Polarisierung lässt sich umkehren

Als die Koalition aus SPD, FDP und Grünen zerbrochen war, galt die Sorge von Wirtschaftsminister Robert Habeck nicht allein den künftigen politischen Mehrheiten: „Es geht um eine viel tiefer gehende Herausforderung für unsere Demokratie. Wir müssen erst wieder den politischen Raum neu eröffnen. Zuhören, Reden, Lösungen suchen.” 

Die Aufmerksamkeit und Offenheit für die Position des Gegenübers, die Kunst der Debatte, das sachliche Ringen um Kompromisse stehen nicht nur hierzulande unter Druck. Viele Gesellschaften sind zutiefst gespalten, Populismus und Extremismus bedrohen weltweit den sozialen Zusammenhalt. 

Allianz Research misst jährlich die wirtschaftliche und soziale Widerstandsfähigkeit von Volkswirtschaften auf Basis von zwölf Indikatoren mit dem Social Resilience Index. Dieser hat sich zwar insgesamt gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert, gleichzeitig ist aber die Polarisierung in 17 EU-Ländern gestiegen. Trotz der Stabilisierung der Weltwirtschaft haben die Unruhen auch in anderen Regionen zugenommen, insbesondere im Nahen Osten (+40,3 %) und in Afrika (+19 %). 

Polarisierung ist ein gesellschaftliches Phänomen, das die Wahrnehmung des technischen Fortschritts, Diversitäts- und Gleichberechtigungsdebatten oder die Rolle der Medien beeinflusst. Polarisierung verursacht zudem auch messbare wirtschaftliche Schäden, weil das Geschäftsklima und die Konsumfreude leiden – oder ganz konkret durch Proteste, Aufstände oder Unruhen Sachschäden in Millionenhöhe entstehen. 

Das sind beunruhigende Entwicklungen, die auch Unternehmen nicht länger ausblenden dürfen – allein schon im ureigenen Selbstinteresse hinsichtlich der eigenen Geschäftsbasis . Aber auch, weil Unternehmen laut des Edelman Trust Barometers – verglichen mit Medien, NGOs und Regierungen – derzeit als die vertrauenswürdigste Institution gelten. Für Mitarbeiter, für Kunden, für Geschäftspartner. Sie sollten in Anbetracht der Situation ihre Position nutzen und eine stärkere Rolle beim Überbrücken von Differenzen einnehmen.

 

Die Allianz ist einer der größten Finanzdienstleister der Welt und global in über 70 Märkten tätig. In einer zunehmenden Anzahl dieser Märkte ist die Zivilgesellschaft tief gespalten. Dies wollen wir nicht länger hinnehmen. Als ein Unternehmen mit einer 134-jährigen Geschichte, dessen Werte auf den Grundlagen freier und offener Gesellschaften beruhen, und das existiert, um das zu schützen, was den Menschen am wichtigsten ist, engagieren wir uns bereits in zahlreichen Initiativen und Partnerschaften für gesellschaftliche Anliegen wie Bildung oder Bewegung. Nun gehen wir einen Schritt weiter: Mit einer neuen Initiative namens „Power of Unity“ wollen wir der wachsenden Vertrauenskrise begegnen, die die Grundlagen des sozialen Zusammenhalts, des Zukunftsoptimismus und des wirtschaftlichen Wohlstands untergräbt. 

Die globale Initiative zielt darauf ab, Einzelpersonen und Organisationen angesichts der zunehmenden Polarisierung weltweit zu stärken und zu vereinen. Durch Forschung, Vordenkerpositionen, Lernprogramme, Listening Sessions und Zusammenkünfte soll die mehrjährige Kampagne dazu beitragen, Dialog und respektvolle Debatten zu fördern, ein besseres Verständnis für die Komplexität in Wirtschaft und Politik herstellen und das Vertrauen zwischen Einzelpersonen, Institutionen und Regierungen wiederherstellen.

Im Sinne von “Walk the Talk” beginnen wir bei uns selbst: Als Arbeitgeber für über 150.000 Beschäftigte weltweit möchten wir unsere eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen, ihre Unsicherheiten und Ängste zu überwinden, die oft die Wurzel für auseinanderdividierende Positionen und Haltungen sind. Als Personalvorständin nehme ich regelmäßig an Dialogen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern teil und konzentriere mich dabei vor allem auf das Zuhören. Es geht schlichtweg erst einmal darum, die Ursachen der Polarisierung – Ängste und Unsicherheiten, zu verstehen und anzugehen. 

Wir unterstützen unsere Beschäftigten auch mit vielfältigen Lern- und Entwicklungsangeboten, um etwa Fake News in sozialen Medien zu erkennen, die eigene mentale Resilienz in Zeiten der Unsicherheit zu stärken und oder sich in wertschätzender, konstruktiver Gesprächskultur zu üben. Mit Persönlichkeiten und Zeitzeugen aus Politik, Sport oder Kultur von Harry Kane über Sigmar Gabriel oder Margot Friedländer möchten wir alle Interessierten inspirieren und motivieren, darüber nachzudenken, wie die gesellschaftliche Polarisierung überwunden werden kann und wie der Beitrag eines jeden Einzelnen dazu aussehen kann. Unsere Beschäftigten nehmen diese Angebote sehr gut an und berichten über „Gänsehautmomente“ oder wichtige Impulse sowohl für den Arbeitsalltag wie auch für ihre Leben außerhalb des Jobs. Mit allen Mitarbeitern, Kunden, Geschäftspartnern oder jedem Unterstützer im Geiste möchten wir – unserem Namen Allianz entsprechend – und eine breite geeinte Front gegen Polarisierung aufbauen und Zusammenhalt und Zugehörigkeitsgefühl stärken. 

Ich bin davon überzeugt, dass gerade Unternehmen einen erheblichen Beitrag dazu leisten können, gesellschaftliche und kulturelle Barrieren zu überwinden und Menschen wieder miteinander in Kontakt zu bringen. Denn ist es nicht so, dass verschiedene Meinungen, eine offene Kultur und diverse Hintergründe uns erst richtig produktiv und innovativ machen? Diese Werte sind unabdinglich für Deutschland als Wirtschaftsstandort und eine Erfolgsbasis für alle international agierenden Unternehmen. Das bedeutet aber auch, dass Unternehmen eine Arbeitsatmosphäre schaffen müssen, in denen sich eine vielfältige Belegschaft wohl fühlt und der Pluralismus der Meinungen im Kleinen lebendig funktioniert. Mitarbeiter, die unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen teilen und sich in offenen Foren austauschen können, die sicher sind, dass “Speak-up” keine Nachteile schafft, die erleben, dass in ihrer Organisation unterschiedliche Herangehensweisen und Standpunkte geschätzt werden, sind mit Herz und Verstand bei ihrer Sache. Eine Motivation, die auch Kunden spüren.

Neuer Optimismus: Polarisierung lässt sich umkehren
Auch wenn es gerade nicht danach aussieht: Die Spaltung unserer Gesellschaft muss nicht weiter voranschreiten. Demokratien ist es immer wieder gelungen, die Polarisierung in ihrem Land zu verringern und die Bürger in gemeinsamer Zukunftszuversicht zu vereinen. Nicht nur die Politik, auch die Entscheidungsträger in Unternehmen sollen ihren Beitrag dazu leisten und sich nachdrücklich für eine vereinte Belegschaft, Wählerschaft, Bürgerschaft einsetzen. Mit dem Klimawandel, gestiegenen Lebenshaltungskosten, schrumpfender Wirtschaft und enormen geopolitischen Spannungen haben wir viele Herausforderungen zu lösen – das geht nur gemeinsam.

Erkunden Sie weitere globale und lokale Initiativen auf dem Power of Unity Hub
Die Allianz Gruppe zählt zu den weltweit führenden Versicherern und Asset Managern und betreut rund 125 Millionen* Privat- und Unternehmenskunden in knapp 70 Ländern. Versicherungskunden der Allianz nutzen ein breites Angebot von der Sach-, Lebens- und Krankenversicherung über Assistance-Dienstleistungen und Kreditversicherung bis hin zur Industrieversicherung. Die Allianz ist einer der weltweit größten Investoren und betreut im Auftrag ihrer Versicherungskunden ein Investmentportfolio von etwa 764 Milliarden Euro**. Zudem verwalten unsere Asset Manager PIMCO und Allianz Global Investors etwa 1,8 Billionen Euro** für Dritte. Mit unserer systematischen Integration von ökologischen und sozialen Kriterien in unsere Geschäftsprozesse und Investitionsentscheidungen sind wir unter den führenden Versicherern im Dow Jones Sustainability Index. 2023 erwirtschafteten über 157.000 Mitarbeiter für den Konzern einen Umsatz von 161,7 Milliarden Euro und erzielten ein operatives Ergebnis von 14,7 Milliarden Euro.
* Einschließlich nicht konsolidierter Einheiten mit Allianz Kunden.
** Stand: 30. September 2024
Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:
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