Paralympische Spiele in Paris 2024:
Ein Gespräch mit Tennisprofi Nico Langmann
Nico Langmann ist Tennisprofi, tritt bei den Spielen in Paris 2024 im paralympischen Tennis an und ist Mitglied des Team Allianz. Langmann ist erfahrener Paralympionik: Er hat Österreich bereits bei den Spielen in Rio 2016 und Tokio 2020 vertreten. In diesem Interview erzählt er uns über seinen Weg zum Profisport, wie er seinen Alltag im Training gestaltet und was er sich für Paris 2024 vornimmt.
Nico Langmann sitzt auf dem Tennisplatz neben einem speziellen Sportrollstuhl.
Fangen wir ganz vorne an. Wie sind Sie zum Rollstuhltennis gekommen?
Langmann: Ich bin 1997 geboren und seit 1999 aufgrund eines Autounfalls auf den Rollstuhl angewiesen. In meiner Jugend war der Behindertensport in der Öffentlichkeit noch nicht so sichtbar wie heute. Ich hatte also damals nicht das Ziel, Sportprofi zu werden, sondern wollte einfach mit meinem älteren Bruder Sport treiben. Dieser hat in seiner Freizeit Tennis gespielt, und ich wollte mitspielen. Deshalb habe ich ihm nachgemacht und habe auch begonnen, auf die kleinen gelben Filzkugeln zu schlagen.
Wie kam es dann dazu, dass Sie Ihr Leben dem Tennissport gewidmet haben?
Langmann: Im Grunde genommen ist meine Karriere aus diesem Hobby heraus entstanden. Ich habe mit sieben Jahren mit Tennis begonnen, und das war so ein Glücksgefühl, das bis heute anhält. Von Vorteil für meine Profikarriere war vermutlich auch, dass ich während meiner Kindheit und Jugend sehr viel Physioarbeit gemacht habe und somit schon von Anfang an sehr fit war.
Sie haben dann mit erst 17 Jahren bei den Paralympischen Spielen Rio 2016 teilgenommen. Wieso war diese Teilnahme der Schlüsselmoment Ihrer Karriere?
Langmann: Die Spiele in Rio waren für mich ein wichtiger Meilenstein, auch wenn nicht von einem Erfolg gekrönt. Ich habe dort – auch durch meine Niederlage – erst verstanden, was von einem Sportler auf so einer großen Bühne erwartet wird. Es war der Startschuss für mich als echter Tennisprofi.
Sie sind heute Vollzeit-Sportler. Andere Profisportler müssen neben ihren Trainings arbeiten, um Geld dazuzuverdienen. Wie ist das bei Ihnen?
Langmann: Ich bin in der glücklichen Situation, meinen Lebensunterhalt damit bestreiten zu können, den ganzen Tag lang Ball zu spielen – und natürlich hart zu trainieren. Ich bin beruflicher Tennisspieler. Hier spielt auch die Unterstützung durch verschiedene Sponsoren eine wichtige Rolle. Die Allianz etwa unterstützt mich bereits seitdem ich 17 Jahre alt bin.
Sie haben vergangenes Jahr ein Buch über Ihren Weg als Sportler veröffentlicht. Was hat Sie dazu bewegt, Autor zu werden und Ihre Geschichte zu teilen?
Langmann: Behindertensportler zu sein heißt auch, eine gewisse Form der Verantwortung zu haben, ein Vorbild und Sprachrohr für andere Menschen mit Behinderung zu sein. Dieser Verantwortung wollte ich nachkommen, indem ich mein Leben mit dem Rollstuhl von allen Facetten beleuchte, so authentisch und persönlich wie möglich. Ich habe das Buch auch geschrieben, um Aufklärungsarbeit zu leisten und Berührungsängste abzubauen.
Schauen wir nach vorne. Wie trainieren Sie im Alltag, und wie in Vorbereitung auf Paris 2024?
Langmann: Die Vorbereitungen auf Paris sind nicht anders als die Vorbereitungen auf jedes andere Turnier der Saison, von denen ich circa 30 im Jahr spiele. Das bedeutet, dass ich jeden Tag vier Stunden am Tennisplatz verbringe, dazu noch im Fitnesscenter trainiere und auf dem Ergometer. Aber emotional sind die Spiele natürlich trotzdem anders als alles andere, das Herzklopfen ist auf jeden Fall schon lauter als gewöhnlich.
Welche bestimmten Faktoren spielen beim Rollstuhl-Tennis im Speziellen eine wichtige Rolle, etwa, was das Equipment angeht?
Langmann: Es geht natürlich nicht nur darum ein Sportgerät zu beherrschen, sondern zwei: den Schläger und den Sportrollstuhl. Diese Geräte sind genau auf den Athleten angepasst, sodass sie sich wie eine Verlängerung des Körpers anfühlen. Vor allem die Rollstühle sind mittlerweile sehr leicht gebaute Hightech-Geräte, die einem die notwendige Freiheit und Wendigkeit auf dem Tennisplatz geben.
Was gibt es noch zu beachten, wenn man als Para Athlet zu den Paralympischen Spielen reist?
Langmann: Was sich auf jeden Fall von jedem anderen Turnier unterscheidet ist die mediale Präsenz, die Aufmerksamkeit, die einem plötzlich geschenkt wird. Und das finde ich ist auch das Schöne an diesen Paralympischen Spielen, dass Menschen, die normalerweise eher von der Gesellschaft übersehen werden, plötzlich sichtbar sind und im Mittelpunkt stehen – und das auf der ganzen Welt. Es geht hierbei also nicht nur um den sportlichen Wettkampf, sondern auch um den Kampf für Inklusion.
Wie sehen Ihre Ziele für die Spiele aus und wie geht es danach weiter?
Langmann: Mein Ziel ist, das Beste aus mir rauszuholen. Das ist alles, was in meiner Macht steht, was ich unter Kontrolle habe. Was dann dabei rauskommt, wird sich daraus dann ergeben. Die Paralympischen Spiele LA 2028 sind dann ganz klar das nächste Ziel. Vier Jahre vergehen im Sport sehr schnell, ich freue mich jetzt schon darauf.
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* Einschließlich nicht konsolidierter Einheiten mit Allianz Kunden.
** Stand: 30. Juni 2024
** Stand: 30. Juni 2024
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