"Imagekrisen können Unternehmenswert langfristig beeinträchtigen"

Weicher Faktor oder echter Vermögenswert? Welche Bedeutung hat der gute Ruf für Unternehmen?

Joachim Albers: Image, Markenstärke oder Kundenvertrauen haben heute einen großen Anteil am Erfolg vieler Unternehmen; gerade in der Konsumgüterbranche. Umgekehrt leidet die Substanz eines Unternehmens schnell, wenn sein Image Kratzer bekommt. Die Folgen können verheerend sein: das Unternehmen verliert Kunden, sein Umsatz sinkt, der Aktienkurs bricht ein, seine Attraktivität als Arbeitgeber leidet. So kann eine Imagekrise den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens langfristig beeinträchtigen. Daher ist Reputationsmanagement heute in vielen Unternehmen nicht länger nur Aufgabe von Kommunikatoren, sondern findet auch in den Führungsetagen immer mehr Aufmerksamkeit als Kernaufgabe für alle.

 

Durch welche Ereignisse kann die Reputation eines Unternehmens Schaden nehmen?

Die Liste ist lang und sie wird laufend länger. Die moralischen Standards in der Gesellschaft ändern sich, die Kunden werden kritischer. Korruption, defekte Produkte, Werbepannen, Kinderarbeit bei Lieferanten, Diskriminierung, Managementskandale, schlechtes Notfallmanagement bei Unglücken – all das kann in eine Krise münden. Wichtig ist, dass ein Unternehmen dann professionell, glaubwürdig und schnell reagiert und so versucht, die Krise einzudämmen. Wichtig hierbei ist absolute Transparenz; von der ersten Minute an. Bei einer Krise brauchen viele Unternehmen kompetente Unterstützung.

 

Die meisten Unternehmen haben doch eigene Kommunikationsprofis?

Grundsätzlich ist das richtig. Glücklicherweise ist der Alltag in den meisten Firmen nicht von globalen Empörungswellen im Internet oder medienrechtlichen Auseinandersetzungen bestimmt. Nicht jedes Unternehmen ist in der Kommunikationsabteilung so aufgestellt, dass es weltweit vertreten ist. Daher braucht ein Unternehmen in einer Krisensituation versierte Ratgeber, die einschätzen helfen, ob man auf einen Sturm sofort reagiert oder ihn abwartend vorüber ziehen lässt oder wie man auf die Vorwürfe etwa in den Lokalmedien eines Landes reagiert. Die Kosten für einen solchen professionellen Beistand übernehmen wir im Rahmen eines neuen Versicherungsschutzes…

Joachim Albers
Joachim Albers: "Image, Markenstärke oder Kundenvertrauen haben heute einen großen Anteil am Erfolg vieler Unternehmen"
Was können Unternehmen selbst tun, um ihren guten Ruf zu schützen?

Reputationsmanagement ist heute in vielen Unternehmen nicht länger nur Aufgabe von Kommunikatoren

Dann übernehmen Sie auch die Kosten für einen möglichen finanziellen Schaden?

Wenn es um Reputationsschutz geht, sind aus Versicherungssicht zwei Wege denkbar. Versicherer könnten Bilanzschutz leisten und Umsatzverluste ersetzen. Doch wie wollen Sie den Schaden messen? Das ist sehr schwierig. Was letztlich in der Unternehmensbilanz als Schaden erscheint, ist von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig und sicher auch nicht als Momentaufnahme darstellbar. Bei großen Industrieunternehmen sprechen wir hier schnell von finanziellen Verlusten in Milliardenhöhe. Denken Sie beispielsweise nur an BP und die Ölpest im Golf von Mexiko. Hier stößt Versicherung an ihre Grenzen. Daher haben wir uns für den zweiten Weg entschieden, der auf Prävention und Beratung setzt. Wir wollen Unternehmen helfen, durch ein professionelles Krisenmanagement einen finanziellen Schaden erst gar nicht entstehen zu lassen.

 

Was können Unternehmen selbst tun, um ihren guten Ruf zu schützen?

Ein positives Image ist kein Glücksfall oder Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis langjähriger Arbeit. So geht es zunächst darum, Reputationsrisiken im Vorfeld zu vermeiden, etwa durch die Einrichtung einer geeigneten Compliance-Struktur im Unternehmen. Die Außenwirkung eines Unternehmens sollte aktiv von den Kommunikations- und Marketingabteilungen gestaltet und auch analysiert werden. Eine kontinuierliche Medienbeobachtung gehört in den allermeisten Unternehmen mittlerweile zum Standard, sie sollte durch regelmäßige Befragungen von Mitarbeitern, Kunden oder der Öffentlichkeit ergänzt werden. So erhält ein Unternehmen ein verlässliches Bild, welche Aspekte seiner Unternehmenspolitik von betroffenen Personen kritisch wahrgenommen werden und kann sich gezielt auf Ausnahmesituationen vorbereiten. Weiterhin ist es wichtig, bereits im Vorfeld Abläufe und Verantwortlichkeiten für den Krisenfall festzulegen und diese im Idealfall in Simulationen regelmäßig zu trainieren.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen

Heidi Polke-Markmann
Allianz Global Corporate & Specialty
Tel. +49.89.3800-14303
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