Man könnte argumentieren, dass Europa bereits mit Fördermitteln für die grüne Transformation überschwemmt wird – insbesondere nach der rund 800 Milliarden Euro schweren Finanzspritze der Europäischen Union in Form der NextGenerationEU. Das ist ein ehrgeiziges Programm, um Europas Wirtschaft widerstandsfähiger, innovativer, digitaler und nachhaltiger aufzustellen.
Allerdings dürfte ein großer Teil dieser Mittel in bewährte Geschäftsmodelle fließen – also Geschäftsmodelle, mit deren zugrundeliegenden Technologien über viele Jahre gute Erfahrungen gemacht wurden, wie zum Beispiel Solar- und Windparks. Vieles von dem, was wir jedoch zur Abwendung der Klimakrise benötigen, fällt in die Kategorie der nicht-bewährten Geschäftsmodelle.
Investoren, insbesondere institutionelle Anleger wie Versicherer und Pensionsfonds, sind bereit, ihren Beitrag zur grünen Transformation zu leisten – auch aus einem sehr offensichtlichem Zweck: Unsere langfristigen Pensionsverpflichtungen haben einen Anlagehorizont, der oft weit über das Jahr 2050 hinausgeht und wir müssen unsere Portfolien absichern. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Bündnisse und Initiativen gegründet – viele davon unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen –, um die Kapitalströme zugunsten nachhaltiger Investitionen zu verändern. Allerdings sind wie skizziert die derzeitigen Risiko-Rendite-Profile dieser Investitionen für eine Anlage im großen Umfang oftmals ungeeignet. Doch es gibt privates Kapital, das bereit ist zu investieren. Blended Finance kann hier schon heute dazu beitragen die Hindernisse für den Privatsektor zu beseitigen und so das Wachstum innovativer Klimalösungen und kohlenstoffarmer Energieträger zu beschleunigen.
Erfreulicherweise ist die Dynamik bei Blended Finance in Europa positiv. Und auch in Deutschland hat man bereits erste Erfahrungen gemacht, die bei der Strukturierung von Blended Finance-Vehikeln genutzt werden können. Ein gutes Beispiel hierfür ist der im Jahr 2021 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgelegte Zukunftsfonds, der die Finanzierung von Start-ups in der kapitalintensiven Wachstumsphase erleichtern soll. Ein Teil des Finanzierungsangebots soll über den 1 Milliarden Euro großen Dachfonds KfW Capital Wachstumsfonds bereitgestellt werden. Dieser Fonds zeichnet sich durch zwei Module aus: ein beihilfefreies Produkt mit asymmetrischer Risiko- und Renditeverteilung, das Investitionen von institutionellen Investoren mobilisieren soll und eine Parallelstruktur, in der die öffentliche Hand und private Investoren zu gleichen Konditionen investieren. Im Zuge der Strukturierung konnte sich die KfW erfolgreich mit Themen wie dem Beihilferecht und Fragen der Verbriefung auseinandersetzen. Die Expertise ist also da.
Wir stehen vor einer gigantischen Aufgabe, um die drohende Klima-Katastrophe doch noch abzuwenden. Deshalb sollten Politik und Regulatoren aus meiner Sicht drei konkrete Maßnahmen ergreifen, um eine noch größere Skalierbarkeit und Replizierbarkeit von Blended-Finance-Modellen sicherzustellen:
Erstens: Es gilt die nationalen und europäischen Beihilferegeln anzupassen, um eine zielgerichtete öffentliche Förderung mittels Blended-Finance-Strukturen zu erleichtern.
Zweitens: Wir benötigen eine Überarbeitung der solvenzrechtlichen Bewertung von Blended Finance-Vehikeln, um komplexe und intransparente Fondstrukturen zu vermeiden.
Und drittens: Wir müssen Kapitalgeber insbesondere für konzessionäres Kapitel in der Wirtschaft akquirieren.
Ich bin überzeugt, dass Blended Finance hierzu einen wichtigen Beitrag leisten kann. Und ich bin zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird. Wir müssen es nur wagen – und zwar jetzt.