Brain Power die wichtigste Ressource der Zukunft

Töpfer: Ein neues Klimaprotokoll muss verbindlich sein und alle relevanten Emittenten von Klimagasen einbinden. Außerdem darf es die wissenschaftliche Erkenntnis nicht politisch wegdiskutieren – etwa das Zwei-Grad-Ziel für eine maximale Erwärmung, die wir beherrschen können.

Es muss die Frage der Adaption, der Anpassung an den Klimawandel, auch in den Entwicklungsländern weitreichend regeln. Und es muss die flexibilisierenden Instrumente, also den Handel mit Kohlendioxid, und die Zusammenarbeit zwischen hochentwickelten und Entwicklungsländern auf dem Gebiet der Energie sehr viel effizienter machen als bisher.

Auf jeden Fall muss erreicht werden, dass wir die Emissionsminderung um über 50 Prozent bis zum Jahr 2050 nicht als unverbindliche Zahl vor uns hertragen, sondern mit konkreten Maßnahmen umsetzen können.

Klaus Töpfer: "Wir müssen die 'Mikado-Mentalität' überwinden"

Töpfer: Das Eigeninteresse dieser Länder führt dazu, dass sie sehr engagiert mitwirken werden. Indien und China leiden unter dem Klimawandel, und zwar erheblich. Bereits heute gibt es dort Schwierigkeiten in der Wasserwirtschaft. Veränderungen in diesem Bereich hätten in diesen Ländern mit je über einer Milliarde Einwohnern weitreichende negative Konsequenzen.

Außerdem brauchen auch China und Indien Energien, die nicht kohlenstoffhaltig sind. Die anderen werden knapper und teurer und begrenzen damit das wirtschaftliche Wachstumspotential solcher Länder, die sich wirtschaftlich entwickeln müssen, um Armut zu bekämpfen. Auch hier wird also aus wirtschaftlichem Interesse die gemeinsame Suche nach nicht-kohlenstoffhaltigen Energieträgern massiv zunehmen. Das gilt nicht nur für Kraftwerke, sondern auch im Mobilitätsbereich, der uns zunehmend herausfordert.

Aus der technologischen Zusammenarbeit heraus können wir gemeinsam gegen den Klimawandel vorgehen. Mit anderer Energie, besserer Technik, höherer Effizienz kann es gelingen, die wirtschaftliche Entwicklung mit einer Stabilisierung der Klimaentwicklung in Einklang zu bringen.

Töpfer: Ganz sicher ist der erste entscheidende Faktor, dass die hochentwickelten Länder selbst handeln. Wenn das nicht passiert, dann wird nichts gehen.

Der zweite Faktor ist, dass wir uns der Anpassung an den bereits stattfindenden Klimawandel verantwortlich erweisen. Auch das ist für viele Entwicklungsländer von größter Bedeutung.

Töpfer: Wir haben viele Sorgen mit einer Mentalität, die man als "Mikado-Mentalität" bezeichnen kann: Wer sich als erster bewegt, verliert. Nur nichts tun, was nicht andere auch schon tun. Diese Mentalität müssen wir schnellstmöglich überwinden.

Wir müssen dahin kommen, dass der gewinnt, der sich als erster bewegt: Es gibt ganz sicherlich eine deutliche Rendite für den, der mit neuen Technologien Frontrunner ist. Das kann man natürlich am besten, indem man die Vorteile statt der Nachteile sieht.

Töpfer: Dass mehr und mehr Menschen auf dieser Welt sehen: Das ist nicht nur eine Marotte von hochentwickelten Ländern, sondern Energie und Klima entscheiden wirklich mit über Krieg und Frieden in dieser Welt. Diese Frage schlägt sich nicht nur in Auseinandersetzungen über den Zugang zu begrenzten fossilen Energien nieder, sondern entscheidet über unser gemeinsames Wohlergehen auf diesem Planeten.

In den letzten Monaten ist es gelungen, dieses Gefühl sehr viel breiter in der Bevölkerung zu verankern. Das bleibt nicht mehr in den Zirkeln von Wissenschaftlern oder spezialisierten Politikern. Wenn die breite Öffentlichkeit so etwas herausfordert, dann wird auch die Politik sehr viel mobiler.

Töpfer: Unternehmen sehen das zunächst von der wirtschaftlichen Seite. Auch sie wissen, dass neue Technologien notwendig sind, die ohne fossile Energieträger auskommen. Dafür müssen wir die wichtigste Energie nutzen: Brain Power. Das ist die Power, die wir am meisten brauchen.


Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen hier zur Verfügung gestellt wird.
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