Juni 2024
„Wir stärken Risikobewusstein und Prävention – gemeinsam mit unseren Kunden”
Welche Herausforderungen ergeben sich für die Allianz durch das Hochwasser in Süddeutschland?

Bei den Überschwemmungen in den betroffenen Gebieten treffen die Schadenmeldungen erst nach und nach ein, weil das Wasser ablaufen muss. Bis Mittwochabend waren die Wasserpegel teilweise noch gestiegen. Nicht nur Flüsse laufen über, mancherorts drückt auch das Grundwasser hoch, so dass es die Kanalisation nicht mehr verarbeiten kann. Damit treten Schäden nicht nur in flussnahen Gebieten auf, sondern vor allem auch in Innenstädten. Dort laufen neben Kellern auch ganze Erdgeschosse voll.
Ob die Versicherung bei Überschwemmungen zahlt, hängt von der Police ab: Eine Wohngebäude- bzw. Hausratversicherung muss auch eine Elementarschadendeckung beinhalten. Wir als Allianz bieten jede Wohngebäudepolice mit einer Elementarschutzoption an – ein freiwilliger Opt-out ist immer möglich.
Eine Elementarschutzversicherung übernimmt das Abpumpen, die Trockenlegung oder schlimmstenfalls die Kosten für den Abbruch und Neubau des Hauses. Schäden durch Grundwasser sind jedoch grundsätzlich nicht absicherbar. Als Faustregel gilt: Wenn das Wasser von außen durch Fenster, Mauerwerk und Türen in ein Gebäude eindringt, handelt es sich wahrscheinlich um versicherte Flutschäden.
Wir sind da
Juni 2024
Wann rechnen Sie mit einer ersten Schätzung des Schadenvolumens für die Allianz?
Wie gehen Sie bei der Schadenbearbeitung vor?
Die betroffenen Gebiete sind sehr großflächig über Süddeutschland verteilt. In Gebieten, in denen das Wasser bereits abgeflossen ist, sind bereits mehr als 600 Schadenreguliererinnen und -regulierer unterwegs, um die Schäden zu begutachten, Trocknungs- und Reparaturmaßnahmen abzusprechen und bei Bedarf Vorschüsse auszuzahlen.
Auch die Allianz Handwerker Services ist vor Ort aktiv. Er stellt unseren Versicherten schnell professionelle Handwerker zur Verfügung und rechnet die Leistungen dann direkt mit uns ab. Außerdem organisieren wir rund 6.700 Trocknungsgeräte, die wir Kundinnen und Kunden zur Verfügung stellen. In solchen Situationen geht es einfach um Schnelligkeit, das ist der Moment der Wahrheit für unser Produktversprechen.
Welche Erfahrungen und Verbesserungen haben wir aus der Ahrtal-Flut gezogen, die sie jetzt umsetzen?
Was raten Sie Kundinnen und Kunden, die aktuell von der Überflutung betroffen sind?
Sie sind nicht nur Schadenvorständin der Allianz Versicherungs-AG, sondern auch selbst Hausbesitzerin. Wie würden Sie sich persönlich gegen Starkregen wappnen? Welche Rolle spielt Prävention, wenn schwere Unwetter durch den Klimawandel immer häufiger werden?
In den USA sind Gebäude in manchen Bundesstaaten nicht mehr oder nur sehr teuer versicherbar, weil Hurrikane und Waldbrände immer weiter zunehmen. Drohen in Deutschland ähnliche Verhältnisse?
Die Situation in Amerika ist mit jener in Deutschland nur bedingt vergleichbar. In den USA ist die Bauweise oft nicht an die wachsenden Naturkatastrophen angepasst und besonders gefährdete Küstenregionen sind stark bewohnt. Hinzu kommt ein eher klagefreudiges Rechtsumfeld und andere regulatorische Voraussetzungen, was einige Versicherer zum Rückzug oder zu massiven Prämienerhöhungen zwang.
In Deutschland ist die Elementardeckung für fast alle Häuser zu vernünftigen Prämien möglich und bezahlbar. Knapp 99 Prozent aller Gebäude befinden sich in Zonen, in denen das Risiko für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen sehr gering bis gering ist.
Wie stehen Sie zur Forderung von Teilen der Politik nach einer Pflichtversicherung?
Der Punkt ist eher, dass immer noch zu wenig Hausbesitzer sich für eine Elementarversicherung entscheiden – lediglich 54 Prozent aller Haushalte hierzulande besitzt so eine Absicherung, in Bayern sind es nur 47 Prozent.
Aus Sicht der Allianz ist eine alleinige Pflichtversicherung keine sinnvolle Alternative. Es fehlt der Anreiz zur Prävention. Wir brauchen ein Gesamtkonzept gegen Naturgefahren, das Schutzmaßnahmen und Klimafolgenanpassung, risikoadäquate Angebote der Versicherer und die Unterstützung des Staates bei extremen Katastrophen wirksam verbindet. Nur so können wir die Spirale aus steigenden Schäden aus Klimarisiken und Wetterextremen und steigenden Prämien durchbrechen.
Ohne deutlich größere Anstrengungen in Präventionsmaßnahmen sind die Auswirkungen des Klimawandels künftig nicht in den Griff zu bekommen. Gerade auch in Hinblick auf die katastrophalen Schäden durch Starkregen. Hier sind die Politik sowie die Kommunen gefragt, die dafür Geld in die Hand nehmen müssen, um geeignete Maßnahmen umzusetzen. Prävention beginnt dabei bei einem an die Folgen des Klimawandels angepassten Bau- und Wasserrecht, beinhaltet aber beispielsweise auch klimaangepasstes Bauen und Hochwasserschutz bei großen Flüssen sowie die Anpassung der Kanalisation an Starkregenereignisse durch den Bau geeigneter Rückhaltesysteme.
Weitere Informationen
Über die Allianz
** Stand: 31. Dezember 2024