Sechs Tipps für sicheres Fahren im Winter

In vielen Gegenden Europas hat es bisher kaum geschneit. Andere Teile der Welt, wie die USA und Kanada, konnten bereits die Freuden, aber auch die Leiden des Winters erleben. Autofahren im Winter ist nicht einfach. Experten des Allianz Zentrums für Technik (AZT) stellen ihre sechs wichtigsten Tipps für sicheres Fahren im Winter vor.
 

Winterzeit ist Gefahrenzeit: Im Winter ist es nicht nur länger dunkel und kälter, sondern das Wetter ist insgesamt schlechter. Die Menschen packen sich warm ein, ihre Brillengläser beschlagen und sie rutschen trotz Stiefeln auf vereisten Straßen aus. Da Winterkleidung normalerweise in eher dunklen Farben gehalten ist, sind Fußgänger für Autofahrer so gut wie unsichtbar.
 

"Für Autofahrer ist der Winter eine besonders gefährliche Zeit", sagt Dr. Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des AZT. "Unfälle auf vereisten Straßen oder bei Schneestürmen führen zu höheren Schäden oder schlimmeren Verletzungen als Unfälle, die bei normalen Wetterbedingungen passieren. Im Dunkeln und in der Kälte auf Hilfe zu warten, kann die Schwere von Verletzungen ebenfalls erhöhen. Andererseits entscheiden sich auch einige Fahrer bei schlechten Wetterbedingungen dafür, zu Hause zu bleiben. Das ist eine sehr gute Entscheidung und führt dazu, dass die Unfallstatistiken im Winter nicht ins Unermessliche steigen."

Der einfachste Rat fürs Fahren bei schlechtem Wetter oder in schwierigen Bedingungen ist langsam zu fahren. Wenn Sie jedoch zu einem Meeting eilen, ist das leichter gesagt als getan. Deshalb müssen Sie im Winter für ihre Fahrten mehr Zeit einplanen.
 

"Wenn die Straßen nass oder vereist sind, ist langsames Fahren oberstes Gebot", sagt Christoph Lauterwasser. "Bei niedrigen Geschwindigkeiten sind Unfälle nicht so schlimm wie bei hohen Geschwindigkeiten. Und natürlich lassen sich Unfälle bei niedrigen Geschwindigkeiten auch leichter vermeiden, weil Sie länger Zeit haben zu reagieren. Fahrer unterschätzen für gewöhnlich auch den längeren Bremsweg und die Rutschgefahr bei Schnee und Eis."
 

Fahrer unterschätzen oft ihre Geschwindigkeit und Reaktionszeit, insbesondere wenn sie bestimmte Strecken regelmäßig fahren und diese gut kennen.

Tipp 1: Fahren Sie langsam

Im Winter heißt es Scheibenkratzen - zumindest für die Fahrer, die nicht das Glück haben eine Garage zu besitzen oder in wärmeren Gegenden zu wohnen. Scheiben können sich aber auch von innen beschlagen und Schnee kann vom Dach auf die Windschutzscheibe rutschen. Viele Autofahrer wären froh, wenn sie sich niemals in einem Schneesturm hinters Steuer setzen müssten.
 

In einer Studie und Umfrage zu Ablenkung am Steuer des Allianz Zentrums für Technik (ATZ) gaben mehr als 40 Prozent der von der Allianz befragten Fahrer an, dass sie beim Fahren  die Windschutzscheibe von innen wischen, um  Kondenswasser zu beseitigen, statt dazu anzuhalten.
 

"Wenn Sie trotz schlechter Sicht fahren, verhalten Sie sich fahrlässig und tragen bei Unfällen Schuld", sagt Dr. Jörg Kubitzki, Unfallforscher im AZT. "Um gute Sicht zu haben, müssen Fahrer für eine ausreichend freie Windschutzscheibe, Seitenfenster und Außenspiegel sorgen."
 

Selbst wenn es einige Zeit dauert, ehe Sie losfahren können, sollten Sie unbedingt sicherstellen, dass Sie aus den Autofenstern auch wirklich hinaussehen können. Das kann ihr Leben oder das eines anderen Verkehrsteilnehmers retten.
 

Risk Pulse Ablenkung am Steuer

Tipp 2: Fahren Sie bei Schnee, Regen und Eis nicht blind

Vor allem in den Bergen gibt es oft mehr Schnee als gewöhnt. Jedoch bedeckt die weiße Pracht nicht nur die Landschaft, sondern auch Verkehrszeichen und Fahrbahnmarkierungen. Dennoch müssen Sie sich an diese halten und oft ganz genau hinsehen, um Ihre Spur zu finden.
 

"Der Fahrer ist immer in der Verantwortung. Sie müssen immer so fahren, dass Sie sich an alle Verkehrsregeln und Verkehrszeichen halten können", sagt Dr. Jörg Kubitzki.
 

Ein ordnungsgemäß aufgestelltes Verkehrszeichen behält seine Gültigkeit, auch wenn es durch Schnee unkenntlich geworden ist. So sind Achtecke beispielsweise immer Stoppschilder und gelten ohne Einschränkung - auch in verschneitem Zustand. Gleichermaßen bedeutet ein auf den Kopf gestelltes Dreieck immer "Vorfahrt achten".
 

Bei allen anderen Verkehrszeichen müssen Fahrer ganz besonders aufpassen. Sie könnten beispielsweise Geschwindigkeitsbegrenzungen anordnen oder vor Gefahrenstellen warnen.

Tipp 3: Vorsicht bei schneebedeckten Verkehrszeichen und Fahrbahnmarkierungen

Unterschiedliche Länder haben unterschiedliche Gesetzgebungen: In manchen sind Winterreifen Pflicht, in anderen sind nur "angemessene" Reifen erforderlich. Dass ein Reifen für den Winter angemessen ist, ist daran zu erkennen, dass seitlich eine Schneeflocke mit den Buchstaben "M+S" oder mit einem Bergsymbol angebracht ist. "M+S" steht für Übergangsreifen. Nur wenn die Schneeflocke zusammen mit einem Bergsymbol zu sehen ist, handelt es sich auch wirklich um Winterreifen.
 

Aber das Entscheidende an einem Reifen ist die Qualität des Profils. Reicht das Profil nicht aus, verliert der Reifen Kontakt mit dem Boden und beginnt auf nassen Straßen zu "schwimmen". Dann können Sie ihr Auto nicht mehr kontrollieren. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihre Reifen über genügend Profil verfügen, können Sie den Münztest machen. In Europa können Sie beispielsweise eine Ein-Euro-Münze zwischen die Rillen stecken, in den USA einen Penny. Wenn der Goldrand der Euromünze sichtbar wird oder Sie Lincolns Kopf auf dem Penny vollständig sehen können, dann ist ihr Profil zu dünn.
 

"Für Ihre eigene Sicherheit, aber auch für die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer, sollten Sie Ihre Reifen jedes Jahr erneuern oder auswechseln", sagt Carsten Reinkemeyer, Leiter des Bereichs Fahrzeugtechnik und Sicherheit beim AZT. "Wenn Sie den ganzen Winter mit Sommerreifen unterwegs sind, ist das ein ernsthaftes Problem, aber dasselbe gilt auch, wenn das Profil Ihrer Reifen abgenutzt ist."
 

Fahrer unterschätzen für gewöhnlich auch die Komplexität von Schneeketten. So mögen sie zwar Schneeketten im Kofferraum haben, haben aber nie versucht diese anzulegen. "Es ist keine gute Idee Schneeketten anzulegen, wenn Sie einen Berg schon halb hochgefahren sind und Frostbeulen an den Fingern haben", sagt Reinkemeyer. "Sie sollten auch sichergehen, dass Ihre Schneeketten überhaupt noch passen, vor allem, wenn Sie sich erst vor kurzem ein neues Auto zugelegt haben."

Als Verkehrsteilnehmer sind Kinder am gefährdetsten, insbesondere wenn das Unfallrisiko aufgrund winterlicher Straßenbedingungen steigt. Im Winter schützen dicke Jacken zwar vor Kälte, im Auto können sie jedoch gefährlich werden, vor allem für Kinder. Dicke Pullis und flauschige Jacken machen das richtige Sichern der Kinder in ihren Autositzen besonders schwierig. Sie halten zwar den Nachwuchs behaglich warm, verhindern aber, dass der Sicherheitsgurt straff und nah am Körper anliegt. Um den zusätzlichen Zwischenraum zwischen Körper und Gurt zu vermeiden, sollten Sie Ihrem Kind am besten vor Antritt der Fahrt die Jacke ausziehen. Sie können diese dann immer noch als warme Decke über den Gurt legen.
 

Carsten Reinkemeyer erklärt, was für das ordnungsgemäße Anlegen eines Sicherheitsgurts wichtig ist. Um den Oberkörper zu sichern, darf der Schultergurt nicht von der Schulter rutschen und muss auf dem Schlüsselbein nahe am Nacken liegen. Genauso wichtig ist die richtige Führung des Beckengurts, weil Verletzungen des Unterleibs gefährlicher sind als am Hals.
 

"Unsere Tests haben gezeigt, dass der Kinder-Dummy unter dem Gurt durchrutscht, wenn der Beckengurt nicht ordnungsgemäß geführt ist. Das nennt man "Submarining". Es kann zu schlimmen und sogar tödlichen Verletzungen führen", sagt Carsten Reinkemeyer. "Wenn Sie Ihr Kind anschnallen, müssen sie ganz besonders auf den Beckengurt achten. Der Beckengurt muss flach auf den Oberschenkeln direkt vor den Beckenknochen liegen. So stellen Sie sicher, dass der Gurt nicht über den Beckenkamm in den Unterleib rutschen kann. Sie dürfen nie vergessen, dass allein die Knochen Ihres Kindes stark genug sind, um den Kräften, die während einem Unfall freigesetzt werden, Widerstand zu leisten."
 

Außerdem sollten sich auch Erwachsene Gedanken über ihre Kleidung machen. Im Winter ist die Kleidung dicker und kann die Führung des Sicherheitsgurts beeinträchtigen.

Tipp 5: Schnallen Sie Ihre Kinder im Winter richtig an

Im Sommer mag es in Ordnung sein, sich einfach ins Auto zu setzen und loszufahren. Im Winter sollten Sie jedoch vor jeder Fahrt die Wettergegebenheiten beachten.
 

"Stellen Sie sicher, dass ihr Auto für den Winter gerüstet ist", sagt Jörg Kubitzki. "Sie sollten stets überprüfen, ob Sie genügend Frostschutzmittel für Ihre Scheibenwischer haben. Außerdem sollten Sie nie ihren Eiskratzer und Handschuhe vergessen, damit Sie den Eiskratzer auch wirklich benutzen können. Ein kleiner Besen mit langem Stiel ist nützlich, um Ihr Auto abzukehren und zu vermeiden, dass Schnee vom Dach rutscht. Mit einer kleinen Schaufel können Sie Ihre Räder befreien, wenn sie in Schneehaufen feststecken. Bei älteren Autos können auch die Türschlösser gefrieren, dann ist ein Taschenfeuerzeug von Nutzen."
 

Wenn Sie im Winter in abgelegene Gegenden fahren, sollten Sie auch ihr Mobiltelefon vorher aufladen und jemand wissen lassen, dass Sie losfahren und wohin die Reise geht.
 

Jörg Kubitzki empfiehlt auch Sonnenbrillen. Sonnenbrillen im Winter? "Im Winter steht die Sonne sehr tief und das grelle Licht kann Fahrer blenden oder die Sicht sogar komplett stören."

Tipp 6: Sorgen Sie für gute Ausrüstung bei Fahrten in Schneegebiete

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Christian Weishuber
Allianz SE
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Katerina Piro
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