Ein winziges Gerät für einen riesigen Kontinent

Generationen von Entdeckern und Investoren haben Afrika als Land mit großem Geschäftspotenzial identifiziert. Die enorme Größe des Kontinents hat sich jedoch allzu häufig als Hindernis erwiesen. Die Erfindung eines winzigen Geräts könnte jetzt all das ändern: Das Mobiltelefon macht es möglich. Für ein Unternehmen wie die Allianz ist die mobile Mikroversicherung äußerst vielversprechend. In unserem Feature-Interview erzählt Ben Oumar, wie er Versicherungen ganz ohne Papier verkauft. Sein Job: mobiler Versicherungspromoter für die Allianz.

 

Mittlerweile besitzen 65 Prozent der afrikanischen Erwachsenen ein Mobiltelefon; die Versicherungsdurchdringung dagegen liegt bei unter vier Prozent. Einkommensschwache Menschen über das Handy zu erreichen ist in Afrika ein neuer Trend, der die Branche komplett verändern wird. Im Jahr 2012 begann Allianz Ivory Coast damit, für Versicherungen mit Mobiltechnologie zu werben. Zusammen mit der Mobile Telephone Networks Group (MTN), einem führenden Kommunikationsdienstleister in Afrika, bietet Allianz Ivory Coast zwei mobile Versicherungsprodukte an: eine mobile Bestattungsversicherung und einen mobilen Sparplan.

 

allianz.com: Was ist Ihre Aufgabe als Promoter der mobilen Allianz Mikroversicherung?

 

Ben Oumar: Seit eineinhalb Jahren bin ich in den Filialen unseres Telekommunikationspartners MTN im Einsatz. Dort versuche ich MTN Kunden, die in die Filialen kommen, unsere zwei mobilen Versicherungsprodukte zu erklären. Ich helfe ihnen dabei, sich über ihr Handy zu registrieren. Sie müssen keine Dokumente unterzeichnen. Die Prämienzahlung funktioniert ebenfalls über das Handy über MTN Mobile Money.

 

allianz.com: Wie erfolgreich waren Sie bis jetzt?

 

Ben Oumar: Es ist nicht ganz leicht, die Aufmerksamkeit der Kunden zu wecken und sie von den Vorteilen einer Versicherung zu überzeugen. Die Kunden kommen ja aus ganz anderen Gründen in die MTN Filialen, beispielsweise um ihre Telefonrechnung zu bezahlen oder weil sie technische Probleme haben. Viele haben es eilig und Versicherungen haben für sie aktuell keine Priorität.

 

Die Versicherungsdurchdringung liegt in Afrika bei weniger als vier Prozent. Vielen Afrikanern ist das Konzept einer Versicherung an sich noch unbekannt. Sie verstehen nicht, weshalb sie für einen unsicheren Vorteil in der Zukunft einen Teil ihres ohnehin knapp bemessenen Geldes aufgeben sollten. Deshalb stehen für sie dringende aktuelle Bedürfnisse wie Telefonrechnungen, Schulgebühren oder einfach genügend zu essen zu haben weit höher auf der Agenda als Versicherungen.

 

allianz.com: Wie viele Menschen konnten Sie bis jetzt überzeugen?

 

Ben Oumar: Rund 500. Etwa jeder Zwanzigste, mit dem ich rede, bittet mich schließlich um Hilfe bei der Registrierung. Jetzt können Sie sich vorstellen, mit wie vielen Menschen ich schon gesprochen habe [lacht].

 

allianz.com: Was ist das beliebteste Produkt?

 

Ben Oumar: Unser mobiler Sparplan ist beliebter als unsere Bestattungsversicherung, obwohl er teurer ist. Die Menschen wollen von ihrer Versicherung etwas zurückbekommen. Viele finden es immer noch sonderbar, dass sie ihre Prämien nicht zurückbekommen, wenn sie die Versicherung nicht in Anspruch nehmen, so wie das bei unserer Bestattungsversicherung der Fall ist. Wir haben nur diese zwei Produkte und eigentlich sind sie ganz einfach.

Ben Oumar (links) – bewirbt die mobilen Allianz Mikroversicherungen in einer MTN Filiale. Nabintou Douamba (rechts) – Vorgesetzte von Ben Oumar im Allianz Ivory Coast Vertriebs- und Marketing-Team.
Ben Oumar (links) – bewirbt die mobilen Allianz Mikroversicherungen in einer MTN Filiale. Nabintou Douamba (rechts) – Vorgesetzte von Ben Oumar im Allianz Ivory Coast Vertriebs- und Marketing-Team.

allianz.com: Was hilft Ihnen dabei, die Menschen von den Vorteilen einer Versicherung zu überzeugen?

 

Ben Oumar: Es hilft mir sehr, wenn die Leute die Allianz bereits kennen. Etwa vier von zehn kennen unsere Marke bereits. Es hilft mir auch, wenn die Menschen schon Versicherungen abgeschlossen haben, also das Konzept kennen. Es ist sehr gut, dass unsere Produkte so einfach sind, dass es keinen Papierkram gibt und die Prämienzahlung sehr bequem abläuft. Das gefällt den Leuten. Es ist aber auch wichtig, die Menschen im richtigen Moment anzusprechen. Ich warte normalerweise, bis sie ihre Themen mit MTN gelöst haben, damit sie entspannter sind, wenn ich mit ihnen spreche.

 

allianz.com: Und was erschwert es Ihnen, für die Versicherungen zu werben?

 

Ben Oumar: Wenn die Menschen noch nie von der Allianz oder sogar noch nie von einer Versicherung gehört haben. Leider ist dies hier in der Elfenbeinküste noch die Mehrheit. Ich gehe auch nicht auf Leute zu, die schon lange Schlange gestanden sind. Sie sind normalerweise nicht in der Stimmung über Versicherung zu reden.

 

Es wäre auch toll, wenn unsere Produkte - und Versicherungen im Allgemeinen - besser vermarktet würden, beispielsweise durch große Poster und Banner, die die Aufmerksamkeit der Menschen wecken.

 

allianz.com: Welche Fragen stellen die Kunden am häufigsten?

 

Ben Oumar: Die häufigste Frage zum Sparplan ist, wie viel Zinsen gezahlt werden. Und bei der Bestattungsversicherung wollen die Leute meist wissen, wie lange die Schadenbearbeitung dauert. Viele wollen auch die Vertragslaufzeit kürzen, weil ihnen ein Jahr für eine Bestattungsversicherung und mindestens drei Jahre für einen Sparplan sehr lang erscheint.

 

allianz.com: Was war Ihr bisher beeindruckendstes Erlebnis im Zusammenhang mit mobilen Versicherungen?

 

Ben Oumar: Ich hatte einmal eine sehr enthusiastische Kundin. Sie schloss gleich beide Produkte ab, den Sparplan und die Bestattungsversicherung. Dann schickte sie mir ihre Freundin, die auch eine mobile Versicherung abschließen sollte. Genau in dem Moment, in dem ich die Produkte der Freundin erklärte, rief die Kundin an und erzählte, dass sie soeben einen Unfall gehabt hatte. Glücklicherweise war sie unverletzt, aber sie erinnerte ihre Freundin sofort daran, wie wichtig eine Versicherung sein kann.

65 Prozent der afrikanischen Erwachsenen besitzen ein Mobiltelefon. Ein Gerät, dass mehr und mehr alle Generationen in Afrika begeistert.
65 Prozent der afrikanischen Erwachsenen besitzen ein Mobiltelefon. Ein Gerät, dass mehr und mehr alle Generationen in Afrika begeistert.
Bedeutung mobiler Geräte

Die neue mobile Kultur vereinfacht nicht nur die Zahlungsmodalitäten. Tatsächlich handelt es sich hier um die zweite Phase des Internets. Zuerst hatten wir vernetzte Computer. Um ins Internet zu kommen, brauchte man meist ein großes Gerät, das über Kabel ans Internet angeschlossen war. Bei den Mobiltelefonen gibt es keine Kabel mehr und fast alle können sich von fast überall miteinander verbinden. Für einen Kontinent wie Afrika eröffnet das völlig neue Möglichkeiten. Selbst ein Unternehmen wie die Allianz ist nicht in der Lage, überall auf dem Kontinent ein Agenturnetz zu unterhalten. Dafür ist Afrika viel zu groß und die Bevölkerungsdichte ist weitaus geringer als in Europa.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Nicolai Tewes
Allianz SE
Tel. +49.89.3800-4511
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