Netzwerke für Frauen: Soulsisters

Millionen von berufstätigen Frauen können nicht auf einflussreiche Mentoren und Job-Netzwerke zurückgreifen

Nimet Temel, Mitte 20, Hochschulabsolventin, ist seit zwei Jahren auf der Suche nach dem richtigen Job. Zwar hat sie kürzlich ihr Studium in Kommunikationswissenschaften abgeschlossen, aber sie verfügt über keine Berufserfahrung. Das klassische Henne-Ei-Problem - kommt einem bekannt vor, oder? Um sich zu motivieren, begann sie, digitale Videos inspirierender Frauen anzuschauen - in ihrem Heimatort in einer ländlichen Region in der Türkei.

Zufällig stieß sie dabei auf die Online-Veranstaltung einer Unternehmerin, die ein sogenanntes smart village gegründet hatte - und moderne Technologie mit den Möglichkeiten traditioneller landwirtschaftlicher Arbeitsweisen kombinierte. Von diesem Beispiel ermutigt, startete Nimet ihre eigene Kampagne, erläuterte ihr Dilemma und ergatterte schon bald einen Job bei einer Firma, die landwirtschaftliche Informationstechnologien entwickelt. Heute ist Nimet dort für den Bereich digitale Medien verantwortlich.

Die Videos stellt die digitalen Mentoring- und Networking-Plattform Binyaprak für interessierte Job-Einsteigerinnen zur Verfügung. Das Startup mit Sitz in der Türkei ist einer der Finalisten des Investment Ready Program, für das die Allianz im Rahmen einer Partnerschaft mit Impact Hub als Partner agiert und ihre Fachkompetenz zur Verfügung stellt.

Das Startup bietet eine Lösung für ein Problem, mit dem berufstätige Frauen immer wieder konfrontiert sind – Vorbilder, Informationen und Menschen zu finden, die ihnen dabei helfen, einen Fuß in die richtige Tür zu bekommen.

Immer mehr Frauen sind für eine erfolgreiche Karriere exzellent qualifiziert. Und immer mehr Unternehmen freunden sich mit dem Gedanken an, dass Frauen in Führungspositionen selbstverständlich sind. Und doch werden Frauen von guten Mentoren umgangen. Woran liegt das?

Eine Erklärung könnten konventionelle Denk- und Verhaltensmuster sein. Obwohl es immer mehr exzellente weibliche Führungskräfte gibt, herrscht in vielen Unternehmen noch eine eher traditionelle hierarchische Kultur, insbesondere auf Führungsebene. Laut einer Forbes-Umfrage sind immer noch nahezu drei Viertel der leitenden Positionen bei den 500 weltweit bedeutendsten Unternehmen von Männern besetzt.

Was Soziologen gemeinhin als "homosoziale Reproduktion" bezeichnen, ist die Tendenz derer in einflussreichen Positionen, unterbewusst Schützlinge zu suchen, die ihre eigenen Profile und inneren Einstellungen widerspiegeln. Das macht es für Frauen - so qualifiziert sie auch sein mögen - schwer, einen direkten Draht zu hochrangigen, in der Regel männlichen, Führungskräften zu bekommen.

Es kommt aber noch ein weiterer Aspekt hinzu, nämlich dass Frauen in leitenden Positionen unterbewusst oft das Bedürfnis verspüren, die berühmte Extrameile gehen zu müssen, um ihre Eignung für den Job in einer von Männern dominierten Arbeitswelt unter Beweis zu stellen. Somit bleibt weniger Zeit und Energie, um in das Mentoring anderer Frauen zu investieren.

Auch die soziale Konditionierung spielt eine Rolle, wenn es darum geht, Positionen mit weiblichen Fachkräften zu besetzen. Talentscouts neigen dazu, die Prioritäten von Frauen in erster Linie bei Familie und haushaltlichen Pflichten anzusiedeln. Dieses Vorurteil kommt in den Fragen zum Ausdruck, die Führungskräfte sich in der Regel selbst stellen, wenn sie nach Mitarbeitern suchen, in die es sich zu investieren lohnt. Bei weiblichen Kandidaten könnten diese Fragen lauten: ‘Wird sie in der Lage sein, ihre Rolle auch weiterhin auszufüllen, wenn sie schwanger wird?‘ ‘Bringt sie die notwendigen Voraussetzungen mit, um ganz in diesem Job aufzugehen?’, ‘Werden ihre familiären Verpflichtungen ihren beruflichen Zielen im Wege stehen?’ Unfair, ist aber so.

Ein wesentlicher Grund könnte die soziale Vernetzung von Frauen sein. Laut einer Studie von McKinsey neigen Frauen dazu, ihre Intentionen und Ansprüche bei der Nutzung ihrer Geschäftskontakte weniger direkt zu kommunizieren und mehr Wert auf Verbundenheit zu legen, anstatt auf rein geschäftliche Beziehungen.

Als Unternehmerin, die sich für Women's Empowerment, also die gleichberechtigte Einbindung und Stärkung von Frauen im Geschäftsleben, in der Türkei engagiert, hat Pulatkonak beobachtet, wie sehr es Frauen widerstrebt, bei anderen Menschen, zu denen sie keine persönliche Beziehung haben, um Hilfe zu bitten. Als sie erkannte, dass eine kuratierte digitale Vernetzung die Lösung sein könnte, war das Geschäftsmodell von Binyaprak gefunden.

“Die meisten Frauen, die sich auf unserer Webseite anmelden, haben ein konkretes Ziel: Sie wollen wissen, wie sie sich eine spezifische Fähigkeit aneignen, Arbeitspraktiken in einer Industriekultur verstehen und lernen können, ihre Ausbildung wirksam einzusetzen bzw. einen Quereinstieg zu schaffen. Keine dieser Frauen braucht jemanden, der sechs Monate lang ihre Hand hält. Was sie wollen, ist eine Antwort auf ihre spezifische Fragestellung", sagt Pulatkonak.

Binyaprak sammelt und kategorisiert FAQs von Frauen aus verschiedenen Branchen und unterschiedlichen Karrierestufen. Frauen, die über die entsprechende Erfahrung verfügen, erzählen ihre Geschichten in Videos, die dann zur gezielten Beratung für direkte Nutzer verschlagwortet werden. Alle Videos enden mit derselben positiven Botschaft: Wenn ich das kann, kannst du das auch! In der Videothek werden außerdem Frauen und Männer vorgestellt, die als Ansprechpartner für Anschlussfragen online zur Verfügung stehen. Online-Veranstaltungen, Artikel und Foren bieten weitere Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen. “Die Plattform ist ein virtuelles Händeschütteln zwischen Suchenden und Mitgestaltern", fügt sie hinzu.

Ein guter Mentor kann Ihnen zwar keine beruflichen Erfolge garantieren, aber er kann Sie definitiv auf den richtigen Weg bringen. Oprah Winfrey fasst es am besten zusammen: "Ein Mentor ist jemand, der dir hilft, die Hoffnung in dir selbst zu entdecken.”

PIMCO, einer der beiden Asset Manager der Allianz Gruppe, hat sich mit Girls Who Invest zusammengetan. Die Non-Profit-Organisation erhöht die Präsenz von Frauen im Portfoliomanagement und in den Führungsebenen der Asset-Management-Branche.

Girls Who Invest unterstützt vielversprechende weibliche College-Studentinnen unterschiedlichster Herkunft im Rahmen eines intensiven Ausbildungsprogramms dabei, Kerninvestmentkonzepte kennenzulernen, Koryphäen der Branche zu treffen und Praktika bei führenden Asset-Management-Firmen zu bekommen.

Im Rahmen der Partnerschaft halten PIMCO-Profis Vorträge anlässlich des Girls Who Invest’s Summer Intensive Programs, die von der University of Pennsylvania und der Universität von Notre Dame ausgerichtet werden; ferner werden in diesem Sommer Praktikumsstellen in Newport Beach, New York und London an sechs Studentinnen vergeben.

Ziel von Girls Who Invest ist es, dass bis zum Jahr 2030 dreißig Prozent des weltweit anlagefähigen Kapitals von Frauen gemanagt wird.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen:

 

Anja Rechenberg
Allianz SE
Tel. +49 89 3800 4511

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