Euro Monitor 2016

Trotz der günstigen Wirtschaftsentwicklung im Jahr 2016 konnte die EWU-Wirtschaft keine weiteren Fortschritte beim Abbau von makroökonomischen Ungleichgewichten verzeichnen. Diese Ungleichgewichte messen wir im Euro Monitor der Allianz anhand von 20 Indikatoren.

Nach drei Jahren stetiger Verbesserungen ist der Gesamtindikator, der gewissermaßen die Stabilität des Wachstums abbildet, nun gesunken.

Etwas verbessert haben sich bei den meisten Ländern die Staatsdefizite und die Beschäftigung, während es bei den strukturellen Haushaltsdefiziten, der Entwicklung der Exporte gemessen am Welthandel und beim Wachstum der Arbeitsproduktivität Rückschritte gab, so dass unter dem Strich eine leichte Verschlechterung übrig blieb.

In den Jahren seit der Eurokrise hatte der Euro Monitor deutliche Verbesserungen gezeigt. Die durchschnittliche Bewertung für den Euroraum ist seit 2012 um knapp 1,5 Punkte gestiegen und liegt nun mit 6,5 Punkten im guten Mittelfeld der Skala von eins bis zehn.

Darüber hinaus befindet sich kein EWU-Land mehr im als kritisch definierten Bewertungsbereich (1-4 Punkte). Dies ist nicht nur den Reformen in den ehemaligen EWU-Krisenländern zu verdanken. Die Verbesserung war auch auf die breite Konjunkturerholung zurückzuführen. Der Euro Monitor 2016 zeigt, dass Wachstum allein aber nicht mehr ausreicht, um die wirtschaftliche Stabilität im Euroraum zu erhöhen.

„Die EZB hat mit ihrer ultra-expansiven Geldpolitik Zeit gekauft, um Reformen umzusetzen, aber diese Chance wurde nur unzureichend genutzt. Besonders deutlich fällt dies bei den EWU-Kernländern Frankreich und Italien auf“ sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. Die anhaltenden wirtschaftlichen Probleme haben in beiden Ländern keinen Ruck ausgelöst. Vielmehr haben Frankreich und Italien in den letzten Jahren im Ländervergleich klar an Boden verloren und sind vom EWU-Mittelfeld auf den Schlussplatz gerutscht. Sie liegen heute sogar mit recht deutlichem Abstand (+0,5 Punkte) hinter den ehemaligen Krisenländern.

Die neuesten Euro-Mitglieder wie etwa die baltischen Volkswirtschaften schneiden deutlich besser ab. Slowenien und die Slowakei belegen EWU-weit sogar den dritten und vierten Platz hinter dem Spitzenreiter Deutschland und den Zweitplatzierten Niederlanden.

Heise: „Der Abbau von Ungleichgewichten ist ein langwieriger Prozess, der Disziplin und Ausdauer verlangt. Aber es ist auch der einzige Weg, den Euroraum langfristig zu stärken. Es ist höchste Zeit, dass wir in eine Debatte einsteigen, wie wir den Euroraum langfristig krisenfest machen können, wenn sich zwei der größten Mitglieder nicht hinreichend auf Reformkurs bewegen. Weitermachen wie bisher ist keine Option“.

Michael Heise

• Die Gesamtbewertung für den Euroraum verschlechtert sich: Im Durchschnitt aller EWU-Länder liegt der Gesamtindikator bei 6,5 Punkten nach 6,7 Punkten im Vorjahr. Die Entwicklung war aber nicht einheitlich negativ: 13 Länder konnten 2016 eine höhere Bewertung erzielen als 2015 und nur fünf eine geringere.

• Die Bewertung der Bestandsgrößen hat sich 2016 nur marginal verbessert von 5,9 auf 6,0 Punkte. Der Teilindikator zeigt, dass die Aufräumarbeiten nach der Finanz- und Wirtschaftskrise nur langsam vorankommen und noch lange nicht abgeschlossen sind.

• Spitzenreiter 2016 ist erneut Deutschland mit einem Wert von 8,1 Punkten. Deutschland ist nach wie vor das einzige EWU-Land, welches in der Gesamtbewertung die Note „gut“ erhält. Auf dem zweiten Platz folgen mit recht deutlichem Abstand die Niederlande mit 7,5 Punkten dicht gefolgt von Slowenien mit 7,2 Punkten.

• Frankreich und Italien belegen in diesem Jahr zusammen den Schlussplatz mit 5,4 Punkten mit recht großem Abstand hinter Griechenland und Portugal mit jeweils 5,9 Punkten. Diese schlechte Platzierung liegt daran, dass Frankreich und Italien die Rückschritte beim Abbau der wirtschaftlichen Ungleichgewichte wieder haben größer werden lassen, insbesondere in der Kategorie Wettbewerbsfähigkeit, während Griechenland und Portugal zumindest in die richtige Richtung gehen.  

• Die Aufsteiger des Jahres im Ranking sind die Niederlande, Estland und Finnland. Den größten Sprung bei der Gesamtbewertung hingegen konnte Zypern verbuchen mit einer Verbesserung von 0,8 Punkten auf 5,9. Damit klettert das ehemalige Krisenland in unserem Gesamtranking drei Ränge nach oben und belegt erstmals seit 2011 nicht mehr den Schlussplatz.

• Der Einzelindikator mit den besorgniserregendsten Werten war 2016 trotz einer leichten Besserung erneut die Arbeitslosenquote (2016: 10,0 Prozent).  Lediglich drei Länder - Deutschland,  Malta und Österreich – erhielten hier die Note „gut“.

• Die durchschnittliche EWU-Bewertung für die Staatsverschuldung und die Arbeitsproduktivität, die EWU-weit  stagniert, notiert mit vier Punkten ebenfalls noch im kritischen Bereich.

Über die Allianz Gruppe

Die Allianz ist einer der weltweit führenden Versicherer und Asset Manager mit 86 Millionen Privat- und Unternehmenskunden. 2016 erwirtschafteten über 140.000 Mitarbeiter in mehr als 70 Ländern einen Gesamtumsatz von 122,4 Milliarden Euro und erzielten ein operatives Ergebnis von 10,8 Milliarden Euro. Die Allianz Gruppe betreute per Ende 2016 ein Investmentportfolio von 653 Milliarden Euro. Hinzu kamen bei unseren Asset Managern AllianzGI und PIMCO über 1,3 Billionen Euro an für Dritte verwaltete Vermögen. Die Kunden der Allianz können auf ein breites Angebot an Versicherungsleistungen zurückgreifen: von Sach- und Krankenversicherung über Assistance-Dienstleistungen, Kreditversicherung bis hin zur Industrieversicherung. Die Allianz ist mit ihren Investitionen in zahlreichen Bereichen aktiv, wie zum Beispiel Anleihen, Aktien, Infrastruktur, Immobilien und erneuerbaren Energien. Die Gruppe setzt auf langfristige und wertbildende Strategien unter Berücksichtigung von Rendite- und Risikoaspekten.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Dr. Lorenz Weimann
Allianz SE
Tel. +49 69 24431 3737
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