Weinberge in Flammen

Dort, wo einst saftige Trauben der Sorte Cabernet Sauvignon ganze Hänge bedeckten und luxuriöse Weingüter standen, bleiben nur noch ausgedörrte Landschaften mit versengten Rebstöcken, verbrannten Gebäuden und karger Vegetation zurück.

An den Reben, die das Feuer verschont hat, hängen noch ein paar kohlrabenschwarze Trauben. Die Waldbrände, die über eine Woche lang in Kalifornien wüteten, haben in den Bezirken Napa und Sonoma, den weltbekannten Weinbaugebieten und beliebten Ferienzielen nördlich von San Francisco, erhebliche Schäden angerichtet. Die lodernden Flammen, die mittlerweile von mehr als 8.000 Feuerwehrleuten eingedämmt werden konnten, brannten mehr als 6.000 Gebäude (Privathäuser und Geschäftsgebäude) und fast 50.000 Hektar Land nieder. Berichten zufolge forderten sie bisher mehr als 40 Menschenleben, wobei die Anzahl der Todesopfer wohl noch steigen wird.

„Dies ist einer der bisher größten Waldbrände in einer Weinanbauregion“, sagt Dennis Mah, Winery Team Lead der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) North America mit Sitz in San Francisco. „Für die Weingüter des Valleys wird dies herbe Verluste mit sich bringen, aber vermutlich auch für Weinliebhaber in den USA.“

Durchschnittlich 85 Prozent der gesamten Weinproduktion in den USA stammen von kalifornischen Weinbergen und Weingütern.

Eines der am stärksten betroffenen Weingüter ist die Paradise Ridge Winery in Santa Rosa, deren Gebäude und Anlagen bei der AGCS North America versichert sind. Das Weingut hat bereits die Schadenabwicklung mit der Allianz aufgenommen und einen Forensiker zur Begutachtung der Schäden engagiert. Die Eigentümer haben sich zudem an Bauexperten gewandt und mit Baumaterialien versorgt, die nach einer solchen Katastrophe immer nur spärlich verfügbar sind.

„Zum Glück haben wir eine hervorragende Versicherung, die alles abdeckt“, so Eigentümerin Sonia Byck-Barwick laut einem Bericht von Reuters. „Es mag uns an einigen Dingen mangeln, aber ich bin zuversichtlich, dass wir alles wiederaufbauen können.“

Die meisten Weingüter von Napa und Sonoma haben Schäden an ihren Anlagen, Weinbergen und Verkostungsräumen gemeldet. Winzer sahen sich gezwungen, gegen Ende der Lese reife Trauben und gefüllte Gärbottiche zurückzulassen, deren Inhalt sonst mit größter Sorgfalt behandelt wird. Was Vorkehrungen für Brände und den entsprechenden Versicherungsschutz betrifft, scheint es unter den Weinbauern allerdings Unterschiede zu geben. Viele nehmen an, dass Brandrisiken von der allgemeinen Schadenversicherung abgedeckt sind.

Darüber hinaus variieren Größe und Art der Weinbaubetriebe erheblich. Einige Winzer verfügen nur über ein Grundstück, andere über mehrere Parzellen, die über das ganze Land verteilt sind. Einige Betriebe sind mit einer Notstromversorgung ausgestattet, um die Temperaturen steuern zu können und so die kontinuierliche Rebenverarbeitung zu ermöglichen, andere nicht. Die einen haben ihr Geschäft standardmäßig versichert, sodass Gebäudeschäden und mögliche Verluste durch eine Betriebsunterbrechung gedeckt sind. Die anderen haben eine Ernteversicherung abgeschlossen, um Verluste bei der Lese auszugleichen.

„Boden wird von einer gewerblichen Sachversicherung in der Regel nicht abgedeckt“, erklärt Steven Kennedy, Head of Property Claims North America. „Die Versicherungssummen fallen je nach Kosten für Bau und Installation von Ersatzausrüstung, jährlichen Umsatzerlösen und Wert von Weinstöcken unterschiedlich aus.“

Kollektiv versicherte Schäden aufgrund der Brände in Kalifornien könnten sich für Winzer, Eigenheimbesitzer und andere Instanzen auf Milliarden von Dollar belaufen. Es wäre jedoch zu voreilig, bereits Schätzungen zu den möglichen Schadensummen abzugeben. Die Regulierung befindet sich noch im Anfangsstadium oder hat noch gar nicht begonnen, da Schadenregulierer erst jetzt Zugang zu den betroffenen Gebieten erhalten.

Es ist noch nicht klar, ob der direkte Schaden an den Pflanzen ebenso verheerend ist. Einige glauben, dass sich das Maß an Zerstörung in Grenzen halten wird, da die Feuer gegen Ende der Lese auftraten und die meisten Reben bereits geerntet wurden. Andere gehen vom Gegenteil aus und befürchten, dass sich die Verluste bei den nicht gelesenen Trauben auf Milliarden von Dollar belaufen könnten.

Neben ihren Gebäuden, Weinstöcken und der diesjährigen Lese sorgen sich die Winzer über ein gewisses „rauchiges Aroma“, denn der Qualm kann den Geschmack von Rotwein verändern. „Neben den Brandschäden an Gebäuden kann auch der Rauch eine wesentliche Schadenursache sein “, ergänzt Mah. So kostete der rauchige Geschmack des Weins nach den Buschfeuern in Canberra im Jahr 2003 die australischen Weingüter mehr als 4 Millionen US-Dollar. Sind die Trauben einmal verdorben, lässt sich der Wein nicht so leicht retten.

Historisch gesehen sind Brände, die über Weinanbaugebiete hinwegziehen, nichts Ungewöhnliches. Im Januar 2017 herrschten beispielsweise in Chile die schlimmsten Waldbrände seit mehreren Jahrzehnten. Dabei wurden in den Tälern Maule und Colchagua Teile von mindestens hundert Weinbergen, einschließlich solcher mit über ein Jahrhundert alten Weinstöcken, beschädigt oder vollkommen zerstört. Geplagte Weinproduzenten mussten mit ansehen, wie Rebstöcke vernichtet wurden, die ihre Familien jahrelang mit Hingabe aufopferungsvoll gepflegt hatten. Die chilenischen Behörden erklärten die Zerstörung zur schlimmsten Katastrophe für die Waldwirtschaft in der Geschichte des Landes. Auch in Frankreichs Languedoc schmälerten Waldbrände im September 2016 die Lese, und damit nur einen Monat, nachdem bereits „golfballgroße“ Hagelkörner hunderte von Hektar nahe Montpelier zerstört hatten.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen

 

Susanne Seemann
Allianz SE
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Heidi Polke-Markmann
AGCS
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