Das Leben von Geflüchteten

Ihre Tage folgen einer bestimmten Routine. Die Kinder sind auf dem Weg zur Schule, Ihre Eltern gut aufgehoben und Sie selbst machen sich fertig für den Arbeitstag.

Ihr Leben ist auf eine etwas langweilige, aber sichere Art vorhersehbar. Dann wird Ihnen eines Tages der Boden unter den Füßen weggerissen.

Ihr Zuhause und Ihr Arbeitsplatz liegen in Schutt und Asche, alles Vertraute ist verschwunden und Ihre Familie ist von Gewalt bedroht. Um zu überleben, lassen Sie zurück, was ihr Leben ausmacht.

Was klingen mag wie das Drehbuch für ein Hollywood-Drama, ist für viele Menschen leider Realität.

Wir nennen sie Geflüchtete, diejenigen, die aus ihren Häusern und Ländern vertrieben wurden - und auch aus ihren Leben. Sie haben in den letzten Jahren für Schlagzeilen gesorgt, viele Debatten ausgelöst und sogar die weltpolitische Landschaft geprägt. Weltweit befinden sich über 20 Millionen Menschen auf der Flucht – von Europa bis Asien. Ihre Schicksale lösen Betroffenheit aus, inspirieren aber auch zu guten Taten.

Zur letzteren Gruppe gehören auch die Sozialunternehmer, die für das Investment Ready Programm nominiert sind. Das Programm realisiert die Allianz gemeinsam mit dem Impact Hub.

Wir stellen Ihnen drei der neun nominierten Teams vor, die soziale Herausforderungen mit intelligente Geschäftsmodellen lösen und für uns moderne Helden sind. 

Im April 2017 waren in Malaysia über 150.000 Menschen auf der Flucht. Viele kämpfen, um über die Runden zu kommen, da es nur wenig legale Arbeitsmöglichkeiten gibt. Auch die rund 36.000 Flüchtlingskinder leiden unter gravierenderen Risiken: In ihren wichtigsten Entwicklungsjahren fehlt ihnen der Zugang zu medizinischer Versorgung und Bildung.

Suzanne Ling, Lee Swee Lin und Kim Lim entwickelten eine Idee, um dieses Problem anzupacken. Sie gründeten das Picha-Projekt, einen Catering- und Lieferservice, der die kulinarischen Fähigkeiten von Geflüchteten nutzt. Das ganze begann mit den leckeren Aromen, die die drei in den Flüchtlingslagern zu den Essenszeiten bemerkten. „Wir sahen die Chance, den Familien mit einem Cateringunternehmen ein Einkommen zu verschaffen. Damit war das Picha-Projekt geboren", sagt Ling.

Das Projekt ermöglicht geflüchteten Familien, Grundbedürfnisse wie Nahrung abzudecken, so dass die Versorgung der Kinder wieder stärker in den Fokus rückt. „Wenn es in erster Linie darum geht, eine Mahlzeit auf den Tisch zu bekommen, hat es eine niedrigere Priorität, seine Kinder zur Schule zu schicken", sagt sie.

Jeder ausgelieferten Mahlzeit liegt eine persönliche Notiz vom Koch bei. In Notfällen übernimmt Picha auch die medizinischen Kosten für die beschäftigten Flüchtlingsfamilien.

In der Türkei leben derzeit über 3,5 Millionen syrische Flüchtlinge, von denen mehr als ein Drittel minderjährig sind. In einem sensiblen Alter erlebten diese Kinder Konflikte und Traumata, mit denen sogar Erwachsene zu kämpfen hätten. Oft ist eine Psychotherapie der Schlüssel für die Bewältigung ihrer Erfahrungen – aber auch nicht-traditionelle Methoden wie die Kunsttherapie können dabei unterstützen.

Ece Altunmaral und Edipcan Yildiz, die Gründer der in Istanbul ansässigen Kleidungsmarke Reflect, nutzen Kunsttherapie-Workshops nicht nur, um jungen syrischen Flüchtlingen bei der Trauma-Bewältigung zu helfen, sondern auch, um eine Botschaft in die Welt zu tragen.

Die Workshops ermöglichen den Kindern, mit Farben auszudrücken, was Worte nicht sagen können. Die Kunstwerke finden in der Linie „Solidarity“ Eingang, die Bewusstsein für die Situation der Flüchtlinge schaffen soll. Reflect setzt einen Teil der Gewinne ein, um benachteiligten Jugendlichen eine Kunstkarriere zu ermöglichen. „Was um uns herum passiert, ist unsere größte Inspiration.

Unsere Mission ist es, Menschen zu ermutigen, sich für gesellschaftliche Veränderungen einzusetzen", sagt Yildiz.

Wenn Sie in Deutschland leben, haben Sie vielleicht die Kampagne von Social-Bee bemerkt: „Soft skills lernt man auf die harte Tour.“ Die Plakate vermitteln, dass Geflüchtete im Umgang mit ihrer Notsituation wichtige soziale Fähigkeiten erworben haben, die für Arbeitgeber relevant sind: Teamgeist, Belastbarkeit, Zielorientierung, Stressresistenz ...

Die Kombination sozialer Fähigkeiten und fachlicher Expertise ist eine gute Voraussetzung für Geflüchtete, beruflich Fuß zu fassen. Erfahrene Mitarbeiter können den neu Angekommenen auf dem Weg in den Job gezielt mit Mentoring und praktischer Hilfe unterstützen.

Das ist die Idee der Online-Plattform Volunteer Vision, die erfahrene Berufstätige mit Quer- und Berufseinsteigern vernetzt.

Gegründet von Suska Dreesbach-Bundy, Barbara Scheck und Julia Winkler, bietet Volunteer Vision eine Komplettlösung für Corporate Volunteering: Neben Lehrmaterial für Mentoren können Mentoren und Mentees direkt vermittelt werden.

Teilnehmende Unternehmen zahlen eine Nutzungsgebühr für Volunteer Vision. Einen Teil des Erlöses investiert das Team in den Ausbau der Plattform für gemeinnützige Organisationen im Bereich der Jugendförderung. Zu diesen Organisationen gehört auch Kiron, eine Bildungsplattform, die Flüchtlingen einen Zugang zum Studium ermöglicht. Etwa 300 Kiron-Studenten sind aktuell bei Volunteer Vision registriert, von denen etwa 120 im Mentoring sind oder bereits betreut wurden.

Hinter dem Etikett „Flüchtling“ verbergen sich Menschen mit schwierigen Geschichten. Mit Innovation und Unterstützung ist es möglich, ihnen eine Chance auf ein normales Leben zu geben.

Mit der Unterstützung sozialer Innovatoren stärkt man auch eine stabile Zivilgesellschaft. 

Anja Rechenberg 
Allianz SE
Tel.: +49 89 3800 4511

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