Die diesjährigen Flugzeugunglücke stehen laut einer neuen Studie des Luftfahrtversicherers Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS) im Gegensatz zu den langfristigen Verbesserungen in der Flugsicherheit: Aktuell kommen auf 100 Millionen Flugpassagiere weniger als zwei Todesfälle. Dagegen wurden in den frühen Jahrzehnten des Düsenzeitalters (1962-1971) noch 133 Todesfälle je 100 Millionen Passagiere verzeichnet.
Diese Erfolge im Sicherheitsmanagement in der Luftfahrt werden sich in Zukunft jedoch angesichts neuer Risikoszenarien bewähren müssen. Dazu gehören, so die "Global Aviation Safety Study" der AGCS, die zunehmende Wahrscheinlichkeit von Cyberattacken, der verstärkte Einsatz von Automatisierungstechniken und der erwartete Anstieg von Drohnen im gewerblichen Bereich. Die Studie wird gemeinsam mit der Embry-Riddle Aeronautical University (USA) veröffentlicht und untersucht die Verbesserungen im Bereich Flugsicherheit von Beginn des Düsenzeitalters im Jahr 1952 an.
Immer sicherer
Die Studie zeigt, dass der Luftraum in den letzten 60 Jahren wesentlich sicherer geworden ist. Heute ist die Wahrscheinlichkeit, an einem Blitzschlag zu sterben (1 zu 10,5 Millionen) höher, als in den USA und Europa bei einem Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen (1 zu 29 Millionen) – und das, obwohl der Sektor stark gewachsen ist. 3,3 Milliarden Flug-passagiere weltweit werden dieses Jahr erwartet; 1960 waren es erst 106 Millionen.
„Die Sicherheit in der Luftfahrt hat sich wesentlich erhöht – durch neue Technologien und Navigationssysteme, Motorverbesserungen und Neuerungen im Design wie der ausfallsicheren Konstruktion von Bauteilen und der Fly-by-wire-Steuerung", sagt Joe Strickland, Global Head of Aviation Americas bei AGCS. „Gleichzeitig haben sich auch die Ausbildungsstandards für die Crew und das Sicherheitsmanagement bedeutend verbessert." Innovationen wie digitale Kommunikationssysteme – die es Piloten und Fluglotsen ermöglichen sich gegenseitig zu „texten" – erhöhen die Sicherheit in der Luftfahrt weiter.
Wichtigste Schadenursachen
Trotz dieser Erfolge steigen die Kosten für Luftfahrtschäden wegen der weitverbreiteten Verwendung neuer Materialien im Flugzeugbau, aber auch durch die zunehmend strenge Regulierung sowie die vermehrten Haftungsstreitigkeiten. „Heute gibt es zwar weniger Todesfälle oder Totalschäden, dafür drohen aber neue Risiken und Schäden wie die kostspielige Reparatur von Verbundwerkstoffen, Schäden an der Bodenausrüstung oder die Gefahr von Flugverboten", erklärt Henning Haagen, Global Head of Aviation EMEA & Asia Pacific bei AGCS. Durch steigende Flottenwerte und Passagierzahlen werden die im Risiko stehenden Werte in der Luftfahrtindustrie bis zum Jahr 2020 – wenn nicht schon früher – die 1-Billion-Dollar-Grenze überspringen, schätzt AGCS.
Die Analyse von Großschäden in Höhe von über 1,36 Millionen US-Dollar (rund 1 Million Euro), zeigt, dass Flugzeugabstürze sowohl hinsichtlich der Anzahl der Versicherungsschäden (23%) als auch deren Höhe (37%) die Liste anführen. Jedoch hängen zahlenmäßig fast genauso viele Luftfahrtschäden mit Bodenabfertigungsschäden (18%) und mechanischem Versagen (16%) zusammen.
Regionale Sicherheitslücken
Während der Flugverkehr in Nordamerika und Europa die beste Sicherheitsbilanz aufweisen kann, steht Afrika an letzter Stelle. 2012 ereigneten sich 88% der globalen Todesfälle in der Luftfahrt in Afrika (45%) und Asien (43%). Afrika nutzt aktuell den höchsten Anteil von Flugzeugen der zweiten Generation – über 50% der analysierten Gesamtflotte. Die Flugzeugflotte auf die neueste Generation aufzurüsten, ist eine der Sicherheitsinitiativen, die zur Senkung der globalen Unfallrate beigetragen haben. In einigen Teilen Afrikas sind die Sicherheits- und Trainingsstandards mit denen in den USA oder Europa vor 50 Jahren vergleichbar.