Branchenrisiken – die Erwartungen für dieses Jahr

2016 war ein Jahr voller Unsicherheit. Überraschungen auf politischer Ebene und ein erstarkender Protektionismus ließen die ganze Welt im Unklaren. Dennoch waren die Turbulenzen in den wenigsten Branchen zu spüren. Laut dem von Euler Hermes veröffentlichten Global Sector Report sprechen die Risikoratings vielmehr für zunehmende Stabilität in den Wirtschaftsbereichen. Es folgt ein kurzer Überblick über die wichtigsten Branchen.

Das vergangene Jahr stellte für die Textilbranche eine größere Herausforderung dar als erwartet. In den meisten Fällen gingen die Umsätze bei Textilwaren und Bekleidung aufgrund geringer Nachfrage zurück, im besten Fall blieben sie auf einem stabilen Level. Der internationale Handel, der ein Drittel der Gesamtumsätze in diesem Wirtschaftsbereich ausmacht, schrumpfte. Die gute Nachricht ist, dass die Aussichten für 2017 nicht ganz so düster sind: Aufgrund soliderer Prognosen zur Nachfrage steigen die Preise nun wieder. Sowohl in den USA als auch in China sollen die Preise der Textil- und Bekleidungshersteller dieses Jahr anziehen. In der Folge wird auch ein Anstieg der Exporte erwartet, sollte kein größerer Zwischenfall den internationalen Handel wieder auf den Kopf stellen. Natürlich könnten auch die aufgeheizte protektionistische Stimmung und die Beendigung der Verhandlungen über ein transpazifisches Handelsabkommen dieser Branche schaden. Schon jetzt bestehen hohe Zolltarife und regulatorische Anforderungen, die das Branchenwachstum bremsen könnten.

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• Fast Fashion und die Nutzung des Internets nehmen exponentiell zu und verdeutlichen somit, wie wichtig die Wahl der richtigen Vertriebskanäle ist.
• Um einem Anstieg der Rohstoffpreise entgegenzuwirken und die Erosion der Margen zu begrenzen, ist es wichtig, den Preisanstieg auf den Kunden umlegen zu können.
• Der Rückzug der USA aus den Gesprächen über eine transpazifische Partnerschaft könnte aller Wahrscheinlichkeit nach den Textil- und Bekleidungsherstellern Verluste bescheren.
• Mehrwert bringende Spezialbereiche, wie technische Textilien, werden voraussichtlich am stabilsten sein.

Niedrige Rohstoff- und Verbraucherpreise im vergangenen Jahr haben die Preismacht der Einzelhändler geschwächt. Aus diesem Grund verzeichnete der Sektor 2016 den niedrigsten Stand bei der Rentabilität in sechs Jahren. Die Schuldenlast ist ebenfalls sprunghaft angestiegen, besonders im Bereich Elektronik (inkl. e-Händler). Die Kombination aus sinkenden Profiten und wachsenden Schulden wird angesichts steigender Zinssätze zu einem der größten Probleme werden.
Es wird jedoch erwartet, dass die Konsumausgaben wieder ansteigen und die Margen der Einzelhändler sich dadurch erholen könnten. Der Schlüssel wird hier in der Art des Vertriebs liegen – eCommerce und Omnichannels sind dabei von wesentlicher Bedeutung: Bis 2020 könnten 15 Prozent der weltweiten Umsatzerlöse im Einzelhandel auf den Onlinehandel fallen. Zudem werden die Grenzen zwischen Lebensmittelhändlern (Essen, Getränke und Haushaltswaren) und Non-Food-Anbietern (Möbel, Sportgeräte, Büromaterialien etc.) noch mehr verschwimmen, was eine unaufhaltsame Diversifizierung des Produktangebots mit sich bringen wird.

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• Die Preiserholung sollte zu einer größeren Preissetzungsmacht der Einzelhändler führen.
• Datenverwaltung und Benutzererfahrung werden eine zunehmend wichtigere Rolle im Geschäftsmodell einnehmen.
• 2016 stieg die Anzahl an Fusionen und Übernahmen. Es wird erwartet, dass dieser Trend auch in diesem Jahr anhält. Häufig zielen diese auf den Zukauf neuer technologischer Fähigkeiten ab.
• Beherrschendes Thema für zukünftiges Wachstum ist die Verbindung aus globalem Wachstum und lokaler Ausrichtung ("Grow global, think local").

Der Automobilbranche stehen durch zunehmende Sharing Economy, neue Partnerschaften mit innovativen Technologieunternehmen, das Wettrennen um die Entwicklung autonomer Fahrzeuge sowie Diesel-Skandale schwierige Zeiten bevor. Eine globale Präsenz ist für Autohersteller jedoch nach wie vor das A und O, um vom globalen Wachstum profitieren zu können.
Die drei Hauptabsatzmärkte sind China, die USA und Europa. Brasilien und Russland leiden auch weiterhin unter der Wirtschaftskrise und hohen Volatilität, für 2017 wird jedoch eine leichte Erholung erwartet. Natürlich müssen die Automobilhersteller ihr Angebot anpassen, um konkurrenzfähig zu bleiben. In Indien sollten daher neue Niedrigpreismodelle, in den USA größere SUVs (Sport Utility Vehicles) und über alle Märkte hinweg Mittelklasse- und Premiummodelle eingeführt werden.

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• Für Technologien zur Verringerung von Emissionen und selbstfahrende Fahrzeuge sind Investitionen in Forschung und Entwicklung unerlässlich.
• Ein Mangel an geografischer Diversifikation riskiert Umsätze und Gewinnmargen. Für Lieferanten ist eine globale Präsenz ein Muss, genauso wie die Zusammenarbeit mit Automobilherstellern, um eine stärkere Preismacht und höhere Rentabilität erreichen zu können.
• Voraussetzung für einen Anstieg der Gewinne ist die Entwicklung von Premiumangeboten (Marken).

Die Baubranche wächst weiterhin nur langsam. Die Produktion kommt zwar in den Industrieländern wieder auf die Füße, in den Schwellenländern stagniert sie jedoch. Starke Zyklizität und länderübergreifende Unterschiede sorgen zusätzlich für Komplexität. Vor allem in Ländern, die Öl exportieren, stößt die Branche auf starken Gegenwind, da Infrastrukturinvestitionen entscheidend vom Ölpreis abhängen. In den USA steht der Sektor unter dem Einfluss der Entscheidungen der neuen Regierung. Andere Länder, wie zum Beispiel China, werden weiterhin mit Schwierigkeiten durch die Inflation bei den Wohnimmobilienpreisen zu kämpfen haben.
Der Immobiliensektor weist das größte Risikopotenzial auf, und in mehreren Ländern sehen die Prognosen dahingehend nicht gut aus. Er setzt sich hauptsächlich aus kleineren Unternehmen mit sehr hoher Leverage Ratio zusammen, die zusätzlich zur strukturellen Schwäche und zum Preisdruck beitragen. Der Sektor bleibt generell empfindlich gegenüber Änderungen bei den Zinssätzen und staatlichen Konjunkturprogrammen.

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• Es ist mit einer langfristigen Stabilisierung der Produktion im Bauwesen weltweit und mit einer langsamen Erholung in den Industrieländern zu rechnen.
• Steigende Zinssätze und Preise könnten Kaufentscheidungen seitens der Haushalte und die Kapazitäten der Unternehmen für Investitionen einschränken.
• In Schwellenländern ist die Branche im Abschwung, auf dem Wohnungsmarkt in den Industrieländern ist aber eine Erholung festzustellen.

Der Markt für verschreibungspflichtige Medikamente wird Prognosen zufolge 2017 ein Wachstum verzeichnen. Dies gilt vor allem für billige Generika und Biosimilars aufgrund von auslaufenden Patenten.
Große Pharmaunternehmen werden auch weiterhin mit der von Regierungen durchgesetzten strengeren Kostenkontrolle und der wachsenden Kritik im Hinblick auf in die Höhe geschossene Preise für neue Medikamente zu kämpfen haben. Solange sie sich aber bei der Markteinführung innovativer Arzneimittel weiter ihre große Preissetzungsmacht zunutze machen, werden sie sich eine wachstumsorientierte Marktposition im Bereich Pharmazeutika sichern können. In der politischen Diskussion wird auch 2017 insbesondere in den Vereinigten Staaten von Preiswucher bei Medikamenten die Rede sein.

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• Als Alternative zu internen Investitionen in Forschung und Entwicklung wird man sich immer wieder verstärkt um Fusionen und Übernahmen bemühen.
• Die Konkurrenz durch Generika und Biosimilars frisst den Marktanteil von patentierten Medikamenten auf.
• Im Laufe des Jahres 2017 wird in den USA (nach einem unerwarteten Einbruch im Jahr 2016) eine Reihe neuer Medikamente eingeführt.
• Der Unmut über Preiswucher bei Arzneimitteln wird in der ganzen Welt, vor allem in den USA, steigen.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Dr. Lorenz Weimann
Allianz SE
Tel. +49 893800 16891

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