Licht aus im brasilianischen Karneval?

Es ist die größte Party der Welt. Bis zu eine Million Touristen tanzen zusammen mit vier Millionen Einheimischen auf den Straßen Brasiliens Samba. Toiletten waren in der Vergangenheit das größte logistische Problem. Doch dieses Jahr steht Brasilien vor einer wirklichen Herausforderung: Dürre und Wassermangel. Vom Wasser hängt in Brasilien ein Großteil der Stromversorgung ab. Kein Wasser, keine Stromversorgung, keine Karneval-Show. In einigen Ortschaften wurden die Karnevalsfeierlichkeiten bereits abgesagt. Auch in São Paulo wird schon diskutiert, diesmal Musik und Lichter aus zu lassen. Es könnte ein Karneval der leiseren Töne werden.

 

Wasserknappheit trifft kaum ein Land so hart wie Brasilien. Brasilien ist nach China der zweitgrößte Wasserkraftproduzent der Welt. Dreiviertel der Energie werden in Brasilien in Wasserkraftwerken erzeugt. Und der Verbrauch steigt: Bis 2050 benötigt Brasilien dreimal mehr Elektrizität als heute.

 

Die aktuelle Dürre bedroht vor allem die bevölkerungsreichen Gebiete und Städte im Südosten des Landes, Rio und São Paulo. Das Cantareira-System, eine Kette von Stauseen, versorgt knapp die Hälfte der 22 Millionen Menschen im Großraum São Paulo. Ihre Speicher sind nur noch zu fünf Prozent gefüllt. Landesweit melden 17 der 18 wichtigsten Wasserkraftwerke des Landes einen niedrigeren Wasserpegel als 2001, dem Jahr der letzten Energie- oder besser Wasserkrise.

 

Mit dem Klimawandel drohen Brasilien nun noch häufigere Trockenphasen. 14 der 15 wärmsten Jahre wurden nach der Jahrtausendwende gemessen. 2014 war laut der Weltorganisation für Meteorologie (WOM) sogar das wärmste Jahr seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen. Mit der Erwärmung der Luft steigt die Temperatur der Ozeane. Das wiederum kann das lokale Wetter und besonders den Niederschlag stark beeinflussen. So kommt es in manchen Gegenden zu starken Regenfällen und Überflutungen, während anderswo Trockenheit herrscht.

Karsten Berlage, Leiter von Allianz Risk Transfer / Karsten Löffler, Geschäftsführer von Allianz Climate Solutions
Karsten Berlage, Leiter von Allianz Risk Transfer / Karsten Löffler, Geschäftsführer von Allianz Climate Solutions

Dürre bedroht Amazonas, aber auch USA und Europa

 

 Bereits 2009 warnten die Allianz und der WWF im Klimabericht ‚Tipping Points‘ vor der Austrocknung des Amazonas-Regenwaldes. Zukünftig rechnet der Bericht mit zehn Mal häufigeren und auch längeren regionalen Trockenperioden, bis 2050 werden sie zur Norm. Diese Tipping Points oder ‚Kipp-Punkte‘ beschreiben  Änderungen mit dramatischen und unumkehrbaren Folgen innerhalb kurzer Zeit.

 

Wälder ziehen Feuchtigkeit an, kühlen die Luft und begünstigen Regen. Der riesige Amazonas-Regenwald gilt als grüne Lunge des Planeten. Längere Trockenperioden könnten bis zum Ende des Jahrhunderts bis zu 70 Prozent des Amazonas gefährden. Abholzung und Brandrodung verstärken das Risiko.

 

Nicht nur Brasilien, auch andere Weltregionen sind akut von Dürre bedroht. In den USA trifft es besonders den Süden Kaliforniens. Seit drei Jahren fällt hier ungewöhnlich wenig Regen. Auf extrem trockenen Grund verbreiten sich zerstörerische Waldbrände rasend schnell. Anders als in Brasilien wurde aber bereits früh in Alternativen zur Wasserkraft investiert. Zumindest die Stromversorgung ist nicht direkt beeinträchtigt. Auch Europa ist von klimatischen Veränderungen betroffen. Im vergangenen Jahr wurde in mehreren Regionen Südspaniens die schlimmste Dürre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vermerkt. Auch die Folgen der Hitzewelle in Europa 2003 – mit tausenden Todesopfern vor allem in Frankreich - wurden durch eine längere Trockenperiode verschärft.

Copacabana: Der Strand von Copacabana, einem der bekanntesten Stadtviertel Rio de Janeiros, bei Nacht.
Copacabana: Der Strand von Copacabana, einem der bekanntesten Stadtviertel Rio de Janeiros, bei Nacht.
Der riesige Amazonas-Regenwald gilt als grüne Lunge des Planeten.

Der riesige Amazonas-Regenwald gilt als grüne Lunge des Planeten.

Klimawandel inzwischen größtes Langfristrisiko für Unternehmen

 

Die Mehrheit der Unternehmen haben die Risiken des Klimawandels inzwischen erkannt. Das aktuelle Allianz Risiko Barometer zeigt, dass der Klimawandel für Industriekunden bereits als klare Nummer eins unter langfristigen geschäftlichen Risiken rangiert. Bei den kurzfristigen Top-Risiken liegen Betriebsunterbrechung und Naturkatastrophen vorne – beide sind bereits heute nicht mehr scharf voneinander und von Klimawandel-bedingten Ereignissen trennbar.

 

Als weltweit größter Direktversicherer bekommt die Allianz die Folgen von Extremwetterlagen wie Dürre oder Hochwasser, Sturm oder Hitzewellen unmittelbar zu spüren. Seit den 80er Jahren sind die wetterbedingen Versicherungsschäden von durchschnittlich 15 Milliarden USD im Jahr auf heute über USD 70 Milliarden USD gestiegen.

 

Auch den Energiekonzernen in Brasilien macht die Trockenheit zu schaffen. Sie müssen Strom auf den Spotmärkten zukaufen, um ihren Lieferverpflichtungen nachzukommen. Eine teure Erfahrung, die das staatliche Energieunternehmen UTE in Uruguay bereits während einer Trockenheit im Jahr 2012 machte. Allianz und zwei weitere Versicherer haben nun gemeinsam mit der Weltbank eine maßgeschneiderte Absicherung für UTE entwickelt. Hierfür werden täglich Regenfalldaten von 39 Wetterstationen ausgewertet. Wird ein zuvor festgelegter Niederschlagswert unterschritten, bekommt UTE Auszahlungen, die je nach Trockenheit und aktuellem Ölpreis insgesamt bis zu USD 450 Millionen betragen können.  Eine solche Zahlung gibt der Regierung Planungssicherheit für ihren Finanzhaushalt und kann einem Anstieg der Energiekosten entgegenwirken.

 

Investitionen notwendig

 

Privat-Öffentliche Partnerschaften können dabei helfen, Gelder  zu mobilisieren. So könnte Brasilien zum Beispiel tagsüber Sonnenenergie nutzen und nur nachts Elektrizität aus Wasserkraft. Mit über doppelt so vielen Sonnenstunden wie in Deutschland im Februar dürften dann auch beim Karneval kein Licht mehr ausgehen. Viel Zeit bleibt allerdings nicht: Spätestens bei der Ausrichtung der olympischen Spiele 2016 dürfte diese Frage erneut aufkommen – wenn bis dahin nicht viel Regen fällt.
 

 
 

Autoren
Karsten Berlage, Geschäftsführer, Allianz Risk Transfer
Karsten Löffler, Geschäftsführer, Allianz Climate Solutions
Zuerst erschienen auf Focus.de (Beitrag angepasst von der Allianz.com-Redaktion)

- Itaipu-Staudamm: Landesweit melden 17 der 18 wichtigsten Wasserkraftwerke des Landes einen niedrigeren Wasserpegel als 2001, dem Jahr der letzten Energie- oder besser Wasserkrise. Im Bild das Wasserkraftwerk Itaipú an der Grenze zwischen Brasilien und Paraguay.
Itaipu-Staudamm: Landesweit melden 17 der 18 wichtigsten Wasserkraftwerke des Landes einen niedrigeren Wasserpegel als 2001, dem Jahr der letzten Energie- oder besser Wasserkrise. Im Bild das Wasserkraftwerk Itaipú an der Grenze zwischen Brasilien und Paraguay.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Nicolai Tewes
Allianz SE
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