Unternehmen drohen höhere Haftungsschäden aus Umwelt-, Cyber-, Produktmangel- und Rückrufrisiken

Ein mangelhaftes Produkt wird weltweit zurückgerufen. Menschliches Versagen führt zu einem Schiffsunglück. Bei einem Cyberangriff werden Kreditkartendaten entwendet. Ein Dammbruch verursacht Umweltschäden:

Sach- und Personenschäden an Dritten gehen auf vielfältige Ursachen zurück und können für die haftenden Unternehmen künftig zu größeren und komplexeren Schäden führen, warnt die der Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS) in ihrem neuen Bericht Global Claims Review: Liability in Focus.

Die Analyse von 100.000 Versicherungsfällen der Jahre 2011 bis 2016 identifiziert Produkt- und Qualitätsmängel, (Verkehrs-)Unfälle und menschliches Versagen als die wichtigsten Ursachen für Haftpflichtschäden von Unternehmen.

Global Claims Review 2017

Während Ausrutschen, Stürze oder Arbeitsunfälle aufgrund besserer Sicherheits-vorkehrungen weniger Schadenfälle verursachen, drohen Unternehmen künftig kostspielige Haftungsschäden rund um Produktrückruf-, Cyber- oder Umweltrisiken. Zudem verändern sich die Haftungsszenarien für Unternehmen durch neue Technologien und die komplexeren Geschäftsmodelle in der wachsenden Sharing Economy.

„Haftpflichtschäden sind allgegenwärtig und reichen von kleineren Alltagsvorfällen bis zu großen Katastrophen“, erklärt Alexander Mack, AGCS Chief Claims Officer und Vorstandsmitglied. „Für Unternehmen ist die Risikolandschaft permanent in Bewegung, sie müssen sich laufend auf neue Haftungsfragen einstellen. Technologien wie das Internet der Dinge, autonome Mobilität oder der 3D-Druck werden zu völlig neuen Haftungskonstellationen für Unternehmen vieler Branchen führen."

Der Global Claims Review der AGCS analysiert über 100.000 Haftpflichtschäden von Unternehmen aus mehr als 100 Ländern im Gesamtwert von 8,85 Mrd. EUR, die die AGCS und andere Versicherer in der Zeit von 2011 bis 2016 reguliert haben. Die durchschnittliche Schadenhöhe aller bei der AGCS versicherten Haftpflichtschäden liegt bei 260.000 EUR. Mehr als 80 Prozent der Schäden gehen auf zehn Ursachen zurück.

 

Die 10 Hauptursachen für Haftpflichtschäden von Unternehmen nach Schadenhöhe (100% = 8.85 Mrd. EUR)

1          Produktfehler/Qualitätsmängel (23%)

2          Zusammenstöße/Verkehrsunfälle (22%)

3          Menschliches Versagen (19%)

4          Unfall/Schaden (6%)

5          Ausrutschen/Stürze/herabfallende Gegenstände (6%)

6          Wasser-/Feuer-/Rauchschäden (3%)

7          Umweltschäden (3%)

8          Elementargefahren (2%)

9          Vandalismus/Terrorismus (1%)

10        Sachschäden (1%)

Industrieschäden

Wichtigste Schadenursachen und Schadentendenzen

„Produkt- und Qualitätsmängel sind die wichtigste Ursachen von Haftpflichtschäden und belaufen sich auf fast ein Viertel des Schadenvolumens aller untersuchten Haftpflichtfälle (23 Prozent); bei Haftpflichtfällen deutscher Unternehmen erreicht dieser Wert sogar 78 Prozent. Insbesondere Produktrückrufe sind kostspielig. „Die Zahl der Rückrufe in USA und Europa ist kontinuierlich gestiegen“, erklärt Peter Oenning, Global Head of Liability Claims, AGCS. Dies liege zum einen an globalen Lieferketten, zum anderen an der wachsenden Bedeutung von Produkt- und Arbeitsplatzsicherheit sowie entsprechender Regulierung.

Zwar haben Sicherheitsverbesserungen im Straßenverkehr sowie in der Schiffs- und Luftfahrt die Zahl der Kollisionen und Verkehrsunfälle in den letzten Jahren verringert. Nichtsdestotrotz bleiben letztere eine Hauptursache von Haftungsschäden (22 Prozent aller Schadenaufwendungen). Gleichzeitig entstehen hier auch zahlenmäßig die meisten Schadenfälle. Menschliches Versagen (19 Prozent) ist die dritte Hauptursache für Haftpflichtschäden, was vor allem auf Flugzeug- oder Schiffsunglücke zurückzuführen ist.

Verkehrsunfall

Großschäden werden weltweit häufiger

Die Studie zeigt, dass Haftpflichtschäden in Höhe von über 1 Mrd. EUR häufiger werden – und zwar weltweit. Gründe sind steigende Regulierung, globale Lieferketten und die Ausbreitung einer bisher hauptsächlich auf die USA begrenzten Anspruchs- und Klagekultur. Die Vereinigten Staaten bleiben weiterhin der größte Haftpflichtmarkt der Welt mit den meisten Forderungen und Rekordentschädigungsleistungen. „Wir sehen jedoch einen Trend zu größeren Haftpflichtschäden auch außerhalb der USA, da in Europa und Asien das Bewusstsein für Verbraucherrechte und Entschädigungsansprüche zunehmen“, erklärt Oenning. So erhielten Opfer heute in Deutschland im Höchstfall deutlich über 500.000 EUR Schmerzensgeld, während noch vor zehn Jahren die Gerichte in aller Regel nicht über 300.000 EUR hinausgingen.

 Während Sammelklagen von Verbrauchern und Investoren unverändert vor allem ein US-Phänomen sind, lassen immer mehr Länder ebenfalls Formen von Kollektivklagen zu. Umgekehrt werden ausländische Unternehmen verstärkt in den USA gerichtlich belangt. Die Schadenexperten der AGCS beobachten zudem eine Zunahme von Umwelthaftpflicht-schäden im Bergbau und Baugewerbe sowie regional in Lateinamerika und Asien.

Technologie führt zu großen Veränderungen bei Haftpflichtschäden

Digitalisierung und neue Technologien werfen neue Haftungsfragen auf. Generell erwarten die AGCS-Experten dadurch weniger Schadenfälle, da Entwicklungen wie autonomes Fahren die Verkehrssicherheit verbessern dürften. Umgekehrt ist mit neuen oder vergrößerten Haftungsrisiken in den Bereichen Datenschutz und Cybersicherheit oder Produkthaftung zu rechnen. So könnte die Automatisierung das Produkthaftungsrisiko beispielsweise bei Maschinen- und Teileherstellern sowie Softwareanbietern erhöhen.

 Die wachsende Sharing Economy könnte ebenfalls klassische Haftungsmuster verändern. „Stellen Sie sich einen Unfall mit einem autonom fahrenden, gemeinschaftlich genutzten Fahrzeug vor. Hier könnten der Hersteller, der Softwareanbieter, der Carsharing-Betreiber sowie dritte Unfallbeteiligte involviert sein. Dies würde die Klärung der Haftung und die Schadenregulierung deutlich schwieriger machen“, sagt Oenning. Um die Ursache in einem solchen Schadenfall klären zu können, benötigen künftig auch Schadenbearbeiter und technische Experten eines Versicherers Kenntnisse im Bereich der Sensoren und Algorithmen.

Schadenfälle

Bettwanzen und andere ungewöhnliche Haftpflichtschäden

Haftpflichtschäden haben mitunter auch ungewöhnliche Auslöser. An zwei Prozent der Haftpflichtschäden sind Tiere beteiligt. Rehe und Hirsche stellen das größte Risiko dar, da sie – besonders in den USA – häufig an Kollisionen mit Fahrzeugen beteiligt sind. Bettwanzen werden immer mehr zu einem Schreckgespenst für Versicherer, da die Zahl der Schäden durch Befall und Stiche in Hotels in den letzten fünf Jahren zugenommen hat.

Über die Allianz Global Corporate & Specialty

Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) SE ist die eigene Marke der Allianz Gruppe für Firmen- und Spezialrisiken. Die AGCS bietet Versicherungs- und Risikomanagementberatung über das gesamte Spektrum von Spezialversicherung, alternativem Risikotransfer und Firmengeschäft: Marine, Aviation (inkl. Space), Energy, Engineering, Entertainment, Financial Lines (inkl. D&O), Liability, Mid-Corporate und Property (sowie Internationale Versicherungsprogramme).

Weltweit operiert die AGCS in 30 Ländern mit eigenen Einheiten und in mehr als 210 Ländern und Rechtsgebieten über das Netzwerk der Allianz Gruppe und andere Partner. 2016 beschäftigte sie rund 5000 Mitarbeiter und lieferte Versicherungslösungen für mehr drei Viertel der "Fortune Global 500"-Unternehmen; sie zeichnete weltweit insgesamt 7,6 Milliarden Euro Bruttoprämien.

Die AGCS SE verfügt über die Bonitätsratings AA von Standard & Poor’s und A+ von A.M. Best.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Heidi Polke
Allianz Global Corporate & Specialty
Tel. +49 89 3800 14303
E-Mail senden

Michael Burns
AGCS (London)
Tel. +44 203 451 3549

E-Mail senden

Sabrina Glavan
AGCS (New York)
Tel. +1 646 472 1510

E-Mail senden

26.03.2024

Lights, camera, action: Navigating the economic landscape

mehr dazu

26.03.2024

Americans Reducing Retirement Savings and Taking on Debt Due to Inflation

mehr dazu

12.03.2024

In Zukunft wird über Nachhaltigkeitsarbeit berichtet wie über Finanzen: Warum wir jeden Mitarbeitenden für die Umsetzung brauchen!

mehr dazu