zu erarbeiten und auf diesem Gebiet zu einem Vorreiter innerhalb der Finanzdienstleistungsbranche zu werden. Als Versicherungsgesellschaft bekommt sie die Folgen des Klimawandels schon jetzt zu spüren: In den letzten zehn Jahren sind die Schadenzahlungen nach Naturkatastrophen stark angestiegen, und die Prognosen für die Zukunft sehen noch düsterer aus. 

Auch der Bereich Vermögensverwaltung bleibt davon nicht verschont. Hier muss die Allianz sicherstellen, dass ihre Investitionen nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. "Unser Ziel beim WWF ist es, der Allianz dabei zu helfen, sich den mit dem Klimawandel verbundenen Herausforderungen zu stellen und ihre klimabezogenen Geschäftsziele zu erreichen", sagt Janitzek. "Viele Initiativen wie etwa die Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2012 um 20 Prozent, sind bereits auf dem Weg." 

Die Allianz geht das Problem auf drei Ebenen an: zum einen durch die Verminderung der CO2-Emissionen (Gebäude, Papierverbrauch, Geschäftsreisen), durch die Analyse von CO2-Emissionen, die von Unternehmen ausgehen, an denen sie als Investor beteiligt ist, sowie durch die Entwicklung "grüner" Produkte für ihre Kunden.

"Die Allianz muss sowohl ihren direkten wie ihren indirekten 'ökologischen Fußabdruck' im Auge haben", sagt Michael Anthony, der auf Allianz Seite für die Partnerschaft mit dem WWF zuständig ist. Obwohl direkte CO2-Emissionen in der Finanzbranche naturgemäß geringer ausfallen als bei Unternehmen in der verarbeitenden Industrie, können Firmenpolitik und Produkte doch erhebliche klimatische Auswirkungen haben. "Als einer der weltweit größten Anleger kann die Allianz Einfluss nehmen", so Janitzek, "vorausgesetzt, dass die mit den Emissionen verbundenen Risiken in ihre Investmentstrategie integriert werden."

Timmo Janitzek: "Mit Emissionen verbundene Risiken müssen in die Investmentstrategie integriert werden"

Der Erfolg hängt jedoch nicht nur vom eigenen Verhalten ab, auch externe Faktoren haben Einfluss: "Es gibt immer mehr staatliche Regelungen zu CO2-Emissionen. Die können schwerwiegende finanzielle Folgen für Unternehmen haben, wenn sie ihre Geschäftsmodelle entsprechend ändern müssen", warnt Janitzek. "Als Anleger könnte auch die Allianz davon betroffen sein."

Eine der größten Hürden für die Integration von CO2-Risiken in die Investitionsentscheidungen von Unternehmen besteht laut WWF darin, dass bislang eine anerkannte Methodik fehlt, wie sich die ökologischen Folgen von Investitionen berechnen lassen. Die Allianz und der WWF sind dabei, eine solche Methodik zu entwickeln. "Die Zusammenarbeit mit der Allianz bietet dazu eine fantastische Gelegenheit", sagt Janitzek. "Sie wird dazu beitragen, dass wir besser verstehen, wie sich Investitionen auf den Kohlendioxidausstoß und die damit verbundenen Risiken auswirken." Zudem entwickele man Instrumente, die die Emissionsintensität messen und die die Einstellung der gesamten Finanzbranche zum Klimawandel ändern werden.

"Wir müssen begreifen, in welche zukunftsweisenden Technologien wir heute investieren müssen, welche Branchen unter dem Klimawandel in Zukunft am meisten leiden werden – und was das für die Allianz als einen der weltweit größten Anleger bedeutet", fügt Michael Anthony hinzu. "Unsere Zusammenarbeit mit dem WWF wird uns zu einem besseren Verständnis des Klimawandels und seiner Folgen verhelfen."

Die Arbeitsgruppe von WWF und Allianz beschäftigt sich auch mit der Frage, wie Produktentwicklung und Tarifgestaltung in das Thema einbezogen werden könnten. "Eine Möglichkeit besteht darin, den Beweis zu erbringen, dass ein 'umweltfreundlicher' Kunde ein geringeres Versicherungsrisiko für die Allianz darstellt", sagt Janitzek. "Wer beispielsweise auf ein klimafreundliches Auto umsteigt und möglichst oft mit dem Zug statt mit dem Auto fährt, ist wahrscheinlich auch ein vorsichtigerer Autofahrer."

Diese Frage wollen Allianz und WWF in Zusammenarbeit mit der Hochschule St. Gallen in der Schweiz klären. Wenn die Ergebnisse der Untersuchungen vorliegen – voraussichtlich Ende des Jahres –, wird man über ein umfassenderes Profil eines "nachhaltigen" Kunden verfügen, das es erlaubt, gezielte Anreize zu einem emissionsarmen Verhalten zu setzen. Eine Möglichkeit wäre, geringeren CO2-Anfall mit niedrigeren Kfz-Versicherungsprämien zu belohnen. Ein Ansatz, den Allianz Chef Michael Diekmann im letzten Jahr angekündigt hat.

Für die Allianz, ihre Mitarbeiter, Geschäftspartner, Kunden und die breite Öffentlichkeit ist die Erforschung der wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels enorm wichtig. Ebenso bedeutsam aber ist es, das Phänomen Klima in seinen Abläufen und Grundlagen zu verstehen. Eine Aufgabe, der sich die Allianz Stiftung für Nordamerika und der WWF in den USA angenommen haben. "Zusammen haben wir ein Bildungsprogramm für junge Leute entwickelt, die durch Hurrikan Katrina ihr Zuhause verloren haben", erläutert Timmo Janitzek. Das Southeast Climate Witness Program (Klimazeugenprogramm für den Südosten der USA) gab den Hurrikanopfern Gelegenheit, mehr über den Klimawandel zu erfahren und über die Gründe, warum der Südosten der USA besonders gefährdet ist. Am Ende des Projekts, im Juli 2008, stellten die Jugendlichen ihre Erkenntnisse im US-Kongress in Washington vor.

"Die wirtschaftlichen Kosten des Klimawandels werden aller Voraussicht nach sehr hoch sein", konstatiert Janitzek. Die Partnerschaft von Allianz und WWF könne dazu dienen, Vorbilder für den gesamten Finanzsektor zu schaffen und mit neuen Ansätzen die Abkehr von einer vorwiegend auf fossilen Brennstoffen basierenden Wirtschaft in die Wege zu leiten.


Dieser Text basiert auf einem Artikel aus dem Mitarbeitermagazin "Allianz Journal".



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